Dramatisch schlechte Auftragslage in der Industrie

Unternehmen Die aktuellen Konjunkturdaten der IHK für Ostbrandenburg zeichnen ein düsteres Bild.

Rückläufige Umsätze und Mitarbeiterzahlen, leere Auftragsbücher: Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Herbst 2025 zeichnet vor allem für die Industrie ein alarmierendes Zustandsbild.

Über alle Branchen hinweg gebe es mit Blick auf den Konjunkturklimaindex gegenüber dem Frühjahr zwar nur wenig Veränderungen. Dies aber hänge vor allem mit einem leichten Aufschwung in der Baubranche und bei den kleineren Betrieben (weniger als 50 Mitarbeiter) zusammen, berichtete Monique Zweig, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostbrandenburg, bei der Vorstellung der Konjunkturdaten am Donnerstag.

Ganz anders sieht es bei den größeren Industriebetrieben in der Region aus, die rund zehn Prozent aller Unternehmen in Ostbrandenburg ausmachen und wozu unter anderem Ankerbetriebe wie PCK, ArcelorMittal, Cemex und Tesla gehören. Viele Unternehmen hätten aktuell mit Problemen zu kämpfen.

Leere Auftragsbücher

Monique Zweig sprach von einem „Tiefpunkt“ und einem „dramatischen Zustand im verarbeitenden Gewerbe“. Über einen Zeitraum von 14 Jahren habe es in den Befragungen „noch nie einen so niedrigen Auftragsvorlauf gegeben wie derzeit“, so die IHK-Chefin. 59,4 Prozent der Industriebetriebe hätten demnach Auftragsrückgänge zu verzeichnen, bei 36,9 Prozent habe sich an der Auftragslage nichts verändert und nur bei 3,7 Prozent sind die Auftragsbücher voller als bei der letzten Befragung.

Die besorgniserregende Entwicklung in der Industrie schlägt sich auch in weiteren Wirtschaftsdaten aus der Region nieder. So verzeichneten Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe in Ostbrandenburg einen deutlichen Umsatzrückgang – laut IHK und Statistikamt von 7,3 Milliarden im ersten Halbjahr 2024 auf 5,9 Milliarden im ersten Halbjahr 2025. Die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt sank im gleichen Zeitraum von 25.605 auf 25.090. „Die Industrie baut ab. Hier sehen wir ganz klar die Tendenz zu Rationalisierung und Einsparungen“, so Monique Zweig.

Ebenfalls kein gutes Zeichen: Die sinkende Investitionsbereitschaft. Wenn Geld in die Hand genommen wird, handelt es sich vor allem um Ersatzinvestitionen – Produktinnovationen oder Klima- und Umweltschutz fielen hinter runter, erklärte die Hauptgeschäftsführerin.

Entlastungen erwartet

Den Eindruck, dass die Industrie nicht nur in Ostbrandenburg, sondern in ganz Deutschland aktuell zu kämpfen hat und in der Krise steckt, kann auch Anja Bölicke bestätigen. Sie ist Geschäftsführerin bei der indie Semiconductor FFO GmbH, die hochmoderne Sensor- und Radartechnologie vor allem für die Automobilbranche, aber auch für andere Industriebereiche und Branchen entwickelt. „Die Industrienachfrage sinkt, die Bedingungen sind aktuell denkbar schwierig“, erklärte sie. In den Räumen ihres Unternehmens wurden am Donnerstag die Konjunkturdaten vorgestellt.

Vor allem die überbordende Bürokratie mache es Unternehmen schwierig, zu wachsen, kritisierte Anja Bölicke. Es gebe heute viele Dokumentationspflichten, Kontrollaufgaben und Regelungen, die es vor 15, 20 Jahren, als sich ihr Unternehmen aus dem IHP heraus als Silicon Radar gegründete, noch nicht gegeben habe. „Das verlangt zunehmend Ressourcen, die ich alle mitbezahlen muss“, berichtete die Unternehmerin. Die neue Bundesregierung habe hier viele Erwartungen noch nicht erfüllt. Zwar gebe es einen Gipfel nach dem nächsten, spürbare Entlastungen für die Wirtschaft aber seien noch nicht dabei herausgekommen.

