Die Remis-Serie brechen

Fußball Nach fünf Unentschieden am Stück in der Oberliga Nord will Union Klosterfelde im Brandenburger Duell gegen Optik Rathenow drei Punkte einfahren. Dafür gilt es, Fehler abzustellen.

Die eine Serie der SG Union Klosterfelde ist gerissen, die andere hat Bestand: Seit Mitte August hatte der Landesmeister Brandenburg nicht mehr verloren, weder in den Punktspielen der Oberliga noch im Landespokal. Gegen Viertligist SV Babelsberg 03 gab es dann aber doch eine nicht ganz unerwartete Niederlage. Im Punktspiel am Sonntag wollen die Barnimer eine ihrer Serien am Leben erhalten.

Mit Optik Rathenow kommt ein Tabellennachbar. Die Rechnung ist einfach: Nehmen die Gäste als 14. einen Dreier mit, schließen sie zu Union auf. Setzt sich die Heim-Elf durch, beträgt das Polster auf die Abstiegszone sechs Punkte – nach einem Drittel der Saison. Behalten beide je einen Zähler, fällt das Durchatmen für das Oberliga-Duo aus Brandenburg aus.

Sechs Ligaspiele ungeschlagen

Fünfmal in Folge unentschieden gespielt, ein fulminantes 5:0 gegen Viktoria Berlin: Der Start des Aufsteigers aus Klosterfelde in seine erste Spielzeit in der 5. Liga ist keineswegs enttäuschend. Mehrfach schnupperte die Elf von Trainer Kevin Hetzel an einem weiteren Dreier, war „teilweise spielerisch sogar besser als der Gegner“, wie Emil Gustavus die Punkteteilungen Revue pas- sieren lässt. Der beim 1. FC Union Berlin ausgebildete Defensivspieler zählt zu den Neuen, die im Sommer verpflichtet wurden.

Worauf es am Sonntag ankommt, um zu Hause zum zweiten Mal erfolgreich zu sein? „Von Anfang an konzentriert bleiben“, fordert Kevin Hetzel. „Wir müssen alles reinhauen und individuelle Fehler abstellen, vor allem auch die Chancen nutzen.“ Genau diese Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor sei laut dem Trainer das Manko seiner Elf. „Wir brauchen zu viele Chancen für einen Treffer.“ Das Match gegen die Rathenower sei ein „klares Sechspunktespiel.

Ähnlich sieht es Gustavus: „Es gilt zu gewinnen. Dann stehen wir ordentlich da.“ Hinter dem 24-Jährigen liegt eine beachtenswerte Karriere: in Köpenick ausgebildet, dann Hertha 03, Optik Rathenow, Lichtenberg 47, Blau-Weiß 90 und Tasmania Berlin. Hängen blieb vor allem die Zeit bei der VSG Altglienicke: „Wenn Corona uns keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte, wären wir vielleicht in die Dritte Liga aufgestiegen – und dies in meinem ersten Männerjahr.“ Aber nach der Quotienten-Regel wurde Viktoria Berlin 2021 Staffelsieger der Regionalliga.

Dass Emil Gustavus, der in der Hauptstadt einem Job als Personal Trainer nachgeht, nach Brandenburg gewechselt ist, hat mehrere Gründe: „Das sehr familiäre Umfeld bei der SG Union, die Jungs sind super, wir sind ein relativ junges Team.“ Und er lässt nicht unerwähnt, dass die Gespräche mit Vorstand und Trainerteam „ehrlich und vertraut“ geführt worden seien. Als besonders stark empfindet er den Mannschaftsgeist.

