„Es ist eine Vollkatastrophe“

A10 Wegen Einschränkungen auf der Mühlenfließbrücke weichen viele Pendler auf Landstraßen aus. Das belastet auch die Anwohner von Herzfelde.

Seit Wochen staut sich der Verkehr auf der Autobahn A10 zwischen Rüdersdorf und Erkner. Wegen nötiger Schweißarbeiten an der Mühlenfließbrücke steht pro Richtung zurzeit nur ein Fahrstreifen auf der Autobahn zur Verfügung.

Die Autobahn GmbH bittet Autofahrer zwar dringend, den Berliner Ring nicht zu verlassen. Vielen Kraftfahrern ist das egal. Sie versuchen, den Stau auf über die Landstraßen in der Region zu umfahren.

Schlechte Alternative

Besonders betroffen davon ist neben der Stadt Erkner der Rüdersdorfer Ortsteil Herzfelde. Viele, die nicht auf der Autobahn im Stau stehen möchten, verlassen aus Richtung Frankfurt (Oder) jetzt die A10 an der Abfahrt Erkner. Von dort nutzen sie die L231 und L23 über Grünheide, Kagel, Möllensee und Herzfelde, um schließlich über die B1/B5 in Vogelsdorf wieder auf die A10 zu gelangen.

Spätestens an der Herzfelder Ampelkreuzung Möllenseestraße/Ecke Hauptstraße entpuppt sich der Schleichweg als schlechte Alternative. Besonders in Stoßzeiten staut sich dort der Verkehr. Autofahrer berichten, dass sie von Herzfelde jetzt mitunter mehr als 15 Minuten bis zur Autobahnzufahrt in Vogelsdorf brauchen.

An normalen Tagen dauert die Fahrt zur A10 nur fünf Minuten. „Zum Feierabendverkehr staut sich der Verkehr hier auf bis zu zwei Kilometer“, berichtet der Herzfelder Ortsvorsteher Tobias Zorn.

Anwohner der Möllenstraße beklagen gegenüber unserer Redaktion nicht nur starke Lärmbelästigung durch den Lkw-Verkehr. Sie haben mitunter auch Schwierigkeiten, während der Staus ihre eigenen Grundstücke mit einem Fahrzeug zu verlassen. Ortsvorsteher Zorn beschreibt die Situation drastisch: „Es ist für uns eine Vollkatastrophe.“

Mit unerwünschtem Schwerlastverkehr habe Herzfelde schon lange zu kämpfen, erzählt er. „Hier fahren schon immer Mautpreller mit ihren Lkw durch, die auf dem Weg zu den Industriestandorten in Rüdersdorf die Gebühren für Autobahn und B1 sparen wollen. Durch die Bauarbeiten auf der Autobahn ist aber alles noch viel schlimmer geworden.“

Eigentlich sollte der Spuk bereits in dieser Woche zu Ende sein. Doch weil sich die Schäden an der Brücke erheblicher dargestellt haben, als vermutet, dauern die Schweißarbeiten noch mindestens bis Ende des Monats an, wie die Autobahn GmbH in der vergangenen Woche mitteilte.

Die Gemeindeverwaltung in Rüdersdorf beobachtet die Situation nach Aussage ihres Sprechers Alexander Reetz „sehr genau und ist hier in enger Abstimmung mit der Autobahn GmbH des Bundes“. Besprochen wird, wie die Lage auf den Umfahrungsstrecken entschärft werden kann. Überlegt wird, auf der Autobahn mit nicht amtlichen Schildern Autofahrer darum zu bitten, auf der A10 zu bleiben.

Im Rathaus ist man allerdings skeptisch, dass die Initiative von spürbarem Erfolg gekrönt sein wird. „Die Möglichkeiten sind letztendlich begrenzt, da sich die Umfahrung durch die Navigation in den Autos ergibt, auf die weder wir noch die Autobahn GmbH Einfluss haben“, so Rathaussprecher Alexander Reetz.

Ortsvorsteher Tobias Zorn ist ebenfalls skeptisch, begrüßt aber die Initiative der Gemeindeverwaltung: „Was bleibt uns anderes übrig, als an die Einsicht der Autofahrer zu appellieren? Es gibt ja keine wirkliche Alternative, das ist das große Problem. Da müssen wir jetzt durch.“ Besorgt blickt Ortsvorsteher Zorn auch in die Zukunft. Denn die aktuellen Schweißarbeiten sind im Grunde nur das Vorspiel für die größeren Bauarbeiten.

In den kommenden Jahren soll die Mühlenfließbrücke, die mit 742 Metern die längste Autobahnbrücke in Brandenburg ist, abgerissen und neu errichtet werden. Weil die Brücke aber aus zwei separaten Teilbauwerken besteht, soll der Verkehr auf verengten Fahrbahnen weiterhin in beiden Richtungen rollen – zunächst über eine der alten Brücken, die mit den aktuellen Bauarbeiten dafür ertüchtigt wird.

„Es wurde mitunter erzählt, dass die Brücke unter Vollsperrung ersetzt werden soll. Das wäre schlimm für uns geworden. Aber das stimmt zum Glück nicht“, so Zorn. Tatsächlich sollen während der Bauarbeiten zwei Spuren pro Richtung den Verkehr aufnehmen. Das lässt den Ortsvorsteher hoffen, dass es doch nicht so schlimm wird.

DDR-Biografien und Minijobs

Jubiläum Michael Böhme aus Lebus ist seit 25 Jahren ehrenamtlicher Rentenberater. Der 70-Jährige berichtet vom Wandel in seiner Tätigkeit.

Rentenreform, Rentenniveau, Rentenbesteuerung – diese Schlagworte bestimmen mindestens seit der Rentenreform im Jahr 2002 nicht nur die Schlagzeilen, sondern auch so manches Gespräch unter Menschen, deren Ruhestand naht. Schon in den Jahren davor machen die regelmäßigen Briefe der Deutschen Rentenversicherung oftmals Angst und Bange. Die Angaben darin sind Richtwerte, die der tatsächlichen Rente schon ziemlich nahe kommen, wie Michael Böhme bestätigt. Der Mann aus Lebus arbeitet seit 25 Jahren ehrenamtlich als Rentenberater. Zum Jubiläum berichtet er von dem Wandel seiner Tätigkeit.