Auch in der Konjunkturumfrage der IHK werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen von den Unternehmen am häufigsten als wirtschaftliches Risiko genannt. Darunter fielen zum einen der bürokratische Aufwand bei der Unternehmensführung oder für Fördermittelprogramme, erläuterte Monique Zweig. Zum anderen gehe es um den Zugang zu Fachkräften, um Energiepreise und um langfristige Planungssicherheit am Standort. Zum Start der neuen Bundesregierung sei der Optimismus bei den Unternehmen insgesamt etwas größer gewesen als derzeit, so die IHK-Chefin.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Eine leicht positive Entwicklung bei der Stimmungslage verzeichnet neben dem Gastgewerbe vor allem die Baubranche. „Dort hoffen viele auf den angekündigten Bauturbo und die Investitionen in die Infrastruktur aus dem Sondervermögen“, sagt Monique Zweig. Zudem entwickeln sich ihren Angaben zufolge gerade viele der kleineren Betriebe in Ostbrandenburg stabil, suchen nach neuen Mitarbeitern – und sichern damit „unsere Wirtschaft in der Region“.

Nimm mein Geld, KI

VermögensanlageWir lassen uns von Künstlicher Intelligenz Ratschläge für eine Geldanlage mit 10.000 Euro geben. Ist das eine gute Idee?

Emotionen sind bei der Geldanlage nicht unbedingt der beste Ratgeber. Ist es da nicht eine sichere Bank, Künstliche Intelligenz (KI) zu fragen, welche Investitionen gut sind? Wir machen einen Versuch, setzen voll auf die seit Jahren beliebten und oft renditeträchtigen Aktien-ETFs (siehe Info).

Frage an die bekannteste KI ChatGPT „Ich möchte 10.000 Euro mittelfristig an der Börse investieren.“ Antwort: „Ich darf dir keine individuelle Anlageberatung geben. Aber ich kann dir erklären, wie man grundsätzlich an eine mittelfristige Geldanlage mit 10.000 Euro an der Börse herangeht, welche typischen Optionen es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben.“ Na, das ist doch genau das, was wir wollen.

Frage an ExpertenAber ist es denn überhaupt eine gute Idee, sein Geld nach Empfehlungen einer KI zu investieren? Experten sehen das differenziert. „Die KI wird Ihre Frage nicht immer richtig reflektieren“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Jede Antwort einer KI hängt davon ab, mit welchen Daten sie trainiert wurde und welche Datenquellen sie aus dem Internet heranzieht.“ Mit fachlich falschen Antworten und falschen Quellennachweisen wäre zu rechnen.

ChatGPT präzisiert Die KI nennt im nächsten Schritt die Vor- und Nachteile breit gestreuter Aktien-ETFs, Anleihen-ETFs, Einzelaktien und Festgeld oder Tagesgeld. Auch eine Kombination aus sicherer Anlage (Tages-/Festgeld) und ETFs oder Fonds mit besseren Chancen auf Rendite ist ihr eine Erwähnung wert. Wir entscheiden uns für Aktien-ETFs.

Studie warnt Eine Untersuchung an der Universität St. Gallen und Technischen Universität München zeigt, dass KI zwar bei Anlageentscheidungen hilft. Auf bislang Erfolgreiches zu setzen, bedeute aber, Risiken einzugehen. So kann der meist von KI favorisierte US-Markt einbrechen. Branchen wie Transport oder Dienstleistungen werden oft vernachlässigt. Zudem wählt KI mit aktiv gemanagten Anlagen häufig teurere Varianten.