Als „bodenständig und extrem wichtig für uns“, beschreibt Trainer Hetzel den Strategen, den ein geradliniger Stil prägt, der sich kaum „verrückte Dinge“ leistet und der intelligenten Fußball zeigt. „Emil ist kein Lautsprecher, aber jemand, der eine Führungsrolle übernehmen kann.“

Der Modellathlet kann sowohl im defensiven Mittelfeld als auch als Innenverteidiger eingesetzt werden, hier meistens neben Ian Kroh (FSV Luckenwalde, Eintracht Mahlsdorf) und Luca-René Heinrich (früher BFC Dynamo). Gustavus sieht „genug Qualität“ bei den Klosterfeldern, um in der Oberliga zu bestehen. „Wir müssen aber endlich dreifach punkten, nicht nur einfach“, unterstreicht er.

Abstiegskampf nicht als Ziel

Denn: Abstiegskampf sei weder das Ziel des Vereins, noch sein persönliches. „Das wäre gelogen.“ Drei Jahre Regionalliga, teils im Aufstiegsrennen, liegen hinter ihm und die „sehr spannende Phase mit Altglienicke am Tor zur Dritten Liga. Ich hoffe so sehr, dass wir hier mit Klosterfelde einen Sprung in der Tabelle hinbekommen.“

Übrigens: Dass Emil Gustavus zwei weitere Vornamen trägt, liegt an seinen musikalischen Eltern. Er erklärt: Ian kommt von Ian Curtis, dem Sänger der britischen Band Joy Division, Marley erinnert an den jamaikanischen Reggae-Sänger und -Songwriter Bob Marley.

Faust auf Faust

Bundesliga Erster gegen Zweiter: Der deutsche Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ist schon früh in der Saison richtungweisend.

Es ist erst der 7. Spieltag, gefühlt aber geht es bereits um die Meisterschaft. „Wenn wir gewinnen, sieht es schon gut aus“, sagte Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer vor dem deutschen Klassiker gegen Borussia Dortmund. Gut ausschauen heißt: Gewinnt der Erste am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen den Zweiten, beträgt der Abstand sieben Punkte. Hainer betonte der Form halber bei Sky immerhin: „Es ist noch zu früh in der Saison, um über den Meistertitel zu sprechen.“

Zu früh? Münchens Trainer Vincent Kompany findet es zumindest „völlig okay, dass wir dieses Spiel groß machen“. Allein schon, weil „diese Topspiele gegen Dortmund fast eine eigene Art Pokal sind, dieses Spiel allein willst du gewinnen. Dann kommt der Rest.“ Mit sieben Siegen aus sieben Spielen und einem Vorsprung von mindestens fünf Punkten auf den nächsten Verfolger hätten die beängstigend souveränen Bayern den Titelkampf dann aber erstmal langweilig gemacht.

FCB will weiter gewinnen

Geht es nach Kompany, wird es auch so kommen. „Wir haben“, betonte er mit erkennbarer Vorfreude, „die Motivation für diesen Klassiker: Erster gegen Zweiter, beide ungeschlagen!“ Und ja, „Dortmund hat viel Stabilität gezeigt, Dortmund ist insgesamt ein starker Gegner“, aber: „Wir sind zu Hause, wir haben voll, voll Bock auf dieses Spiel. Es geht um die Mentalität, und die haben wir.“ Das klingt nach einer Drohung, das klingt nach „Mia san mia“.

Als ehemaliger Münchner Trainer kennt Niko Kovac dieses „Mia san mia“ nur allzu gut, er weiß daher auch: „Wenn man in München zu ängstlich agiert, dann wird es schwierig“, sagt er. Wie man es richtig macht, war beim 2:2 in München gegen Ende der vergangenen Saison zu beobachten, diesmal will er den Münchnern nicht nur eine „Schelle“, sprich Watschn mitgeben. „Wir müssen eine Faust sein.“ Gut, dann sind es „also zwei Fäuste gegeneinander“, entgegnete Kompany.

