Brand gelöscht, Fragen bleiben

  • Das Gebäude in Strausberg, in dem es gebrannt hat: Durch schnelles Eingreifen von zwei Erziehern konnte Schlimmeres verhindert werden. Rußspuren sind noch deutlich auszumachen. Foto: Tilman Trebs

Jugendhilfe Nach dem nächtlichen Feuerwehreinsatz in einer Wohngruppe in Strausberg ist ein Spendenaufruf aufgetaucht, der für Verwirrung sorgt.

Es war der Schock zu Beginn der Woche: In der Nacht zu Sonntag ist in einer Wohngemeinschaft für Jugendliche an der Klosterdorfer Chaussee in Strausberg ein Feuer ausgebrochen.

Wie die Awo, Trägerin der stationären Jugendhilfeeinrichtung, einen Tag später auf Nachfrage mitteilte, ist es dem beherzten Eingreifen zweier Erzieher zu verdanken, dass nicht Schlimmeres passiert ist. „Sie hatten den Brand entdeckt, die Feuerwehr alarmiert, die Wohnbereiche evakuiert und dann mit Feuerlöschern die Brandbekämpfung aufgenommen“, so Jens Sell, Vorsitzender des Awo-Ortsvereins Strausberg. Da die Pädagogen dabei viel Rauch eingeatmet hatten, mussten sie sich notärztlich versorgen lassen.

Zwei Erzieher greifen schnell ein

Während die jugendlichen Bewohner, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihren Elternhäusern leben können, derzeit in der Tagespflege des Awo-Seniorenzentrums am Mühlenberg des Bezirksverbandes Brandenburg-Ost temporär untergebracht sind, laufen die Ermittlungen zur Brandursache. Noch wird spekuliert, dass ein technischer Defekt ursächlich gewesen sein könnte.

Ein Gutachter der Versicherung sei bereits vor Ort gewesen, um Schäden aufzunehmen, so Sell weiter. Er ist zuversichtlich, dass die betreuten Jugendlichen schon bald in ihre Einrichtung zurückkehren können. Durch Spezialmaschinen könne beispielsweise der Ruß von Wänden und Möbeln abgetragen werden, heißt es.

Etwas verwunderlich erscheint ein Spendenaufruf auf einer dafür vorgesehenen Internetplattform unter dem Titel „Hilfe nach Brand in einem Wohnheim“. Dort wird nicht nur ohne die polizeiliche Untersuchung abzuwarten behauptet, dass ein Kabelbrand Schuld an dem Unglück war. Es wird auch gesagt, dass „diverse Kleinigkeiten für den alltäglichen Bedarf – Haushaltsgeräte et cetera“ fehlen würden. Da drängt sich die Frage auf, ob die Awo keine Versicherung hat.

„Natürlich sind wir entsprechend versichert und bekommen den materiellen Schaden ersetzt“, sagt Marc Leesch, geschäftsführender Vorstand beim Awo-Ortsverein Strausberg, gegenüber unserer Redaktion. Die Frau, die den Spendenaufruf gestartet hat, sei dem Verein zwar bekannt, habe aber ohne Rücksprache mit der Awo gehandelt. „Angewiesen sind wir auf Spenden in dem Bereich der stationären Jugendhilfe selbstverständlich nicht“, so Leesch. „Wenn aber durch so eine Spende, ein zusätzlicher Kinobesuch oder ein Restaurantbesuch während der geplanten Herbstfahrt für die Gruppe herausspringt – die Kinder wären sicher sehr dankbar.“

Hilfe bei der Verarbeitung

Enttäuscht zeigt sich der Geschäftsführer darüber, dass ohne Wissen der Awo ein Bild aus der abgebrannten Jugend-WG auf der Spendenplattform veröffentlicht wurde. „Das ist uns zu intim.“ Um das Geschehene zu verarbeiten, stehen – wenn nötig – nun die Pädagogen, ein Familientherapeut und eine Traumapädagogin bereit.

Sell sagt, allen vom Brand Betroffenen geht es den Umständen entsprechend gut und sie freuen sich, bald wieder in ihr altes Zuhause zurückkehren zu können.

Natürlich sind wir versichert und bekommen den materiellen Schaden ersetzt. Marc Leesch Vorstand Awo-Ortsverein

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