Klärung von DDR-Konten

Als Michael Böhme im Juni 2006 ehrenamtlicher Rentenberater wurde, war er bei einer Versicherung angestellt. „Bei uns im Hause suchte man jemanden, der dieses Mandat übernehmen kann“, erzählt der heute 70-Jährige. Er wurde nominiert und sein Name einer von 2000 auf der Liste für die Sozialwahl. „Man muss Glück haben, dass man gewählt wird.“ Michael Böhme übernahm sein neues Ehrenamt schließlich als Nachrücker. „Das war vor 25 Jahren“, könne er selbst kaum fassen. Es folgte „eine grundsolide Ausbildung durch den Rententräger“, erinnert er sich. „Und dann wurde ich auf die Leute losgelassen.“

Damals hielten sich die Diskussionen über die Rentenhöhe in seinem Wahlkreis – dem Landkreis Märkisch-Oderland – noch im Rahmen. „Das Hauptthema in den 2000ern war eher die Kontenklärung“, berichtet Michael Böhme. Ehemalige DDR-Bürger, die kurz vor der Rente standen, mussten wie alle anderen die Beitragszeiten einreichen. Die waren vor dem Mauerfall im SV-Ausweis vermerkt. Eine Kopie wurde von Michael Böhme beglaubigt und zusammen mit dem Antrag zur Rentenversicherung geschickt. „Es gab aber Leute, die haben ihren SV-Ausweis nach der Wende weggeworfen“, erinnert sich der ehrenamtliche Rentenberater. Dadurch entstanden Lücken in der Dokumentation. Michael Böhme half dabei, diese anhand von anderen Nachweisen wie Zeugnissen oder Geburtsurkunden zu schließen.

Mittlerweile sei dieses Kapitel weitestgehend abgeschlossen. „Denn die Zeiten meldet heutzutage der Arbeitgeber.“ Und auch die Papier-Anträge sind Geschichte. Zuerst habe Michael Böhme sich auf die Arbeit mit dem Laptop nicht so gern einlassen wollen. Aber mittlerweile sei es anstrengender, einen Renten-Antrag mit dem Kugelschreiber auszufüllen. Auf den Vordrucken müsse jeder Buchstabe in ein separates Kästchen eingetragen werden. Das gehe am Computer natürlich viel schneller, räumt der Rentenberater ein. „Wenn alles da ist, bin ich in dreißig Minuten fertig.“ Was er während der Beratung nicht könne, ist die Rente auszurechnen.

Wer zu DDR-Zeiten und auch danach gearbeitet habe, könne sich nicht beklagen. „Solche Renten sind heutzutage wohl nicht mehr so leicht zu erreichen“, vermutet Michael Böhme. „Aber es ist schon eine Rentenarmut da“, schätzt er ein. Der Ehrenamtler mache das an dem hohen Maß an Minijobs fest und an DDR-Biografien, die nach der Wende beruflich zusammengebrochen sind. Diese Konstellationen überwögen in der Beratung. „Dann sieht die Rente mies aus“, so der 70-Jährige.

Nicht nur zur Altersrente und zur EU-Rente berät Michael Böhme kostenlos, sondern auch zur Hinterbliebenenrente. „Das sind schon manchmal schwere Momente“, berichtet er. Der 70-Jährige macht seinen Klienten das Angebot, zu ihnen nach Hause zu kommen. Das werde sehr gern in Anspruch genommen. Weil Bürokratie nach einem Todesfall auch oftmals überfordert.

Für sein 25 Jahre andauerndes Engagement ist der ehrenamtliche Rentenberater aus Lebus im September von der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund geehrt worden. „Die 25 Jahre sind wie im Flug vergangen“, habe Michael Böhme gedacht, als er während der Festveranstaltung in Berlin auf der Bühne stand. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich das schon so lange mache.“

In einer Pressemitteilung wird er als „Helfer in der Nachbarschaft“ bezeichnet und als Bindeglied zwischen Verwaltung und den Bürgern. Für Michael Böhme sei bei seiner Tätigkeit am wichtigsten, den Menschen behilflich sein zu können. „Die Versicherten stehen für mich im Vordergrund“, sagt der 70-Jährige. „Ich erfahre sehr viel Dankbarkeit.“

Michael Böhme ist noch bis 2029 als ehrenamtlicher Rentenberater im Landkreis Märkisch-Oderland gewählt. Er kann unter der Rufnummer 0172 2867122 kontaktiert werden.

Historische Gaststätten rund um den Bötzsee

Geschichte Vor 100 Jahren gab es am See von Strausberg II (heute Eggersdorf) bis Spitzmühle viele besondere Restaurants. Dort herrschte schon zur Kaiserzeit Hochbetrieb.

Auch im ehemaligen Strausberg II, heute der Norden Eggersdorfs, gab und gibt es beliebte Gastro-Adressen mit langer Tradition. Wie das heutige Hotel „Villago“, das 1996 eröffnet wurde.

Zuvor befand sich an dieser Stelle jahrzehntelang das Lokal „Rotkäppchen“ – zeitweise auch „Rothkäppchen“ geschrieben. Zu DDR-Zeiten stand dort bis 1990 außerdem das „Seehotel“, das von der staatlichen Handelsorganisation (HO) betrieben wurde. „Neuerbaut“ galt es in einer Anzeige vom Mai 1900, als am Himmelfahrtstag der Wirt zu „Instrumentalconcert“ und Tanzkränzchen einlud.

Wohl schon wenig später übernahm August Reschke das Haus, ließ das Gartenrestaurant 1914 renovieren, sein Nachfolger Karl Bohn 1926 auch den Saal. Ein „noch nie gesehenes Riesenwasserfahrrad“ hatte unter Reschkes Regie 1906 zu Ostern seinen feierlichen Stapellauf. Bohn lud in den 1930er-Jahren zu italienischer Nacht (samt Mondscheinfahrt auf dem See), großem Sommernachtsball oder dem Anglertag im September 1933. Alte Fotos zeigen eine große Terrasse direkt am Ufer mit etlichen Booten davor.