Die Serie von mittlerweile zehn Pflichtspielsiegen in Serie ist für Sportvorstand Max Eberl vorläufiges Resultat einer nunmehr 17-monatigen Entwicklung unter dem „Glücksfall“ Kompany. „Das Miteinander, die Energie, die Lust auf Siege, diese Lust, auch bei einem 3:0 das vierte Tor machen zu wollen – das hat der Trainerstab im Team verinnerlicht, von Anfang an. Wir sind nicht besser als letztes Jahr, aber letztes Jahr war elementar, damit wir heute so dastehen, wie wir dastehen!“

Dass die Münchner so gut dastehen, hat viel mit Harry Kane zu tun, der in den bislang zehn Pflichtspielen schon 18 Tore erzielt hat, davon elf von 23 der Bayern in der Bundesliga. Das bedeutet jede Menge Arbeit für die Abwehr des BVB mit dem starken Nico Schlotterbeck, an dem auch die Münchner Interesse haben sollen – oder könnten. Eberl sagte dazu am Freitag, Priorität habe eine Vertragsverlängerung mit Dayot Upamecano. Wenn sich dabei aber etwas anders entwickle als geplant, „wird man auf den Markt gehen und sich den Markt anschauen“.

Kompany sieht Schlotterbeck erst mal nur „als Gegner“ und damit als Teil einer Dortmunder Mannschaft, die seit März nicht mehr verloren hat, die „mittlerweile Deutlichkeit in System und Profil“ habe. Aber grundsätzlich gelte, ergänzte Kompany: „Der Gegner muss einiges lösen mit dem FC Bayern!“ Was bisher aber keinem Gegner gelungen ist. Und „deswegen“, sagte Eberl lächelnd, „sieht das jetzt gerade auch sehr gut aus. Und wir wollen diese Welle weiterreiten.“

Es bleibt unruhig

Turnen Die DTB-Athleten wollen bei der WM in Jakarta überzeugen. Doch auch diesmal wird ihr Auftritt von Nebengeräuschen begleitet.

Der Fokus lag auch diesmal nicht uneingeschränkt auf dem Sport. Wenige Tage vor Beginn der Weltmeisterschaften am Sonntag in Jakarta sah sich der Deutsche Turner-Bund plötzlich mit dem von der indonesischen Regierung forcierten Ausschluss der israelischen Sportler konfrontiert. Dabei hat der Verband seit Monaten mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals selbst alle Hände voll zu tun. Die unruhigen Zeiten für den DTB dauern vor dem Saisonhöhepunkt an – für positive Schlagzeilen soll bei der WM nun ein 20-jähriger Shootingstar sorgen.

Als Doppel-Europameisterin ist Karina Schönmaier nach Ja- karta gereist, die Bremerin schaffte bei der Heim-EM in Leipzig im Mai mit Goldmedaillen am Sprung und im Mixed den internationalen Durchbruch. Ihre dritten Titelkämpfe geht sie daher mit hohen Erwartungen an: „Ich möchte gerne vorne mitspielen“, sagt sie selbstbewusst. Am Sprung ist die Finalteilnahme das Minimalziel, auch am Boden und im Mehrkampf rechnet sich Schönmaier Finalchancen aus.

Isreal darf nicht starten

Doch weil es in Jakarta keine Mannschaftsentscheidung geben wird und daher vor allem starke Individualisten an den Start gehen, bremst DTB-Sportvorstand Thomas Gutekunst die Erwartungen: „Wir wollen uns nicht verstecken, aber wir wissen, dass es auf diesem Niveau wirklich schwierig wird, ganz vorne mitzumischen.“ Bei den Männern, bei denen unter anderem Barren-Europameister Nils Dunkel und Timo Eder für Deutschland antreten, gelte es, möglichst nahe an die Finals heranzukommen.

