Nützliche Schwächen

  • Ulrich Thiessen MOZ

Es ist ruhig in Brandenburg. Und das schon eine ganze Weile. Das ganz erste halbe Jahr konnte nicht so recht regiert werden, weil der Haushalt noch nicht beschlossen war. Dann folgte die Sommerpause und nun sind Herbstferien. Selbstverständlich hätten Regierung und Parlament jetzt auch mal durcharbeiten können. Zum Beispiel, um beim Bürokratieabbau voranzukommen. Aber ein brandenburgischer Herbst der Reformen ist nicht in Sicht.

Der Einzige, der die politische Leere nutzt, ist Innenminister René Wilke. Jetzt hat er sich für ein allgemeines Pflichtjahr für junge Menschen ausgesprochen. Das ist eine alte Forderung der CDU, zu der die SPD noch nicht so recht eine Meinung hat. Für den parteilosen Rhetoriker aus Frankfurt (Oder) eine Chance, sich zu profilieren. Und er nutzt sie. Seine Art, auf die Menschen zuzugehen, kommt an.

Oder ist es nur die Sehnsucht der Brandenburger nach einem zugewandten Politiker, nach jemand, der auch in schwierigen Zeiten Zuversicht ausstrahlt, der sie in René Wilke mehr sehen lässt als in den meisten anderen Landespolitikern? Die momentane Stärke des Innenministers ist sicher in der Schwäche der anderen begründet. Bleibt abzuwarten, ob er etwas Längerfristiges daraus macht.

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