Ein Gang durch die Geschichte

Unklar sind ein kleines Stück weiter die Ursprünge der ehemaligen Bauernschänke, heute die Trattoria „Casa Romana“. 1924 tauchen die ersten Inserate zu „Bannert’s Waldschänke“ in Hohenfließ am Bötzsee auf, der Wirt Georg Bannert unterzeichnete da anfangs mit „der fröhliche Schorchel“.

„Immer großer Jubel und Trubel“ wurde im Sommer 1925 geboten, „unter Mitwirkung meiner erstklassigen Kur-Kapelle, Bauern-Kapelle und der akademischen Schnaps- und Bierkuh“, was immer Letztgenannte auch gewesen sein mochte. „Im Schatten meiner Cocosnuß-Plantage“, ließ er verlauten, konnten Gäste draußen sitzen, bei Regen in den Blauen, Weißen und den Marmorsaal ausweichen.

In der nahen Bötzseestraße haben zwei Lokale das Ende des Zweiten Weltkriegs nicht überlebt. Eine gewisse Frau Kalkreuther war die erste Wirtin des „Waldeslust“, zur Einweihungsfeier waren Gäste am 17. Mai 1914 willkommen – mit Hinweis in der Zeitungsannonce auf schattigen Garten, schöne Veranda und französisches Billard. Sogar eine Doppel-Kegelbahn gab es schon.

Ein Jahrzehnt später übernahmen Reinhold Liedtke und seine Frau, 1925 wurde der neue Saal eingeweiht. Das „Waldfrieden“ stand wohl nicht weit entfernt. 1924 von Arthur Liebig (oder Fiebig) gegründet, übernahm schon im Folgejahr Bernhard Burmeister das Kurhaus mit Restaurant und Café in der sich nun schon Colonie Eggersdorf nennenden Siedlung, „20 Minuten vom Bahnhof Strausberg“ gelegen. Wie lange der letzte Wirt Herrmann Böttger ab 1930 noch mit dem Betrieb durchhielt, ist nicht überliefert.

Unterschiedliche Betreiber

Älteste gastronomische Adresse am Bötzsee war allerdings der „Hungrige Wolf“, an dessen ersten Betreiber (1898 bis 1902) Ferdinand Dam heute zumindest noch der Straßenname erinnert. Das Ausflugslokal in der noch jungen Villenkolonie Hohenfließ lockte vor allem im Sommer viele Ausflügler zur Einkehr.

Legendär als Gastgeber war dann bis Ende 1927 ein Vierteljahrhundert Paul Carow. Sohn Richard, der dann übernahm, führte unter anderem die Tradition der beliebten Sommernachtsbälle weiter. Zu DDR-Zeiten war es ein Kinderheim, nach dem Abriss 2006 erinnert nichts mehr an eine der renommiertesten Ausflugsgaststätten früherer Tage.

Dafür reckt das Seeschloss unmittelbar oberhalb des Sees seit über einem Jahrhundert mit altem Landhauscharme sein charakteristisches Türmchen in die Höhe. In mittlerweile vierter Generation wird das auch für Hochzeitsfeiern beliebte Hotel und Eiscafé nun von der Familie Hauser geführt. 1949 hatten der Braumeister Johann Hauser und seine Frau Emilie, aus Thorn im heutigen Polen, das sehr heruntergewirtschaftete Haus übernommen.

Nach Kriegsende residierten sowjetische Soldaten im Restaurant. Erbaut hatte das Hotel bis zur Eröffnung 1906 der Berliner Architekt Hermann Waldhausen, nach seinem Tod 1921 wechselten mehrfach die Besitzer.

Schon immer für Gäste da

Bereits damals, als 1898 und 1899 zunächst eine Frau Grundermann und danach Gottfried Neumann die ersten Inhaber des Lokals zwischen Fänger- und Bötzsee waren, gab es Fremdenzimmer und Ferienwohnungen.

Das Lokal hieß anfangs „Restaurant Spitzmühle“ und zog ab 1907 unter dem neuen Besitzer Heinrich Reinicke als „Alte Spitzmühle“ weiterhin Gäste an. Selten haben in Strausberg die Wirtsleute so oft gewechselt wie dort, nur Hans Kerschbaum von 1929 bis 1940 hielt deutlich länger durch. Zu DDR-Zeiten ein Ferienheim sind die Tore für Gäste seit 2011 verschlossen.

2014 ereilte die „Neue Spitzmühle“ das gleiche Schicksal als Ausflugsgaststätte. Inzwischen ist dort mit einem Seminarhaus als Rückzugsort neues Leben eingezogen, lockte unter anderem zur Naked Tea Party. Erbaut 1904 unter August Tietz (bis 1911), war vor einem Jahrhundert Johann Gärtner ab 1918 Gastwirt für die nächsten 24 Jahre, lud in Inseraten sein Publikum zu „Gartenfest mit Brillantfeuerwerk“, Erntefest mit Gartenkonzert und Auftritten diverser Musiker ein.

Dampferfahrten auf dem See

Die Seeterrassen kamen 1925 hinzu, schon Tietz hatte damals Dampferfahrten mit weiteren Stopps am „Hungrigen Wolf“ und „Rotkäppchen“ angeboten. Zum kleineren Motorboot Toni gesellte sich ab 1910 das neue Salon-Motorboot namens Anna. Zum Stapellauf am 19. April spielte die Stadtkapelle.

Eher simpler waren die kulinarischen Vergnügungen in der Postbruchhütte, die nach kurzer Wiedereröffnung im Vorjahr seit 2005 Geschichte ist. Wohl schon ab 1890 wurde an dieser Stelle Bier ausgeschenkt, die bescheidene Gaststätte gab es seit 1910, als dieser Treffpunkt schon gut etabliert war.

Neues Wohnprojekt für Rehfelde angedacht

Immobilien Bedarf für Betreutes Wohnen gibt es im größten Dorf im Amt Märkische Schweiz. Das ist Konsens. Nun werden die Möglichkeiten besprochen.