Die Störgeräusche rund um den Ausschluss der israelischen Delegation für die Wettkämpfe, die bis zum Samstag dauern, will Gutekunst hinter sich lassen. Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass die indonesische Regierung wegen des Gaza-Kriegs keine Visa für israelische Athletinnen und Athleten ausstellen wird. Der DTB hatte in einem Statement mit Unverständnis auf diese Entscheidung reagiert und den betroffenen Sportlern Unterstützung signalisiert, der internationale Sportgerichtshof lehnte den Antrag auf „dringende einstweilige“ Gegenmaßnahmen allerdings ab. Die CAS-Entscheidung, die einer Bestätigung des Ausschlusses der Israelis gleichkam, „haben wir zur Kenntnis genommen“, sagte der Sportvorstand – weiter äußern wolle er sich zu der Thematik nun nicht mehr.

Was den DTB hingegen noch lange Zeit beschäftigten wird, sind die zu Beginn des Jahres aufgekommenen Missbrauchsvorwürfe von teils ehemaligen Athletinnen gegenüber Trainerinnen und Trainern an den Stützpunkten in Stuttgart und Mannheim. Seit Monaten laufen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen mutmaßlicher körperlicher und seelischer Gewalt – „wir haben die Information, dass diese bis Ende des Jahres abgeschlossen sein sollten“, sagt Gutekunst. Danach könne der Verband selbst mit der Aufarbeitung beginnen.

In Zusammenarbeit mit den Landesverbänden sei zuletzt bereits eine stärkere Einbindung der Eltern forciert worden, in den Trainingshallen sei verstärkt auf Verhaltensregeln aufmerksam gemacht worden. Auch das Konzept des geplanten Zentrums für Safe Sport als politisch geförderte Einrichtung für Intervention, Prävention und Aufarbeitung von Fällen sexualisierter und interpersonaler Gewalt, die eine zusätzliche Anlaufstelle für Betroffene bieten kann, begrüßt Thomas Gutekunst. Jedoch soll das Zentrum nun erst ab Mitte 2027 und damit später als ursprünglich geplant in den Regelbetrieb gehen.

Schöne und auch schmerzhafte Erinnerungen

Fußball OFC-Trainer Enis Djerlek geht mit gemischten Gefühlen in das Spiel gegen Stahl Brandenburg.

Oranienburg. Der Oranienburger FC Eintracht hofft nach zuletzt zwei Siegen in Folge, dass nun endlich der Knoten geplatzt ist. Im Landespokal läuft es, haben die Oberhavler überraschend das Viertelfinale erreicht. In der Brandenburgliga hinken sie mit erst vier Zählern aus sechs Spielen jedoch ihren Ansprüchen gewaltig hinterher. Die Bilanz soll am Samstag gegen Aufsteiger Stahl Brandenburg unbedingt aufgebessert werden.

Zuletzt hatte der OFC 4:3 beim 1. FC Frankfurt und im Pokal-Achtelfinale 3:1 gegen Regionalligist FSV Luckenwalde gewonnen. Nach dieser „Wahnsinns-Teamleistung“, so Trainer Enis Djerlek, wolle man an diese guten Leistungen anknüpfen. Der 51-Jährige freut sich auf die Partie gegen die BSG Stahl – und seinen Kollegen Robert Pocrnic.

Ex-Kapitän des OFC als Gegner

„Mit Robert kommt eine Ikone des Oranienburger Fußballs zu uns in die Orafol-Arena. Er war damals Kapitän und hat die junge Truppe, die Hans Oertwig aufgestellt hatte, 2013 aus der Landesliga in die Brandenburgliga geführt, obwohl damals keiner einen Pfifferling auf diese Mannschaft gegeben hat. Selbst als Robert schon über 40 war, hat er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und gegen den Abstieg gespielt“, erzählt Djerlek, der damals als Co-Trainer unter Oertwig agierte. Pocrnic beendete im Sommer 2015 seine Spieler-Karriere beim OFC Eintracht. Nun kommt der 52-Jährige als Trainer mit seiner neuen Mannschaft nach Oranienburg.

