Hobbydetektive greifen zur Schippe
Fall Rebecca Polizisten suchen nach Spuren der Vermissten, diese Woche in Oder-Spree. Das ruft skurrile Gestalten auf den Plan.
Beeskow/Berlin. Seit Jahren ist das öffentliche Interesse am Fall der vermissten Rebecca Reusch aus Berlin groß. Vor rund sechs Jahren verschwand die damals 15-Jährige. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus. Die Staatsanwaltschaft bittet die Bevölkerung um Hinweise und warnt zugleich vor privaten „Ermittlungen“: Denn Hobbydetektive könnten die polizeiliche Arbeit gefährden. Ein Blick in die vergangenen Jahre zeigt, dass der Fall zahlreiche Pseudo-Experten anlockte, die wilde Spekulationen verbreiten und so zur Gefahr für die Ermittlungen werden können.
Nun gibt es einen neuen Ansatz. Am Montag suchten Polizisten ein Grundstück in Tauche (Oder-Spree) ab. „Nach zwischenzeitlich erlangten Erkenntnissen liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass der mittlerweile 33 Jahre alte Beschuldigte am Morgen des 18. Februar 2019 seine damals 15 Jahre alte Schwägerin getötet und deren Leiche und ihr gehörende Gegenstände – zumindest vorübergehend – auf das Grundstück seiner Großeltern in Tauche verbracht“ hat, teilt die Staatsanwaltschaft dazu mit. Am Dienstag wurde ein Grundstück im nahen Herzberg durchsucht.
True-Crime-Storys boomen
Schaulustige verfolgten den Polizeieinsatz. Darunter wohl auch Hobbydetektive. Die Staatsanwaltschaft bat jedenfalls sofort, von eigenen „Nachforschungen“ Abstand zu nehmen. Daran hält sich nicht jeder.
In sozialen Netzwerken wie YouTube kursieren zahlreiche Videos zu dem Fall. Das Genre boomt. True Crime erfreut sich wachsender Beliebtheit. Immer mehr Menschen wollen über wahre Verbrechen lesen oder hören. YouTuber nutzen Fälle wie den von Rebecca Reusch, um viele Klicks zu ergattern.
So zeigt ein Video, wie Hobbydetektive durch einen Wald ziehen, um nach ihrer Leiche zu suchen. Anlass dafür war ein „User-Hinweis“ von einem gewissen Clemens, der sechs Tagen nach dem Verschwinden eine verdächtige Stelle ausgemacht haben will. In einem anderen Video des YouTube-Kanals, den ein Mann mittleren Alters betreibt, wird zum Spaten gegriffen. Durch derartiges Verhalten könnten die Ermittlungsarbeiten gestört werden, warnt die Staatsanwaltschaft. Schlimmer noch: Es bestehe die Gefahr, dass Spuren vernichtet werden.
Manche YouTuber gehen noch weiter. Eine Frau befragt in einem ihrer Videos ein Mädchen, das angeblich eine Freundin von Rebecca gewesen sein soll. Die Jugendliche schildert, wie der Hauptverdächtige angeblich sie und Rebecca regelmäßig Alkohol und Drogen in einem Bungalow verabreicht hätte und es zu sexuellen Übergriffen gekommen sei.
Es gibt YouTube-Kanäle, die nichts anderes veröffentlichen als Spekulationen über den Fall Reusch. Mittlerweile reagieren andere Influencer auf die Masche und prangern das Gebaren ihrer Kollegen an.
Aber es gibt auch schlicht skurrile Erscheinungen, wie den Hobbydetektiv Schneider. Er behauptete im Jahr von Rebeccas Verschwinden zu wissen, wo ihre Leiche zu finden sei. Er sei Hellseher, sagt Schneider von sich, und habe einen guten Draht zu höheren Mächten. 2019 prophezeite er, dass Rebecca in einem Wald bei Groß-Ziethen (Dahme-Spree) zu finden sei. Später hatte er offenbar eine neue Eingabe und verbreitete, dass in einem Wald bei Briesen (Oder-Spree) gesucht werden müsse.
In den Sozialen Medien wird nicht nur spekuliert, sondern auch Anteilnahme gezeigt. Das Engagement, insbesondere das Teilen von Zeugenaufrufen, wird von der Staatsanwaltschaft begrüßt. Nach wie vor bittet die Polizei um sachdienliche Hinweise.
Bei der Spurensuche in Oder-Spree, konnten Beweise gesichert werden. Die Auswertung läuft.
Ein Seher lässt sich von höheren Mächten zu Orten im Wald leiten.