Mit bald 5500 Einwohnern ist Rehfelde die mit Abstand bevölkerungsreichste Kommune im Amt Märkische Schweiz. So ist etwa jeder zweite Amtsbewohner im stetig wachsenden Ort des erweiterten Speckgürtels am östlichen Berliner Rand zu Hause.

Doch nicht nur viele Familien mit Kindern sind in jüngster Zeit dorthin gezogen. Auch der demografische Wandel schlägt sich nieder.

Auf offene Ohren auf kommunalpolitischem Parkett stieß deshalb Thomas Mix in der Gemeindevertretersitzung am 30. September, als er die Eckpunkte für ein neues Projekt in Sachen Betreutes Wohnen für Senioren vorstellte.

Projekt trifft auf offene Ohren

Der Firmenvertreter der Quart AG aus Buckow, im Ehrenamt auch Bürgermeister seiner Heimatstadt, ist diesbezüglich mit mehreren potenziellen Betreibern einer solchen Anlage im Kontakt. Im Visier steht eine bisher unbebaute Grünfläche nördlich des Kreisels zwischen Herrensee und der Rehfelder Ortsmitte.

An gleicher Stelle hatte es bereits vor knapp viereinhalb Jahren einen ähnlichen Vorstoß gegeben. Uwe Kleiner, Regionalvorstand der Johanniter Unfall-Hilfe (JUH), hatte den damaligen Gemeindevertretern im April 2021 die Idee für ein neues Quartier unter dem Stichwort Mehrgenerationenwohnen vorgestellt. Das Vorhaben war aber im Sande verlaufen.

Projektentwickler Mix, dessen Firma unter anderem ein Demenzzentrum in Magdeburg umgesetzt hat, griff den Faden nun noch einmal auf. Auch wenn seinerzeit aus dem Johanniter-Vorhaben nichts geworden sei, gebe es doch viele ältere Rehfelderinnen und Rehfelder, die gern im Heimatort wohnen bleiben möchten, auch wenn sie nicht ganz selbstständig leben könnten.

Um wen es sich bei den drei Altenheimbetreibern handelt, die für das neue Projekt als Partner und spätere Betreiber in Betracht kommen, wollte Mix noch nicht sagen.

Vorgespräche mit ihnen hätten ergeben, dass eine Größenordnung von 80 bis 120 Wohnungen nötig wären, damit sich das Ganze am Ende auch rechne. Das gut 9500 Quadratmeter große Grundstück würde dies hergeben.

Beratungen im Fachausschuss

Sofern sich die Gemeinde in einem Grundsatzvotum zu der Idee bekenne, werde seine Firma zu eigenen Kosten in Abstimmung mit dem Landkreis alle nötigen Schritte einleiten, um einen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen. Auch die Amtsverwaltung hätte damit keine zusätzliche Arbeit, meinte Mix. Widerspruch gab es aus der Runde nicht. Bürgermeister Patrick Gumpricht ebenso wie Carsten Kopprasch (Fraktion GfR) und Michael Henschke (Fraktion MDG) unterstrichen, dass es Bedarf an einem solchen Angebot im Ort gebe. Ob es nur um Betreutes Wohnen oder auch altersgerechtes Wohnen gehe, wie Kopprasch fragte, dürfte im Ortsentwicklungsausschuss (OEA) zu klären sein.

Die von ihm angemerkte Distanz von 800 Metern vom Grundstück zum nächsten Supermarkt und sogar 1,2 Kilometern bis zur Arztpraxis sei kein prinzipielles Problem, antwortete Mix. Einer der drei potenziellen Betreiber halte beispielsweise extra zwei Taxis für solche Fahrten vor.

Amtsdirektor Marcel Kerlikofsky sieht für das Vorhaben zumindest keine grundsätzlichen Hürden. Mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der in jüngster Zeit neue Bauvorhaben mit Blick auf Engpässe bei der Trinkwasserversorgung blockiert hatte, soll es nach dem Vorab-Votum der Gemeinde frühzeitige Gespräche geben, kündigte Mix an.

OEA-Vorsitzender Steffen Hunger (FÜR) will das Thema voraussichtlich Anfang November auf die Tagesordnung setzen, um Detailfragen zu erörtern. Die Grundsatzentscheidung der Gemeindevertreter könnte in der Sitzung am 25. November folgen, wenn bis dahin alles geklärt ist, stellte der Bürgermeister in Aussicht.

Marc Kirchs letzter Weg

Freitod Weit über 650.000 Menschen leben mit ME/CFS, doch Forschungsgelder fehlen. Der Tod von Marc Kirch offenbart eines der größten Versäumnisse im Gesundheitssystem, sagen Kritiker.

Es ist ein windiger, grauer Morgen, an dem Marc Kirch von Pflegern auf einer Trage aus dem Zimmer gefahren wird, in dem er sich die letzten zwei Jahre oft wie lebendig begraben fühlte. Er trägt Ohrenschutz und eine große Augenmaske, um sich möglichst gut vor den Außenreizen zu schützen. Zwei Männer schieben ihn in den Krankentransport, die Türen schlagen zu, der Motor startet. Es wird Marc Kirchs letzte Reise werden. Er weiß, in ein paar Stunden wird er tot sein.

Der 51-jährige Bernauer litt seit elf Jahren an ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis /Chronisches Fatigue Syndrom), einer schweren neuroimmunologischen Erkrankung. Vor acht Jahren erhielt er die Diagnose.

Kein Licht, keine Geräusche

Kirch war schwerst betroffen, kämpfte täglich mit den Folgen der Krankheit. Der 51-Jährige war seit zwei Jahren bettlägerig, so schwach, dass ihn schon kleinste Anstrengungen wie Zähneputzen unendlich viel Kraft kosteten. Muskel- und Kopfschmerzen waren seine ständigen Begleiter. Auch der „Brain Fog“ (Deutsch: Gehirnnebel) quälte ihn, er konnte sich schlecht konzentrieren, hatte Wortfindungsstörungen.

Die Überempfindlichkeit auf Sinnesreize traf ihn mit voller Wucht. Er ertrug kein Licht, keine Geräusche, keine Gerüche, keine hohen Temperaturen. Das Fenster zu seinem Zimmer blieb verschlossen, weil er selbst Straßengeräusche nicht ertragen konnte. Der Raum lag in tiefer Dunkelheit. Dennoch trug er meist Augenmaske und Gehörschutz. Falls der Pflegedienst plötzlich die Tür öffnete, wollte er gewappnet sein.

