Heizen wird wieder teurer

  • 2024 waren die Heizkosten noch leicht gesunken, 2025 steigen sie wieder an. Foto: Hauke-Christian Dittrich//dpa

Energie Bürger und Unternehmen sollen laut den Koalitionsplänen entlastet werden. Doch Vergünstigungen gibt es derzeit nur für Gewerbetreibende und Landwirte.

Die kalte Jahreszeit beginnt und mit ihr steigen die Heizkosten. Nach einem kurzen Preisrückgang 2024 müssen Haushalte 2025 wieder mehr zahlen, besonders trifft das Gaskunden. Laut Heizspiegel der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online liegen die durchschnittlichen Heizkosten rund 15 Prozent höher als im Vorjahr.

Und 2026 verspricht keine Besserung, prognostiziert co2online. Laut ihrem Heizspiegel werden beispielsweise die durchschnittlichen Heizkosten für eine mit Erdgas beheizte 70-Quadratmeter-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus um 15 Prozent auf etwa 1180 Euro steigen. Bei Fernwärme prognostizieren sie einen Anstieg von zwei Prozent auf 1245 Euro, bei Heizöl um drei Prozent auf 1055 Euro. Teurer werde auch das Heizen mit Holzpellets (plus 20 Prozent auf 740 Euro) und Wärmepumpen (plus fünf Prozent auf 715 Euro).

„Die Großhandelspreise für Gas haben sich zwar seit der Hochphase der Energiekrise 2022 stabilisiert, liegen aber immer noch höher als in den Jahren vor der Krise“, erklärt Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Gründe seien „andere Liefer- und Herkunftsquellen, vielfältigere Einflussfaktoren und höhere geopolitische Unsicherheiten“. Hinzu kommen höhere Netzentgelte. „Im Zuge der Dekarbonisierung wird die Nachfrage nach fossilem Erdgas sinken. Die Netzinfrastrukturen müssen jedoch weiterhin sicher betrieben werden, was bei sinkender Kundenzahl zu steigenden Kosten führt.“

Auch der CO2-Preis beeinflusst die Heizkosten. Seit Einführung des nationalen Emissionshandels 2021 ist der Preis pro Tonne CO2 von 25 auf 55 Euro gestiegen. Als Beispiel: 2025 belaufe sich der CO2-Preis für eine Kilowattstunde Erdgas auf ungefähr 0,96 Cent, erläutert Andreae. Ab 2026 soll sich der Preis im Korridor zwischen 55 und 65 Euro pro Tonne bewegen und ab 2027 in das neue europäische Emissionshandelssystem übergehen. Der CO2-Preis macht aktuell etwa acht Prozent des Endkundenpreises aus.

Derweil befindet sich der Heizungsmarkt im Wandel. Wurden 2024 noch rund 410.500 Gasheizungen verkauft, erwarte man für 2025 nur noch 280.000 verkaufte Gasheizungen, erklärt Ralf Kiryk, Abteilungsleiter Wärmeübergabe beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Wärmepumpen legen dagegen zu – von 193.000 in 2024 auf voraussichtlich 290.000 Geräte in 2025, so die BDH-Schätzung. Dennoch sei der Bestand an Gasheizungen weiter hoch, und in Deutschland gebe es viele veraltete Heizungen. „Vier Millionen Heizungen sind älter als 30 Jahre, knapp die Hälfte der 21,7 Millionen Heizungen entspricht nicht dem Stand der Technik.“ Das Modernisierungstempo reiche „bei weitem nicht aus“, so Energieexperte Kiryk. Das ursprünglich einmal von der Vorgängerregierung gesetzte Ziel, jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren, werde auch 2025 verfehlt.

Im Koalitionsvertrag hatten CDU/CSU und SPD eine umfassende Entlastung versprochen, zum Beispiel durch die Stromsteuersenkung für alle. Doch die Steuervergünstigung gilt bislang ausschließlich für das produzierende Gewerbe sowie die Land- und Forstwirtschaft. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) wolle man reformieren und das Heizungsgesetz in seiner bisherigen Form abschaffen. Laut den Plänen sollen Bürger sowie Unternehmen ab Anfang 2026 um rund zehn Milliarden Euro jährlich bei entlastet werden. Haushalte mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden könnten so laut Bundesregierung bis zu 150 Euro im Jahr sparen. Geplant ist ein staatlicher Zuschuss von 6,5 Milliarden Euro zu den Übertragungsnetzentgelten. Leichte Entlastung bringt ab 1. Januar 2026 die Abschaffung der Gasspeicherumlage. Diese Kosten trägt künftig der Bund.

„Versprechen gebrochen“

Da gerade die Preise für fossile Energie steigen, müsse man die Wärmewende voranbringen, „um Haushalte aus der fossilen Kostenfalle zu bringen“, betont Michael Kellner, energiepolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion. „Bei den Stromkosten hat die Bundesregierung ihr Versprechen nach Senkung der Stromsteuer gebrochen. Diese hätte umgehend alle fair entlastet und Strom- wie Heizkosten gesenkt“, so der Grünen-Politiker.

Heiz- und Energiepreise seien „aufgrund der Energiewende und Sanktionspolitik durch die Decke gegangen“, meint dagegen Steffen Kotré, energiepolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion. „Das ist ein frontaler Angriff auf den Geldbeutel der Bürger.“ Der AfD-Politiker fordert daher eine „sofortige Beendigung der Energiewende, eine Abschaffung der CO2-Steuer und eine Wiederbelebung der Kernenergie“ sowie die Beendigung des Kohleausstiegs. Zudem solle Deutschland wieder „preiswerte Energie aus Russland“ beziehen, betont Kotré.

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