Wir präzisieren unsere Vorstellungen „Ich bin bereit, ein gewisses Risiko einzugehen. Das Geld soll aber nach fünf bis sieben Jahren mindestens fünf Prozent zulegen.“ ChatGPT schreibt daraufhin: „Fünf Prozent in fünf bis sieben Jahren ist ein eher moderates Ziel, dafür muss man nicht extrem riskant investieren.“ Fünf Prozent seien „deutlich weniger als die historische Rendite von Aktien und ETFs“. ChatGPT ignoriert unseren Wunsch nach Aktien-ETFs und bringt drei Anlagemöglichkeiten. Ein defensiver Ansatz mit niedrigem Risiko, 70 Prozent Festgeld und Anleihen-ETFs, den Rest in Aktien-ETFs. Einen ausgewogenen Ansatz mit mittlerem Risiko und zur Hälfte Aktien-ETFs und „sichere Anlagen“ mit Tagesgeld, Festgeld, Anleihen-ETFs. Und schließlich chancenorientiert, mit höherem Risiko und bis zu 100 Prozent Aktien-ETFs. Die Renditeerwartungen sieht die KI je nach gewählter Anlageform „wahrscheinlich“ bei zehn bis 20 Prozent, 15 bis 30 und 30 bis 50 Prozent.

Analyseunternehmen ist skeptisch Aussagen von KI-Chatbots wie ChatGPT, Gemini, Perplexity oder Mistral sollten prinzipiell skeptisch betrachtet werden, ist auch das Ergebnis einer Studie von NewsGuard. Das Analyse-Unternehmen aus den USA hat eine starke Zunahme unwahrer Behauptungen bei KI festgestellt. Gab es vor einem Jahr nur 18 Prozent Falschaussagen bei kontroversen Themen oder solchen, die gezielt von Desinformationsakteuren adressiert werden, sind es nun 35 Prozent.

KI in anderer Rolle Frage: „Stell dir vor, du bist der beste Anlagenberater Deutschlands. Welche konkreten Aktien-ETFs würdest du mir empfehlen?“ Zwar weist der Chatbot erneut darauf hin, dass er keine persönlichen Anlageempfehlungen geben darf. „Aber ich kann dir zeigen, welche Aktien-ETFs von vielen unabhängigen Finanzexperten und Verbraucherschützern als solide Basisbausteine gelten, wenn man fünf bis sieben Jahre anlegen möchte und ein gewisses Risiko eingehen will.“ Damit umschifft ChatGPT das für sie geltende gesetzliche Verbot einer Anlagenberatung. Als „typische Basis-ETFs für Privatanleger“ eigneten sich etwa MSCI World ETF (1500 Unternehmen aus 23 Industrieländern) von iShares, Xtrackers, Lyxor. Für den FTSE All-World ETF (3500 bis 4000 Aktien) wird Vanguard und iShares angegeben. Für MSCI Emerging Markets ETF (Schwellenländer stärker gewichtet) die Anbieter iShares und Xtrackers.

Was die Bank sagt Deka Investment setzt KI in unterschiedlichen Bereichen ein, etwa zur Sammlung und Auswertung von Markt- und Aktiendaten. „KI kann Investmentfonds effizienter machen, sie kann aber menschliche Expertise nicht ersetzen“, heißt es vom Wertpapierhaus der Sparkassen. „Die Entscheidung obliegt weiter dem menschlichen Manager.“ Eine Deka-Umfrage ergab, dass nur fünf Prozent der Befragten KI als unterstützendes Werkzeug bei der Anlage nutzen.

Wir fragen bei ChatGPT nach Was ist von Sparten-ETFs zuhalten, die höhere Dividende versprechen, etwa aus den Bereichen Gold, KI/Technologie und Verteidigung? Den teilweise starken Wachstumschancen stehen unter anderem hohe Schwankungen und der vielleicht falsche Kaufzeitpunkt gegenüber, warnt ChatGPT und gibt einen „typischen Rat von Finanzexperten“ wieder: Nicht als Basisanlage, sondern höchsten als Beimischung (zehn bis zwanzig Prozent) zu einem breit gestreuten Aktien-ETF.

