Faust auf Faust

  • Das Duell zwischen dem FC Bayern (Joshua Kimmch, l.) und Borussia Dortmund (Pascal Groß, r.) wird wieder mit Spannung erwartet. Tom Weller

Bundesliga Erster gegen Zweiter: Der deutsche Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ist schon früh in der Saison richtungweisend.

Es ist erst der 7. Spieltag, gefühlt aber geht es bereits um die Meisterschaft. „Wenn wir gewinnen, sieht es schon gut aus“, sagte Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer vor dem deutschen Klassiker gegen Borussia Dortmund. Gut ausschauen heißt: Gewinnt der Erste am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen den Zweiten, beträgt der Abstand sieben Punkte. Hainer betonte der Form halber bei Sky immerhin: „Es ist noch zu früh in der Saison, um über den Meistertitel zu sprechen.“

Zu früh? Münchens Trainer Vincent Kompany findet es zumindest „völlig okay, dass wir dieses Spiel groß machen“. Allein schon, weil „diese Topspiele gegen Dortmund fast eine eigene Art Pokal sind, dieses Spiel allein willst du gewinnen. Dann kommt der Rest.“ Mit sieben Siegen aus sieben Spielen und einem Vorsprung von mindestens fünf Punkten auf den nächsten Verfolger hätten die beängstigend souveränen Bayern den Titelkampf dann aber erstmal langweilig gemacht.

FCB will weiter gewinnen

Geht es nach Kompany, wird es auch so kommen. „Wir haben“, betonte er mit erkennbarer Vorfreude, „die Motivation für diesen Klassiker: Erster gegen Zweiter, beide ungeschlagen!“ Und ja, „Dortmund hat viel Stabilität gezeigt, Dortmund ist insgesamt ein starker Gegner“, aber: „Wir sind zu Hause, wir haben voll, voll Bock auf dieses Spiel. Es geht um die Mentalität, und die haben wir.“ Das klingt nach einer Drohung, das klingt nach „Mia san mia“.

Als ehemaliger Münchner Trainer kennt Niko Kovac dieses „Mia san mia“ nur allzu gut, er weiß daher auch: „Wenn man in München zu ängstlich agiert, dann wird es schwierig“, sagt er. Wie man es richtig macht, war beim 2:2 in München gegen Ende der vergangenen Saison zu beobachten, diesmal will er den Münchnern nicht nur eine „Schelle“, sprich Watschn mitgeben. „Wir müssen eine Faust sein.“ Gut, dann sind es „also zwei Fäuste gegeneinander“, entgegnete Kompany.

Die Serie von mittlerweile zehn Pflichtspielsiegen in Serie ist für Sportvorstand Max Eberl vorläufiges Resultat einer nunmehr 17-monatigen Entwicklung unter dem „Glücksfall“ Kompany. „Das Miteinander, die Energie, die Lust auf Siege, diese Lust, auch bei einem 3:0 das vierte Tor machen zu wollen – das hat der Trainerstab im Team verinnerlicht, von Anfang an. Wir sind nicht besser als letztes Jahr, aber letztes Jahr war elementar, damit wir heute so dastehen, wie wir dastehen!“

Dass die Münchner so gut dastehen, hat viel mit Harry Kane zu tun, der in den bislang zehn Pflichtspielen schon 18 Tore erzielt hat, davon elf von 23 der Bayern in der Bundesliga. Das bedeutet jede Menge Arbeit für die Abwehr des BVB mit dem starken Nico Schlotterbeck, an dem auch die Münchner Interesse haben sollen – oder könnten. Eberl sagte dazu am Freitag, Priorität habe eine Vertragsverlängerung mit Dayot Upamecano. Wenn sich dabei aber etwas anders entwickle als geplant, „wird man auf den Markt gehen und sich den Markt anschauen“.

Kompany sieht Schlotterbeck erst mal nur „als Gegner“ und damit als Teil einer Dortmunder Mannschaft, die seit März nicht mehr verloren hat, die „mittlerweile Deutlichkeit in System und Profil“ habe. Aber grundsätzlich gelte, ergänzte Kompany: „Der Gegner muss einiges lösen mit dem FC Bayern!“ Was bisher aber keinem Gegner gelungen ist. Und „deswegen“, sagte Eberl lächelnd, „sieht das jetzt gerade auch sehr gut aus. Und wir wollen diese Welle weiterreiten.“

Harry Kane steht schon bei elf Saisontoren nach sechs Spieltagen in der Bundesliga.

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