„Wenn es ein guter Tag ist, schaffe ich es abends ein paar Minuten Radio zu hören, damit ich wenigstens noch etwas von der Welt mitbekomme“, berichtete er. Ansonsten waren Dunkelheit und Stille seine Begleiter rund um die Uhr.

Unser erstes Interview führen wir im Flüsterton, mit vielen Pausen. Trotzdem hat ihn das Gespräch so angestrengt, dass er weitere Anfragen zu Interviews und einem Podcast ablehnen muss. Obwohl er sie gerne gegeben hätte, denn das war sein Anliegen: Menschen aufmerksam machen auf diese schreckliche Krankheit, die immer mehr um sich greift und dennoch so wenig Beachtung in der Öffentlichkeit findet.

Aber am Ende fehlte ihm auch dazu die Kraft. Sein Leben fand er nicht mehr lebenswert. Abhängig von diesem Körper, der sich gegen so viele Dinge wehrte, die er gerne getan hätte. Abhängig von anderen, die ihm vorgaben, wann er zu essen hatte, wann es Zeit für Pflege war, auch wenn der momentane Krankheitszustand das eigentlich gerade nicht zuließ. „Ich habe mir so ein Leben nicht vorstellen können“, sagt er.

Und so traf er eine Entscheidung, die ihm sehr schwerfiel, aber in seinen Augen die einzige Lösung war: Er wollte sein Leben selbstbestimmt beenden. Seit 2020 ist der begleitete Freitod in Deutschland erlaubt. Marc Kirch entschied sich für diesen Weg mithilfe der Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben.

„Für mich eine Erlösung“

14 Tage vor seinem Todestag bricht er alle Kontakte ab, verabschiedet sich in einer letzten Mail von den wenigen verbliebenen Freunden und bittet um Verständnis für seine Entscheidung. Die erfährt er nicht von allen, was ihn traurig stimmte. „Die Menschen, die sagen, ich solle weiter kämpfen, stecken aber nicht in meiner Haut. Ich glaube, wenn ein gesunder Mensch auch nur zwei Tage so leben müsste wie ich, würde er durchdrehen“, ist er überzeugt.

Seine letzten Tage möchte er ungestört nutzen, sich auf den Tod vorbereiten. „Ich will noch genug Kraft haben, um das Rädchen aufzudrehen“, sagt er und meint damit das Mittel, das er sich mit ärztlicher Begleitung selbst per Infusion verabreichen wird.

Mit uns führt er noch ein letztes Telefonat, einen Tag vor seinem Tod. „Ich merke, dass ich kribbelig werde“, sagt er. Er wirkt entschlossen. Seine Entscheidung stehe fest. „Angst vor dem Sterben und dem Tod habe ich nicht. Der Tod wird für mich eine Erlösung sein.“ Nur vor dem, was danach kommt, fürchte er sich ein bisschen. „Denn das weiß man ja nicht.“

Im Krankentransport geht es am 17. September für ihn nach Berlin. Eine beschwerliche letzte Reise für den Mann, dem auch kleinste Berührungen Schmerzen verursachen. Doch er muss sie auf sich nehmen. In seinem Zimmer in dem Bernauer Pflegeheim den Weg in den Freitod zu gehen, wurde ihm untersagt. Aus Rücksicht auf die anderen Patienten heißt es von der Heimleitung.

Er versuchte lange, Räumlichkeiten zu finden. „Alle haben abgelehnt. Bis auf Helena. Darüber bin ich so dankbar.“ Helena Giuffrida hat das Atelier Magnolia Bestattungen in Berlin gegründet. „Ich habe Marc in seinem Heim besucht und gesehen, in welcher Lage er war. Deshalb habe ich mich mit ihm auf diese Reise begeben, die für mich auch eine neue Situation bedeutete. Ich kann seine Entscheidung verstehen und finde es gut, dass es die Möglichkeit des begleiteten Freitods gibt. Das möchte ich unterstützen.“ Sie bot ihm den Raum, obwohl sie seine Bestattung anschließend gar nicht vornahm.

Marc Kirch hatte unserer Redaktion angeboten, seinen Tod zu begleiten. Er wollte, dass die Menschen sich auch davon ein Bild machen können. Doch die begleitende Ärztin lehnte seinen Wunsch ab.

Er habe auf sie einen gefassten Eindruck gemacht, berichtet uns stattdessen Bestatterin Helena Giuffrida von den letzten Minuten von Mark Kirch. Nach abschließenden Gesprächen mit dem Juristen und der Ärztin habe diese den Zugang mit dem Narkosemittel mit Überdosierung gelegt. Der 51-Jährige konnte das Ventil selbst aufdrehen und sei nach wenigen Minuten friedlich eingeschlafen.

Es fehlt an der richtigen Hilfe

Unsere Berichterstattung über Marc Kirchs Geschichte hat viele Reaktionen ausgelöst. Betroffene sind erfreut, dass endlich mehr über die Krankheit aufgeklärt wird. Aber es gibt auch Bedenken, weil wir über Marc Kirchs Entscheidung für den Freitod berichtet haben. Es dürfe nicht der Anschein erweckt werden, dass dieser für an ME/CFS-Erkrankte eine erstrebenswerte Lösung sei, sagt uns Gerhard Heiner. Auch sein Sohn ist erkrankt. Heiner ist Sprecher der Initiative ME/CFS in Freiburg und stand zuletzt in engem Kontakt mit Marc Kirch.

„Es darf nicht verschwiegen werden, dass es sich um einen der größten medizinischen Skandale unserer Zeit handelt, dass der Betreffende wegen fehlender medizinischer Hilfe, falscher Pflege und einer fehlenden reizausschließenden Umgebung seinem Leben ein Ende setzen wollte, weil es ihm nicht möglich war, die Qualen seiner Erkrankung ohne Hoffnung auf Besserung zu ertragen“, macht er deutlich.