„Stahl spielt bisher eine überragende Saison. Das ist kein normaler Aufsteiger, schon allein durch die Zuschauer. Sie haben eine unglaubliche Fanbase, die auch auswärts hinter der Mannschaft steht. Und der Verein besitzt absolute Strahlkraft. Es wird schwer für uns, weil die Brandenburger mit einer absoluten Innbrunst, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen unterwegs sind“, weiß der Chef der Gastgeber.

In Gedanken beim Trainervater

Ein Gedanke stimmt Enis Djerlek stets positiv: „Ich habe von einem Menschen, der gerade um sein Leben kämpft, von Hans Oertwig, sehr viel gelernt – unter anderem, dass sich Fleiß am Ende immer auszahlt. Und meine Jungs arbeiten sehr fleißig. Wer arbeitet, macht auch Fehler, aber wer arbeitet, hat auch Hoffnung. Dementsprechend gehen wir mit Hoffnung in dieses und in alle weiteren Spiele“, sagt der Trainer, dessen Gedanken ständig bei dem 72-jährigen Oertwig sind.

„Ihm geht es nicht gut. Er liegt nur da und kämpft jeden Tag“, berichtet Djerlek, der seinen Trainervater so oft es geht im Krankenhaus besucht. „Es ist traurig, ihn in diesem Zustand zu sehen“, sagt der OFC-Coach mit gedämpfter Stimme.

Barca-Fan arbeitet bei Mercedes

Fußball Rezart Cami hat den Großteil seiner Zeit als Trainer beim Ludwigsfelder FC verbracht.

Ludwigsfelde. 16 Mannschaften kämpfen in der Brandenburg- liga um Meistertitel und Klassenerhalt. In loser Folge stellen wir die Trainer in einem Steckbrief vor. Heute: Rezart Cami von Oberliga-Absteiger Ludwigsfelder FC.

Geburtsdatum: 26. Oktober 1969

Wohnort: Ludwigsfelde, Ortsteil Ahrensdorf

Beruf: Cami ist in der Logistik bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde tätig.

Trainerstationen: 2012 bis 2015 Co-Trainer beim RSV Waltersdorf (zwei Jahre Oberliga, dann Brandenburgliga)

2015 bis 2020 Co-Trainer Ludwigsfelder FC (Landesliga, zwei Jahre Brandenburgliga, dann NOFV-Oberliga)

2020 bis 2023: als Co-Trainer VfB Trebbin (Landesliga Süd)

2023/24: Co-Trainer Phönix Wildau (Landesliga Süd)

seit 2024/25: Trainer des Ludwigsfelder FC (Oberliga, jetzt Brandenburgliga)

Größter Erfolg: Als Spieler und Co-Trainer hat er mit dem LFC den Aufstieg von der Landesliga in die Oberliga geschafft.

Wer ist für Sie der herausragendste Spieler der Liga? Felix Kausch vom Ludwigsfelder FC. „Er ist auf und neben dem Feld eine Führungsperson und in der Lage, während der Partie das Spiel zu lenken und zu steuern“, so der Trainer.

Spitzname: Rezi

Hobbys: Reisen, Schwimmen, Fußball schauen

Lieblingsverein: FC Barcelona

Für welche spezielle Trainingsform werden Sie von ihrem Team „gehasst“? „Es sind tatsächlich die Intervallläufe“, gibt der bald 56- Jährige zu.

Extra-Motivation für Norweger Grøndahl

Handball-Champions League

Berlin. Ein Füchse-Handballer strahlte besonders: Tobias Grøndahl war die Freude über den klaren 38:27-Heimsieg gegen seine Landsleute sichtlich anzusehen. „Ich bin wirklich happy. Ich liebe es immer wieder, Kolstad zu schlagen. Für mich bedeutet es ein wenig mehr als für die anderen Jungs“, sagte der Norweger nach dem fünften Sieg im fünften Spiel der Champions League.

Denn Grøndahl pflegt eine gern benannte Abneigung für den heimischen Titelträger: Bis 2024 hatte der 24-Jährige beim Erz-Rivalen Elverum gespielt – und war so besonders motiviert: „Ich will ihnen immer wehtun, so viel wie ich kann.“ Und die Motivation half – mit neun Toren war er bester Schütze der Berliner.

