Medizin Die Orthopädie des Krankenhauses in Wriezen genießt in der Region einen sehr guten Ruf. Bei Knie-Operationen kommt sogar ein Roboter assistierend zum Einsatz.
Für das sechsköpfige Team um Dr. Roman Falk, Oberarzt in der Orthopädie des Krankenhauses Märkisch-Oderland in Wriezen, steht an diesem Tag eine Knie-Operation im „ROSA“-Saal auf dem Plan. Das hat nichts mit der farblichen Gestaltung zu tun. ROSA ist die Abkürzung für „robotic surgical assistant“, ein robotergestütztes, assistierendes System zur Knie-Endoprothetik, das in Wriezen eingesetzt wird.
Dieser medizinische Fachbereich beschäftigt den Ersatz natürlicher Gelenke durch künstliche Implantate, damit sich die Patienten wieder schmerzfrei und ohne Hilfsmittel wie Unterarmstützen bewegen können. Die Orthopädie ist der in der Öffentlichkeit bekannteste Fachbereich am Standort Wriezen des Krankenhauses Märkisch-Oderland mit mehreren hundert Operationen pro Jahr.
Ein erfahrenes Team
Dr. Roman Falks Patient leidet an einer sogenannten sekundären Arthrose aufgrund eines Traumas vor vielen Jahren, die vorangegangene Operation erfolgte in diesem Zusammenhang. Der orthopädische Eingriff soll ihm dabei helfen, die Schmerzen zu verbannen und sich uneingeschränkt bewegen zu können.
In der orthopädischen Klinik des Krankenhauses in Wriezen gehören OPs wie diese zum normalen Geschäft. Seit 2002 arbeitet Chefarzt Prof. Dr. Hagen Hommel in der Oderbruchstadt und hat sei dem diese Operationen weiterentwickelt und verfeinert. „Wir arbeiten in einem Team mit erfahrenen Ärzten und altgedienten Schwestern“, sagt Hommel. Das schaffe eine fast familiäre Atmosphäre, der den Erfolg der Arbeit ausmacht. Die technische Ausstattung könne sich mit den großen Krankenhäusern durchaus messen.
Der Roboter „ROSA“ ersetzt den Arzt nicht, aber er unterstützt ihn, indem er zum einen präzise Daten zur Anatomie des Gelenks sammelt. Er speichert zudem die anatomischen Daten aller Operationen, die mit seiner Hilfe getätigt werden, die in die Weiterentwicklung des Roboters einfließen und ihn noch wertvoller für die Mediziner werden lässt. „Ich operiere aufgrund meiner Erfahrung ohne den Roboter schneller und in ähnlicher Qualität, aber ich speichere keine Daten“, erläutert Hommel die Vorteile des digitalen Helfers. Das Gerät soll dem nachvollziehbaren Vergleich von Daten vor, während und nach der Operation und somit der Qualitätssicherung dienen.
Eine Schwester richtet im OP-Saal den „ROSA“-Laserpointer auf das Knie des Patienten, der bereits unter Vollnarkose schläft und von der Prozedur nichts mitbekommt, die ihn sicher stressen und Schmerzen bereiten würde. Dr. Falk und sein Assistent Thorsten Brandenburg am OP-Tisch bewegen vorsichtig das Bein, um auszuprobieren, wie weit sich das Knie bewegen lässt. Denn die Prothese soll uneingeschränkt das gleiche Bewegungsmuster ermöglichen wie das natürliche Kniegelenk.
Die Operation geht ruhig vonstatten. Das Team ist eingespielt und greift wie die Rädchen eines Uhrwerks ineinander. Es wird wenig gesprochen, jeder weiß, was er zu tun hat. Falk und Brandenburg operieren, OP-Schwester Manuela legt die benötigten Instrumente bereit. Eine Anästhesistin überwacht die Geräte, die die Lebensfunktionen des Patienten anzeigen. Zwei weitere OP-Schwestern unterstützen das Team und sichern den reibungslosen Ablauf der Operation.
Der Roboter besteht aus zwei Teilen, einem Navigationssystem mit Laser zu Erfassung der Daten und einem Roboterarm, der den operierenden Arzt unterstützt. Aufgrund der erhobenen Daten, zeigt er Falk millimetergenau an, in welchem Winkel er die Säge ansetzen muss, um die geschädigten Knochenteile des Gelenks zu entfernen, um danach passgenau die Implantate einsetzen zu können.
Da die Prothese gleich passen muss, setzt der Arzt aus einem Baukasten konfektionierter Prothesen zur Probe ein Gelenk ein, um die Passgenauigkeit zu testen. Erst danach werden die definitiven Implantate eingesetzt und durch einen speziellen Zement mit den Knochen verbunden. Der Werkstoff ist wie Knetmasse für Kinder, lässt sich gut formen und härtet schnell aus. Ein spezieller Kunststoffblock dient als Gleitbahn. Nach gut einer Stunde wird Wunde zugenäht.
Schnell auf den Beinen
„Mithilfe einer Physiotherapeutin kann der Patient heute Abend schon auf beiden Beinen stehen“, versichert Falk. Fünf Tage bleibt er im Krankenhaus, werde dann zuerst nach Hause entlassen. Anschließend folge die Reha, vorzugsweise in der Fachklinik und Moorbad Bad Freienwalde, die zum Verbund der Krankenhaus Märkisch-Oderland GmbH gehört. Die Rehabilitation dient der Normalisierung des Gangbildes.
In der Orthopädie des Krankenhauses Wriezen, das eher als kleineres Krankenhaus zählt, werden jährlich mehr als 400 Hüftgelenkprothesen und mehr als 400 Kniegelenkprothesen implantiert. Davon sind 80 Knieteilgelenkprothesen, wie oben beschrieben, 100 Prothesenwechsel am Knie und Hüfte sowie rund 400 andere Operationen im Bereich des Kniegelenkes, 300 Eingriffe am Schultergelenk und 100 orthopädische Operationen im Bereich des Unterschenkels und des Fußes.
Die Krankenhaus Märkisch-Oderland GmbH beschäftigt in Strausberg und Wriezen 600 Mitarbeiter und mehr als 80 Auszubildende.