Eine ebenfalls erkrankte Userin schreibt uns, dass schwerst Betroffene in eine solche Entscheidung getrieben werden, weil sie sich von Politik und Gesellschaft im Stich gelassen fühlen. „Es gibt kaum Forschung, kaum Medikamente, keine Versorgungszentren, jede Menge unwissende Ärzte, die einen psychisch abstempeln.“ Medikamente würden von den Krankenkassen oft nicht gezahlt, statt dessen hieße es: „Versuchen Sie es mit Ruhe und Meditation“. Für viele ein Schlag ins Gesicht.

Eine andere Frau erzählt uns, ihre zwei Kinder hätten starke Erschöpfungsanzeichen gezeigt, die Tochter habe unter wiederkehrenden Ohnmachtsanfällen gelitten. Monatelang hätten verschiedenste Ärzten nach der Ursache gesucht. Am Ende hieß es, die Leiden ihrer Kinder müssten eine psychosomatische Ursache haben. Sie gab nicht auf, ließ weitere Untersuchungen durchführen. Inzwischen hat sie eine gesicherte Diagnose: Beide Kinder sind von ME/CFS betroffen.

Erkrankte fühlen sich im Stich gelassen

Betroffene wie Marc Kirch fühlen sich im Stich gelassen. Denn die Forschung steckt in den Kinderschuhen. Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warf der Bundesregierung jüngst „Staatsversagen“ bei der Erforschung der Krankheit vor. Nach seinen Angaben streite die Koalition darum, ob man für die Forschung zehn oder 15 Millionen Euro bewillige. Nötig wären aus seiner Sicht eine Milliarde Euro.

Marc Kirchs Kampf gegen die Krankheit ist beendet. Sein Engagement wird über seinen Tod hinaus weitergehen, durch seine Geschichte, durch seinen mithilfe Künstlicher Intelligenz produzierten Song, mit dem er vor allem für die jungen Erkrankten etwas erreichen will. Seinen letzten Appell richtet er an die Politik, die die erforderlichen Mittel für die Forschung bereitstellen kann. „Wir Erkrankten wollen nicht leiden. Wir wollen gesund werden, uns wieder mit Freunden treffen, in den Wald gehen, auf dem Balkon die Sonne genießen.“ Das sei mit der Krankheit nicht möglich. „Also unternehmt bitte alle etwas. Jetzt!“

Dampferanlegerbleibt Zukunftsprojekt

Standortentwicklung Das alte „Löcknitz-Idyll“ in Erkner wurde 2015 abgerissen. Stattdessen steht dort jetzt ein Apart-Hotel. Wird das Ufer wie versprochen wieder öffentlich?

Das Gelände des alten „Löcknitz-Idyll“ hat in den letzten Jahren eine imposante Wandlung genommen. Die ehemalige Gaststätte wurde 2015 dem Erdboden gleich gemacht, inzwischen ist dort das Apart-Hotel „East Riverside Boardinghouse“ entstanden. Die Webseite mit Zimmeransichten und Preisen ist bereits online.

Im Erdgeschoss des Apart-Hotels befindet sich eine Gastronomiefläche mit Terrasse. Diese wartet allerdings noch auf einen Betreiber, wie Mit-Eigentümer und Investor Olaf Stolze jüngst berichtete. Der zukünftige Betreiber sollte idealerweise auch den traditionellen Kiosk-Standort am Wanderweg vor dem Haus wiederbeleben.

Mit Gastronomie, Uferzugang und Dampferanleger –  so kannten die Menschen das alte Löcknitz-Idyll und so wünschen es sich viele wieder. Die Einrichtung einer Gaststätte wurde bereits auf den Weg gebracht. Beim Uferzugang ist die Sache immerhin recht eindeutig. Doch was die Dampferanlegestelle am ehemaligen Löcknitz-Idyll angeht, dürfte der Wunsch der Erkneraner schwer zu realisieren sein.

Recht auf Uferzugang

Tatsächlich war der Zugang des Löcknitz-Ufers beim ehemaligen Löcknitz-Idyll ein wesentlicher Bestandteil der Planung. Der öffentliche Uferzugang wurde in einem im Jahr 2015 verabschiedeten Bebauungsplan (B-Plan) festgehalten. Selbiges stünde als Verpflichtung für den Eigentümer laut Stadtverwaltung auch in einem Erschließungs- und Verpflichtungsvertrag. Im B-Plan ist ein gestrichelter Weg zwischen Wohnhaus und Apart-Hotel eingezeichnet. „Mit Gehrechten zu belastende Flächen zugunsten der Allgemeinheit“ steht dazu in der Erläuterung. Somit hat die Öffentlichkeit eindeutig ein Anrecht auf einen Uferzugang. Vom Eigentümer wird dies nicht in Zweifel gezogen, wie Olaf Stolze jüngst beteuerte.

Ein Schritt nach dem anderen, könnte man sagen. Erst kürzlich wurde das Apart-Hotel in Betrieb genommen. Verständlich ist, dass Ufergestaltung und Schiffsverkehr momentan noch nicht Hauptaugenmerk der Betreiberfirma sind. Dabei sind Uferbefestigung und der Dampferanleger auch zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Zur Uferbefestigung schreibt das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt auf Nachfrage: „Aufgrund der Baufälligkeit wurden die Anlagen 2014 durch den Außenbezirk gesperrt und gefährliche Teile zurückgebaut“. Die Rede ist dabei offenbar von einer Spundwand aus Holz mit einem befestigten Bootsausstieg. Die Anlage ist auf alten Fotos zu sehen.

Vor Jahren sei am Ufer auf Höhe des „Löcknitz-Idylls“ ein Liegeverbots-Schild angebracht worden, teilt Thomas Englisch, der zuständige Schifffahrtsamtsleiter des Außenbezirks Erkner, auf Anfrage mit. Es gilt dort also eine Art Parkverbot für Boote. Für die Ufersanierung sei der Grundstückseigentümer verantwortlich. Eine Genehmigung dafür, und für den Weiterbetrieb der Anlagen, liege schon seit vielen Jahren vor, so Englisch. Da nun der Betreiber sowieso zur Sanierung verpflichtet ist, könnte er das Ufer auch so sanieren, dass wieder Boote anlegen können.