Für den Norweger war es der bisher beste Auftritt im Füchse- Trikot. Er zeigte große Spielfreude, nahm sich viele Würfe, suchte immer wieder den Weg zum Kreis. „Das war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte er und schob schmunzelnd hinterher: „Vielleicht brauchte ich erst einen Tritt in den Hintern von meinen alten Rivalen, um die Dinge ins Rollen zu bringen.“

Trotz des deutlichen Sieges, mit dem die Hauptstädter Platz 1 in ihrer Vorrundengruppe behaupteten, hatte Trainer Nicolej Krickau aber viele Fehler gesehen. Die sollten in der Bundesliga am Sonntag beim TVB Stuttgart (15 Uhr/Dyn) reduziert werden. „Unsere Abwehr wird vor große Herausforderungen gestellt, da müssen wir uns sehr gut vorbereiten.

Sieg gegen kriselnde Gladbacher

1. FC Union Berlin Die Eisernen gewinnen 3:1 – Doppelpack von Danilho Doekhi.

Berlin. Krisen-Club Borussia Mönchengladbach hat im ersten Spiel mit dem neuen Sport-Chef Rouven Schröder von den Köpenickern den nächsten Dämpfer verpasst bekommen. Die Elf vom Niederrhein unterlag am Freitagabend beim 1. FC Union Berlin mit 1:3 (1:2) und rutschte mindestens für eine Nacht auf den letzten Tabellenplatz ab. Saisonübergreifend haben die Fohlen seit 14 Spielen nicht gewonnen – Vereins-Negativrekord.

Vor 22.012 Fans im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei brachte Innenverteidiger Danilho Doekhi (3. und 26. Minute) die Hauptstädter mit einem Doppelpack in Führung. Ex-Herthaner Haris Tabakovic erzielte den Anschlusstreffer (33.), Rani Khedira (81.) sicherte den Berliner Sieg in der Schlussphase.

Statt dem erwarteten zähen Ringen hatten beide Teams einige gute Gelegenheiten. Die Unioner nutzten die Fehler der Gäste aber besser aus.

Damit geht die Krise bei den Gladbachern auch nach Schröders Ankunft weiter. Die Borussia holte aus den letzten sieben Auswärtsspielen nur zwei der 21 möglichen Punkte. Die Gastgeber rückten in der Tabellezumindest vorübergehend auf Rang 7 vor.

Die Borussia hatte Schröder als Nachfolger des zurückgetretenen Roland Virkus verpflichtet. Der neue Sport-Chef, der am Samstag 50 Jahre alt wird, sprach dem bisherigen Interimstrainer Eugen Polanski demonstrativ sein Vertrauen aus. „Natürlich müssen wir punkten, um nach oben zu kommen. Aber jetzt zu sagen, in drei Spielen muss er sieben Punkte holen, sonst geht es nicht weiter, macht überhaupt keinen Sinn.“

Union-Trainer Steffen Baumgart hatte vor dem Spiel gewarnt: „Wir sprühen nicht immer vor Enthusiasmus, wenn wir den Ball haben.“ Dafür besannen sich die Köpenicker auf altbewährte Stärken. Nach einer Ecke von Kapitän Christopher Trimmel traf Doekhi per Kopf zur Führung. Und als Ilyas Ansah den Innenpfosten traf, schaltete der Niederländer am schnellsten und grätschte zum Doppelpack ein. Nach einem schlecht geklärten Freistoß des Ex-Unioners Marvin Friedrich sorgte Khedira mit einem überlegten Schuss tief in der zweiten Halbzeit für die Entscheidung.

Wann startet der Kapitän durch?

Fußball Yussuf Poulsen kehrt mit dem HSV nach Leipzig zurück, beim Aufsteiger lief es zuletzt auch ohne den Stürmer.

