Infrastruktur Die Baubranche in Brandenburg schwächelt weiterhin, vom Sondervermögen haben die Betriebe bislang nichts, kritisiert das Handwerk.
Sondervermögen, Herbst der Reformen und Bau-Turbo: Mit der deutschen Wirtschaft soll es endlich wieder bergauf gehen und verschiedene Maßnahmen-Pakete sollen es richten. Auch in Brandenburg ist es allerhöchste Zeit. Die Konjunkturumfragen der Industrie- und Handelskammern waren zuletzt in Teilen alarmierend. In bestimmten Branchen des Handwerks rutscht die Geschäftslaune immer weiter ab – insbesondere im Bauwesen.
Im Bauhauptgewerbe in Ostbrandenburg beurteilen nur noch 28 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut, die Mehrheit bezeichnet das Geschäft lediglich als befriedigend, wie der aktuelle Konjunkturbericht der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) (HWK FFO) zeigt. Auch in Südbrandenburg bekommen die Betriebe das anhaltende Tief in der Bau-Branche zu spüren. Rund 40 Prozent der hier tätigen Handwerksunternehmen haben aktuell weniger Aufträge als noch im Vorjahr, laut Erhebung der Cottbuser Handwerkskammer.
Wobei es zu differenzieren gilt: Schwierig sehe es vor allem für Unternehmen aus, die im Hochbau arbeiten, also primär Wohnhäuser errichten, erläutert Frank Ecker, Geschäftsführer der Handwerkskammer Frankfurt (Oder). „Im Bereich des Tief- und Gewerbebaus sieht es deutlich anders aus.“ Er kritisiert: „Das Sondervermögen für Investitionen in Baumaßnahmen und Infrastruktur kommt bei den Betrieben bisher nicht an.“
Baugenehmigungen gestiegen
Allerdings ist laut jüngstem Bericht des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen wieder leicht angestiegen. „Wir gehen davon aus, dass die Talsohle mittlerweile durchschritten ist“, sagt der Geschäftsführer, wenngleich die Erwartungshaltung bei den betroffenen Betrieben höher gewesen sei. „Das, was die Politik versprochen hat, kommt noch nicht an.“
Im März 2025 wurde das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für Infrastruktur von Bund und Ländern beschlossen – noch bevor sich die neue Bundesregierung gebildet hatte.
An Brandenburg sollen davon rund drei Milliarden Euro fließen. Die Hälfte erhalten die Kommunen zur eigenverantwortlichen Verwendung für Investitionen in Infrastruktur, Brand- und Katastrophenschutz, Innere Sicherheit, Bildung und Sport. Die andere Hälfte soll die Gesundheitsversorgung sichern und die Digitalisierung vorantreiben.
Mühlen mahlen langsamer
Doch noch hat die dafür notwendige Gesetzgebung die parlamentarischen Mühlen nicht vollständig durchlaufen. Erst im Oktober haben Bundestag und Bundesrat dem entsprechenden Gesetz zugestimmt. Was noch fehlt, ist die Bund-Länder-Vereinbarung und daran anschließend die notwendige Landesgesetzgebung, damit das Geld wirklich fließen kann, erklärt Ulrike Grönefeld, Sprecherin des Finanzministeriums in Brandenburg. „Ziel ist es, dass dies noch möglichst in diesem Jahr passiert.“
Der Präsident des Handwerkskammertages Brandenburg, Robert Wüst, zeigt sich ungeduldig – nicht nur hinsichtlich Sondervermögen, sondern auch anderer groß angekündigter Vorhaben: „Der viel beschworene ‚Herbst der Reformen‘ bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück.“ Es brauche spürbare Entlastungen, einen wirksamen Bürokratieabbau und die Senkung der Sozialabgaben. „Stattdessen drohen neue Belastungen durch weiter steigende Beiträge.“
Weitere Sorgenkinder
Auch HWK-Geschäftsführer Ecker mahnt zur schnellen Umsetzung. „Es müssen jetzt Ergebnisse kommen, die Betriebe werden unzufriedener.“ Die Versprechungen der neuen Bundesregierung hätte Hoffnung geschürt. „Jetzt muss geliefert werden.“
Halten die Betriebe im Bauhandwerk denn weiter durch? Bislang gebe es zumindest keine Auffälligkeiten bei den Insolvenzen, so Frank Ecker. Auch sei die Lage nicht so dramatisch wie etwa noch vor 25 Jahren. „Gerade im Bereich Modernisierung und Sanierung gibt es noch viel zu tun, was sich auch im Auftragsvorlauf widerspiegelt – hier liegt der Durchschnitt bei 9,4 Wochen“, ergänzt Astrid Köbsch, ebenfalls Geschäftsführerin der HWK FFO.
Ein anderes Sorgenkind im Handwerk sind die Hersteller von Nahrungsmitteln. Sie kämpfen schon länger mit hohen Energie- und Rohstoffkosten, die sie jedoch nicht vollständig auf die Preise umlegen können, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Geschäftsführung der Kammer führt hier insbesondere Bäcker und Fleischer an, da diese zusätzlich noch von anderen gesellschaftlichen Entwicklungen betroffen sind. „Bei jüngeren Generationen spielt die vegane oder vegetarische Ernährung eine größere Rolle“, so Ecker. Und die Bäcker müssen sich gegen die häufig günstigeren Gebäcke an Theken in Supermärkten oder Tankstellen durchsetzen. Daher bewerten 75 Prozent der Betriebe aus dem Nahrungsmittelgewerbe die Lage als schlecht. Ihnen wird das Sondervermögen wahrscheinlich keine große Hilfe sein.