Ob an Ort und Stelle jemals wieder ein Dampferanleger gebaut wird, ist ungewiss. Denn ob der Grundstückseigentümer dafür Geld in die Hand nehmen wird, dürfte völlig in dessen eigenem Ermessen liegen. Im B-Plan von 2015 steht zumindest: „Die Erreichbarkeit der Schiffsanlegestelle des Linienschiffsverkehrs liegt der Planung am Herzen.“ Weder im B-Plan noch in einem anderen offiziellen Dokument steht, dass der Grundstückeigentümer für einen neuen Dampferanleger zuständig ist. Ob sich der zukünftige Betreiber des Restaurants vielleicht bei diesem Thema engagieren wird, bleibt abzuwarten.

Eine gute Nachricht in dem Zusammenhang: Reeder Michael Kutzker aus Grünheide, der mit seinen Schiffen bis vor rund zehn Jahren die Anlegestelle „Löcknitz-Idyll“ regelmäßig anfuhr, würde dort gerne wieder Halt machen. Dies beteuerte er jetzt erst wieder in einem Telefongespräch. Schließlich sei der Halt gerade für ältere Passagiere, die nicht gut zu Fuß sind, von Vorteil – vermutlich auch wegen des nahen Parkplatzes. Kutzker habe diesbezüglich von Kunden bereits Anfragen erhalten. Allerdings, dies lässt auch Kutzker durchblicken, dürfte es schwierig sein, jemanden zu finden, der den Bau einer Dampferanlegestelle finanziert.

Stadt hat kein Geld

Den Anleger selbst zu betreiben, käme für Kutzker nicht infrage, wie er sagt. Richtig Betrieb beim Löcknitz-Idyll habe es nur an wenigen Wochenenden und bestimmten Feiertagen im Jahr gegeben, sodass sich eine Investition in eine Anlegestelle für ihn finanziell nicht lohnen würde. Kutzker spielt den Ball weiter an die Politik: Wenn die Stadt Erkner sich wünsche, dass der Dampfer wie früher wieder am Löcknitz-Idyll halte, müsse sie wahrscheinlich selbst die Finanzierung in die Hand nehmen, so der Grünheider. Dass sich die Stadt allerdings rasch dieser Aufgabe annehmen wird, ist eher unwahrscheinlich. Wie viele andere Kommunen kämpft Erkner derzeit mit akuten finanziellen Engpässen.

Erstklassige Solisten in Kostümen

Musik Die Berliner Primavera-Show präsentiert in der Konzerthalle ein Operetten-Bühnenstück.

Bad Freienwalde. Operettenliebhaber dürfen sich auf einen unvergesslichen Abend freuen, wenn die Primavera-Show aus Berlin am 16. November um 15 Uhr erneut seine bezaubernde Operetten-Revue in der Konzerthalle Bad Freienwalde präsentiert.

Inmitten einer festlichen Stimmung werden die Besucher von einem mitreißenden Operettencocktail verzaubert, der die Herzen mit Wiener Charme, Ungarischem Temperament und mitreißenden Walzermelodien höher schlagen lässt. Die musikalische Reise wird zudem durch feurige Czardasklänge und dem unverwechselbaren Witz und Humor Berlins zu einem wahren Fest für die Sinne.

Den Alltag vergessen

Die Bühne erwacht zum Leben, wenn erstklassige Solisten in prachtvollen Kostümen brillieren und die Zuschauer mit ihren kraftvollen Stimmen und gefühlvollen Interpretationen in die Welt der Operette entführen. Für einen Augenblick dürfen die Gäste den Alltag vergessen und sich von der magischen Atmosphäre in die zauberhafte Welt der heiteren Muse entführen lassen. Die virtuose Pianistin Daniela Müller, bekannt für ihre beeindruckende musikalische Begabung, übernimmt auch diesmal die musikalische Leitung.

Mit ihrer charismatischen Ausstrahlung führt sie frech und charmant durch das Programm, verleiht jedem Stück eine besondere Note und lässt die Zuschauer in die Faszination der Operette eintauchen.

Karten sind beim Kartenservice der Konzerthalle Bad Freienwalde Tel.: 03344 332370 erhältlich.

Vorträge zum Umgang mit Betroffenen

Petershagen/Eggersdorf. Die Demenzberatung aus Strausberg in Trägerschaft der Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg lädt zu einer kostenfreien Seminarreihe für Angehörige und Bekannte von Menschen mit Demenz ein. Die Veranstaltungen finden an vier aufeinanderfolgenden Montagen im November im evangelischen Kirchgemeindehaus in der Wilhelmstraße 11 in Eggersdorf statt. Die Betreuung der erkrankten Angehörigen ist parallel möglich.

Die Seminarreihe beginnt am 3. November mit Vorträgen von Birgitta Neumann, Sozialarbeiterin bei der Alzheimer-Gesellschaft, zum Thema Demenzerkrankungen und dem Umgang mit Betroffenen. Am 10. November informiert Silke Hausmann vom Betreuungsverein Lebenshilfe über Vorsorgemaßnahmen, während Ines Diewitz, Altenpflegerin und Case Managerin, einen Überblick über Pflegeversicherung und Entlastungsangebote gibt. Am 17. November erläutert Nadine Cornelius, Pflegedienstleiterin des ambulanten Dienstes Cona, Aspekte der Pflege von Menschen mit Demenz, gefolgt von einem Beitrag von Sozialarbeiterin Elke Kirschneck zur Alltagsgestaltung.

Abschließend referieren Jana Hoppe, Leiterin einer Tagespflege der Diakonie, am 24. November über Unterstützungsnetzwerke für Angehörige, und Andrea Bakowski, Koordinatorin für ambulant betreute Wohngemeinschaften, stellt alternative Wohnformen für Menschen mit Demenz vor.

Anmeldung: Tel. 03341/4908062 oder strausberg@alzheimer-brandenburg.de

Pflege Im November startet eine kostenlose Seminarreihe für Angehörige von Menschen mit Demenz.

Bündnis sorgt für Diskussionen

Politik In Steinhöfel schließen AfD und Linke die Fraktion „Vernunft & Verantwortung“. Nun reagieren die Parteien im Kreis.