Hamburg. Yussuf Poulsens Mama Lene kommt extra aus Dänemark angereist, die ganze Familie wird bei seiner emotionalen Rückkehr nach Leipzig auf der Tribüne sitzen. Die RB-Fans planen eine Choreographie, der Klub will Poulsen offiziell verabschieden. Es wird also alles andere als ein gewöhnlicher Bundesliga-Arbeitstag für den Neu-Hamburger.

„Ich war noch nie in der Auswärtskabine, um mich umzuziehen“, sagte Poulsen über das Wiedersehen am Samstag (15.30 Uhr/Sky): „Hoffentlich wird es ein geiles Spiel mit einer tollen Stimmung.“

Rekordspieler bei RB Leipzig

Von 2013 bis Sommer 2025 spielte Poulsen in Leipzig, bei RB nennen sie ihren Rekordspieler (425 Pflichtspiele) eine Legende, in Hamburg wurde er als großer Hoffnungsträger empfangen – doch wirklich rund läuft es für den 31-Jährigen beim Aufsteiger noch nicht. Wegen muskulärer Probleme kommt Poulsen bisher nur auf zwei Kurzeinsätze – ohne den flinken Angreifer holte der HSV aus den vergangenen drei Partien sieben Punkte. Doch pünktlich zum Rendezvous mit seiner alten Liebe ist Poulsen wieder fit. „Mir geht es gut. Ich hoffe, dass die Zeit der Rückschläge nun vorbei ist“, sagte der Däne.

Für die Startelf wird es vermutlich aber noch nicht reichen: „Ich muss wieder in den Rhythmus finden, einfach Spiele machen. Dann werde ich nach und nach wieder auf meine 100 Prozent kommen.“ Beim HSV ist Poulsen aber auch wichtig, wenn er nicht auf dem Rasen steht. Ein bisschen überraschend stieg er sofort zum Kapitän auf, seine Erfahrung wird nach all den Jahren in den Niederungen der zweiten Liga in Hamburg sehr geschätzt. Poulsen kümmert sich um die jungen Spieler und Neuzugänge, für Trainer Merlin Polzin ist er eine Art verlängerter Arm. Und vor dem Spiel gegen Leipzig gab er Insidertipps.

„Natürlich haben wir uns ausgetauscht, da wir auf seine Expertise gepaart mit unseren Analysen vertrauen. Das gehört zu einer professionellen Vorbereitung dazu“, sagte Polzin, der seinen Kapitän behutsam aufbauen will – der Kampf um den Klassenerhalt dauert schließlich lange.

Misstrauen in Texas

Formel 1 Der Titel-Endspurt wird zum interessanten Stresstest mit großer Fallhöhe.

Austin. Ganz so heil ist auch die heile Welt bei McLaren nicht mehr, das wurde zuletzt schon in Singapur klar. Beide Autos krachten gegeneinander, Lando Norris kam dabei deutlich besser weg – und Oscar Piastri zürnte am Funk, „unfair“ und „ziemlich beschissen“ sei das gelaufen. Der Ton wird rauer beim Weltmeister-Team, vor dem Großen Preis der USA in Austin (Sonntag, 21 Uhr/Sky) ergibt sich in der Formel 1 eine durchaus interessante Gemengelage.

Denn den Konstrukteurs-Titel hat McLaren sicher, an den letzten sechs Rennwochenenden steht einzig die Fahrer-Weltmeisterschaft im Fokus. Ausgefahren wird sie zwischen zwei Team-Rivalen, und das war in der Königsklasse schon immer Nährboden für Misstrauen und Spannungen. Die besondere Würze: Von hinten galoppiert auch noch der Serien-Weltmeister heran, Max Verstappen ist im Red Bull derzeit deutlich besser unterwegs.