KI und Bankgeschäft Die Landesbank sieht KI auch ambivalent. „Die KI kann Denkanstöße liefern, Informationen aufbereiten, Vorschläge machen und Optionen aufzeigen, ersetzt aber keine regulierte Anlageberatung“, sagt Experte Elmar Kausch. „Antworten der KI wirken oft sehr überzeugend, erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit. Für Entscheidungen empfehlen wir daher geprüfte Informationen und eine professionelle Beratung.“ Hierbei könnten Beratende als Mittler zwischen bankfachlicher Kompetenz und KI-basierten Einschätzungen auftreten. „Dazu gehört beispielsweise, Kunden im Umgang mit KI-Anwendungen zu befähigen. Auch dann ist es aber mehr Ergänzung als Ersatz: Das Bankgeschäft basiert auf dem Vertrauen zwischen Kunde und Berater und einer gewachsenen, persönlichen Beziehung.“

Wir haben ChatGPT soweit Schließlich nennt die KI aktuelle Sparten-ETFs – von Zurückhaltung also keine Spur mehr. Für Verteidigung den VanEck Defence UCITS ETF, für Verteidigung Europa den Wisdo Tree Europe Defence UCITS ETF, Verteidigung Asiatisch/Indo-Pazifik den HANetf Future of Defence Indo-Pacific ex-China UCITS ETF und Gold den Xetra-Gold ETC.

Ist die Konkurrenz besser? Für Kausch macht es einen Unterschied, ob allgemeine KI-Chatbots wie ChatGPT oder spezialisierte Finanz-Chatbots eingesetzt werden. „Doch auch sie sind nicht unfehlbar und können eine persönliche, rechtssichere Beratung nicht ersetzen.“ Eine hundertprozentige Fehlerfreiheit könne kein System gewährleisten.

Bekenntnis zum Standort in München

MFE Medienkonzern aus Italien will langfristig in die Zukunft des Senders ProSiebenSat.1 investieren. Die Zentrale soll bleiben.

München. Für den deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 hat der neue italienische Mehrheitseigner, der Berlusconi-Konzern Media for Europe (MFE), sein Bekenntnis zum Standort Bayern offiziell bekräftigt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und MFE-Vorstandschef Pier Silvio Berlusconi unterzeichneten bei einem Treffen in München eine gemeinsame Absichtserklärung.

MFE will den ProSiebenSat.1-Sitz in Unterföhring bei München demnach langfristig als zentralen Standort für seine Aktivitäten im deutschsprachigen Raum etablieren. „Für MFE ist dies ein wichtiger und konkreter Schritt, der unser Bekenntnis bekräftigt, in Bayern zu arbeiten und in die Zukunft von ProSiebenSat.1 zu investieren“, sagte Berlusconi einer gemeinsamen Mitteilung zufolge. Er ist der Sohn des 2023 gestorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. MFE hatte nach einem Bieterkampf kürzlich mit einem Anteil von mehr als 75 Prozent die volle Kontrolle an der ProSiebenSat.1 Media SE übernommen.

Die internationale Gruppe besitzt bereits Fernsehketten in Italien und in Spanien. Geplant ist der weitere Ausbau zu einem europäischen Senderverbund. Neben Wachstum erwartet sich MFE von der Zusammenarbeit auch hohe Einsparungen. Eine wichtige Frage ist in solchen Fällen stets, wo die Zentralen der Sender und die Arbeitsplätze sind. Für Bayerns Staatsregierung haben Medien- und Standortpolitik seit je große Bedeutung.

Der frühere Patriarch Silvio Berlusconi hatte über Jahrzehnte seinen Medienkonzern genutzt, um seine politische Karriere und die von ihm gegründete Partei Forza Italia zu fördern. Die Berlusconi-Kinder sind bislang nicht in die Politik eingestiegen, stehen der Partei aber nahe.

ProSiebenSat.1 ist neben der RTL-Familie der zweite große private Fernsehkonzern in Deutschland. Neben klassischen Sendern wie ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins gehört unter anderem auch der Streaminganbieter Joyn dazu. Bekannte Formate der Sendergruppe sind zum Beispiel die Shows „Germany’s Next Topmodel“ oder „The Voice of Germany“.

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