Steinhöfel. Zwei bislang fraktionslose Abgeordnete der Gemeindevertretung Steinhöfel haben eine neue Fraktion gebildet. Der Zusammenschluss „Vernunft und Verantwortung“ wurde von Bettina Lehmann, Mitglied der Partei Die Linke, und dem AfD-Parteimitglied Matthias Natusch ins Leben gerufen. Beide sind schon lange auf lokaler Ebene politisch aktiv. Natusch ist Kreistagsmitglied, Lehmann war es bis zum vergangenen Jahr.

Weitere Mitglieder hat die neue Fraktion nicht. Laut Dirk Meyer, Amtsdirektor von Odervorland, reichen zwei Mitglieder für die Gründung einer Fraktion aus. Der Posten des Vorsitzenden wird von Lehmann besetzt.

Erste Handlung: Sitzverteilung

In einem Social-Media-Statement erklären Lehmann und Natusch ihre Beweggründe für die Zusammenschließung. „Wir gründen uns, weil unsere gemeinsamen Schnittmengen zu deutlich sind, um sie durch künstliche Grenzen zu ignorieren.“ Weiter heißt es: Im Mittelpunkt stehen die realen Herausforderungen des ländlichen Raums: eine funktionierende Infrastruktur, eine lebendige Dorfgemeinschaft, eine verlässliche Daseinsvorsorge und die Wertschätzung des Ehrenamts. „Unser Ziel ist es, Brücken zu bauen, wo andere Brandmauern errichten.“

Natusch betont, dass die Aufgaben vor Ort keine Frage der Parteifarbe sind. Die erste Amtshandlung der neuen Fraktion war ein Antrag auf Neuregelung der Sitzverteilung in den Ausschüssen der Gemeinde. Durch die Fraktionsgründung haben Natusch und Lehmann jetzt auch Anspruch auf eine Mitgliedschaft in den Fachausschüssen. Natusch liebäugelt mit dem Finanzausschuss. „Frau Lehmann arbeitet bestimmt gern im Bereich Soziales, Jugend, Kultur und Sport“, schätzt Natusch.

Die Ankündigung von Lehmann und Natusch, eine gemeinsame Fraktion zu bilden, sorgt nun in beiden Parteien für interne Debatten. Der Kreisvorstand der Partei Die Linke hat am Sonnabend unter anderem erklärt: „Bettina Lehmann wurde vom Kreisvorstand unmittelbar nach der Fraktionsgründung aufgefordert, entweder die Fraktion mit der AfD oder die Partei Die Linke zu verlassen. Andernfalls wird ein Parteiausschlussverfahren angestrebt.“ Gleichzeitig teilte die Partei mit, dass Lehmann bereits bei der Wahl nicht auf der Liste der Partei angetreten war, sondern als Einzelbewerberin.

Ungemach könnte die Fraktionsbildung auch für Matthias Natusch bringen. Der AfD-Kreisvorsitzende Rainer Galla hat am Montag mitgeteilt: „Als Vorsitzender des Kreisverbandes Oder-Spree der AfD stelle ich hier sehr deutlich fest, dass ich jede Form der Zusammenarbeit mit der Partei DIE LINKE – egal auf welcher politischen Ebene – ablehne.“ Galla begründet dies damit, dass die Partei eine Nachfolgeorganisation der SED ist. Keine Partei sei für die Linke „sicherer Hafen für linke Extremisten“.

Galla fordert Natusch auf, entweder die neu gegründete Fraktion in Steinhöfel oder die AfD sofort zu verlassen. Er füge der AfD mit seinem Verhalten schweren Schaden zu. „Ich werde gemeinsam mit dem Landesvorstand der AfD umgehend prüfen, ob hier ausreichend Gründe für ein Parteiausschlussverfahren vorliegen und dieses Verfahren dann umgehend in Kraft setzen“, endet die Pressemitteilung.

Fraktionsgründung und die Galla-Reaktion sind offenbar ein weiteres Indiz für die innerparteilichen Spannungen in der Oder-Spree-AfD. Der Bundestagsabgeordnete Rainer Galla ist Kreisvorsitzender, Matthias Natusch sein 1. Stellvertreter.

Konzert mit persönlicher Heimatverbundenheit

Grünheide. Der Tenor Björn Casapietra gastiert im Rahmen seiner Tournee „Die schönsten Himmelslieder 2.0“ am Sonnabend in der Kirche Zum Guten Hirten in Grünheide. Wie er gegenüber MOZ berichtet, hat er eine ganz besondere Beziehung zur Region: „Ich bin dort aufgewachsen. Genauer gesagt in Rauchfangswerder. Aber der nächste größere Ort war Erkner. Und daher habe ich meine gesamte Kindheit und Jugend in der Ecke verbracht.“ Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Ausflüge mit Freunden: „Wir sind damals mit unseren Simsons in Richtung Grünheide gefahren, im Sommer, um baden zu gehen oder uns einfach mit Freunden zu treffen.“

Auch die Kirche in Grünheide hat es Casapietra angetan: „Die Akustik ist grandios. Das denkt man gar nicht. Die wird hoffentlich gut mit meiner klassischen Tenorstimme harmonieren.“

Was das Publikum von seinem Konzert erwarten kann? „Die richtigen Lieder zur richtigen Zeit. Wir leben in schwierigen Zeiten – nach der Pandemie und angesichts des russischen Angriffskriegs. Musik soll jetzt Zuversicht, Hoffnung und Kraft schenken“, so Casapietra. Zu seinem Repertoire gehören Klassiker wie das Ave Maria von Schubert, das Halleluja von Leonard Cohen, das Wiegenlied von Brahms, Maria durch den Dornwald ging, Tochter Zion und neu im Programm: Sound of Silence von Simon & Garfunkel. „Wenn wir das Lied musizieren, habe ich immer das Gefühl, dass die Kirchenmauern gleich einstürzen, weil der Applaus so riesig ist. Die Menschen lieben dieses Lied.“

Karten gibt es in der Tourist-Information Grünheide, online auf eventim.de sowie telefonisch unter 01806/570070.

< VORHERIGE SEITE NÄCHSTE SEITE >