Tribut an herrliche Police-Zeiten

  • Eine Setlist voller Hits: Gordon Matthew Thomas Sumner alias Sting im Konzert in der Uber Arena Berlin IMAGO

Konzert Superstar Sting begeisterte in der Berliner Uber Arena mit einer endlosen Hitgala – 13.000 Fans feierten mit.

Berlin. Die Schwarzmarktlage eines Konzerts ist immer auch ein Gradmesser, wie es um einen Musiker steht. Am Donnerstagabend spielte Sting in der Uber-Arena, Fassungsvermögen bei dieser Show 13.000 Zuschauer. Das Konzert der „Sting 3.0“-Tour war restlos ausverkauft und es gab praktisch keine Ticketangebote vor der Halle.

Was macht Sting so beliebt? Immerhin steht er nicht wie die Rolling Stones, Neil Young oder Bruce Springsteen für eine bestimmte Ära oder Attitüde, die einen speziellen Nostalgieeffekt bei den Fans auslöst. Eher ist der gelernte Lehrer ein Konsenstyp für die Mittelschicht. Er setzt sich für das Gute in der Welt ein (Amnesty) und lebt bewusst (Yoga). Inzwischen hat er zwei Ehrendoktortitel. Einen bekam er für sein Umweltengagement, einen für sein großes Musiktalent.

Davon hat er in der Tat überreichlich, wie er auch in Berlin unter Beweis stellt. Seine Setlist ist eine fast ununterbrochene Hitliste. Interessanterweise sind es keine Songs, die ein bestimmtes Lebensgefühl beschreiben, sondern es sind einfach supertolle Songs, die kaum jemandem nicht gefallen können. Jedenfalls, wenn man noch mit herkömmlicher Rockmusik sozialisiert ist.

Das sind die meisten in der Uber-Arena offenbar. Deshalb gehen sie auch gleich begeistert mit, als der 74-jährige Weltstar mit dem Aussehen eines 60-jährigen Nichtweltstars mit dem Song „Message In A Bottle“ in den Abend einsteigt. Es ist einer der Hits seiner Band The Police, mit der er in nur wenigen Jahren von 1977 bis 1984 die Popwelt beherrschte. Gordon Matthew Sumner alias Sting war ihr dominierender Songschreiber und Frontmann. Als The Police Ende der 1970er auf der Bildfläche erschienen, spielten sie einen extrem rauen New-Wave-Stil mit schneidenden Gitarren, durchsetzt von Reggea-Elementen.

Auch in Deutschland war die Band beliebt. Einige Hitsongs sind sogar hier entstanden, zum Beispiel „Walking On The Moon“, das Sting am Donnerstag in einer fast schon psychedelischen Version darbot. Den Song hatte er in einem Münchner Hotel geschrieben. Das Gitarrenriff von „Message In A Bottle“ fiel ihm 1979 auf der Autobahn zwischen Düsseldorf und Nürnberg ein. Das erzählt Sting an diesem Abend nicht, aber ein paar herzliche Worte in Deutsch schenkt er dem Publikum. Er drückt den „Damen und Herren“ sein Glücksgefühl über das Hiersein aus. Ansonsten lässt er seine Musik für sich sprechen.

Gleich nach dem Opener spielt die als Trio besetzte Band „I Wrote Your Name“, den einzigen neuen Song. Ansonsten ist alles bekannt. Die Hits aus der inzwischen ziemlich langen Nach-Police-Solophase: „Englishman In New York“, „Desert Rose“ oder „Fields Of Gold“. Und natürlich Police-Oldies. „So Lonely“, „Wrapped Around Your Finger“ oder „King of Pain“ – an die zehn Police-Songs singt Sting.

Das kann man auch als altersmilde Entscheidung werten, wenn man bedenkt, dass sich Sting und Kollegen ziemlich oft gezofft haben. Erst jüngst ist Sting von seinen Ex-Bandkollegen Andy Summers und Steward Copeland verklagt worden, weil die sich für ihr Zutun zu einigen Songs unterbezahlt wähnen.

Wie sehr sich Sting dadurch geschmäht fühlt, weiß man nicht. Was man merkt, ist, dass er mit seinen aktuellen Mitmusikern Chris Maas am Schlagzeug und insbesondere Gitarrist Dominic Miller, der seit 1991 an seiner Seite ist, ein sehr einvernehmliches Trio bildet. Sie verstehen es, den teilweise neu arrangierten Songs eine filigranere, komplexere Struktur zu geben.

Zuweilen geht es in Jamhafte über. Trotzdem werden die Hits nie unkenntlich (wir sind ja nicht bei Bob Dylan). So dürften Megahits wie „Every Breath You Take“ und „Roxanne“ im vollen Bewusstsein der Fans abgefeiert werden. Den Ausklang bildet das feinsinnige „Fragile“. Es passt.

Zehn Police-Songs standen auf dem Programm.

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