Das vergrößert die Fallhöhe für Piastri und Norris – dabei geht es ohnehin um so viel. Beide kämpfen um ihren jeweils ersten Weltmeister-Titel, und beide wissen nicht, ob sie in ihrer Karriere noch einmal so nah herankommen werden: Im kommenden Jahr greift ein völlig neues Reglement, die Teams starten dann alle bei null.

Zeit für Egoismus

Die Zeit für egoistische Entscheidungen auf der Rennstrecke ist gekommen, und das wiederum stellt das McLaren-System auf die Probe: Der Rennstall betont öffentlich immer wieder seine „Papaya-Regeln“, die freies Racing, aber auch gegenseitige Rücksichtnahme sicherstellen sollen. Allerdings: Bislang wurden diese Regeln nicht wirklich auf die Probe gestellt – das dürfte sich bis zum Saisonfinale am 7. Dezember in Abu Dhabi ändern.

„Wir müssen uns im Klaren sein, dass es eine schwierige Situation ist“, sagt Team-Chef Andrea Stella. „Wir wollen gemeinsam den Erfolg, aber beide Fahrer verfolgen ihre eigenen Ziele.“ In zahlreichen historischen Teamduellen der Formel 1 litt dadurch zunächst das Vertrauen der Piloten ineinander, irgendwann dann das ins Team.

Flirt mit dem US- Rennsport

Motorsport Mick Schumacher überzeugt bei seinem IndyCar-Test und kann sich eine Zukunft in der Serie vorstellen.

Indianapolis. Mit mehr als Tempo 300 direkt an einer Mauer vorbeirasen, packende Rad-an-Rad-Duelle und das legendäre Spektakel mit den 500 Meilen von Indianapolis vor mehr als 400.000 Fans – der Gedanke daran lässt das Herz von Mick Schumacher höher schlagen. „Es ist eine großartige Meisterschaft“, sagte der 26-Jährige nach seinem IndyCar-Test: „Ich bin noch jung, deshalb möchte ich so viel wie möglich Rennen fahren, und ich glaube, dass die Menschen hier den Motorsport wirklich leben.“

Suche nach erfüllender Aufgabe

Genau wie Schumacher selbst. Nach seinem Formel-1-Aus sucht der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher weiter nach einer Aufgabe, die ihn komplett erfüllt. Und womöglich kann ihm die US-Serie bieten, wonach er strebt. „Ich liebe Fahrzeuge mit frei stehenden Reifen. Mein Vater hat ja immer gesagt, dass die Schumachers immer schneller sind, wenn sie die Vorderreifen sehen können“, sagte der Junior, der in einem Wagen des US-Teams RLL mit rund 700 PS unterwegs war und bei dem Test auf dem Rundkurs des berühmten Indianapolis Motor Speedway in 1:10,980 Minuten die drittbeste Zeit unter den sieben Fahrern drehte. „Mir gefällt dieses Zitat.“

43 Formel-1-Rennen bestritt Schumacher in den Jahren 2021 und 2022 für Haas, war danach noch Test- und Reservefahrer bei Mercedes, in dieser Saison ist er „nur“ für Alpine in der Langstrecken-WM WEC unterwegs. Und hat dabei aber ein Dach über dem Kopf. Die IndyCar-Rennwagen kommen denen in der Formel 1 hingegen schon recht nahe. So ist ein Wechsel für Schumacher in die US-Serie offenbar eine Möglichkeit, die ihn reizt.

Keine Rückkehr in die Formel 1

„IndyCar kommt dem, was ich noch fahren kann, am nächsten“, sagt der 26-Jährige. „Ich kann nicht zurück zur Formel 2, weil ich da eine Meisterschaft gewonnen habe. Natürlich war es in den letzten Jahren mein Ziel, in die Formel 1 zu kommen, aber diese Option hat sich in diesem Jahr und auch in den Jahren zuvor nicht mehr wirklich ergeben. Irgendwann möchte ich wieder im Einsitzer fahren, und da ist diese Option eine gute Wahl.“

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