Dampferanlegerbleibt Zukunftsprojekt

  • Dampfer-Idylle 2012: Kehren Ausflugsschiffe eines Tages ans Löcknitz-Ufer zurück? Foto: Joachim Eggers
  • Plan fürs "Löcknitz-Idyll" Erkner: Wer genau hinschaut, sieht einen gestrichelten Weg, der zwischen Apart-Hotel und Wohnhaus zur Löcknitz führt. Der Weg muss für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Foto: Auszug Bebauungsplan "Stadttor-Nord-Löcknitz-Idyll"/Screenshot Kerstin Ewald
  • Würde wieder am Löcknitz-Idyll in Erkner halten: Reeder Michael Kutzker aus Grünheide. Foto: Daniela Sell/Stadtverwaltung Erkner

Standortentwicklung Das alte „Löcknitz-Idyll“ in Erkner wurde 2015 abgerissen. Stattdessen steht dort jetzt ein Apart-Hotel. Wird das Ufer wie versprochen wieder öffentlich?

Das Gelände des alten „Löcknitz-Idyll“ hat in den letzten Jahren eine imposante Wandlung genommen. Die ehemalige Gaststätte wurde 2015 dem Erdboden gleich gemacht, inzwischen ist dort das Apart-Hotel „East Riverside Boardinghouse“ entstanden. Die Webseite mit Zimmeransichten und Preisen ist bereits online.

Im Erdgeschoss des Apart-Hotels befindet sich eine Gastronomiefläche mit Terrasse. Diese wartet allerdings noch auf einen Betreiber, wie Mit-Eigentümer und Investor Olaf Stolze jüngst berichtete. Der zukünftige Betreiber sollte idealerweise auch den traditionellen Kiosk-Standort am Wanderweg vor dem Haus wiederbeleben.

Mit Gastronomie, Uferzugang und Dampferanleger –  so kannten die Menschen das alte Löcknitz-Idyll und so wünschen es sich viele wieder. Die Einrichtung einer Gaststätte wurde bereits auf den Weg gebracht. Beim Uferzugang ist die Sache immerhin recht eindeutig. Doch was die Dampferanlegestelle am ehemaligen Löcknitz-Idyll angeht, dürfte der Wunsch der Erkneraner schwer zu realisieren sein.

Recht auf Uferzugang

Tatsächlich war der Zugang des Löcknitz-Ufers beim ehemaligen Löcknitz-Idyll ein wesentlicher Bestandteil der Planung. Der öffentliche Uferzugang wurde in einem im Jahr 2015 verabschiedeten Bebauungsplan (B-Plan) festgehalten. Selbiges stünde als Verpflichtung für den Eigentümer laut Stadtverwaltung auch in einem Erschließungs- und Verpflichtungsvertrag. Im B-Plan ist ein gestrichelter Weg zwischen Wohnhaus und Apart-Hotel eingezeichnet. „Mit Gehrechten zu belastende Flächen zugunsten der Allgemeinheit“ steht dazu in der Erläuterung. Somit hat die Öffentlichkeit eindeutig ein Anrecht auf einen Uferzugang. Vom Eigentümer wird dies nicht in Zweifel gezogen, wie Olaf Stolze jüngst beteuerte.

Ein Schritt nach dem anderen, könnte man sagen. Erst kürzlich wurde das Apart-Hotel in Betrieb genommen. Verständlich ist, dass Ufergestaltung und Schiffsverkehr momentan noch nicht Hauptaugenmerk der Betreiberfirma sind. Dabei sind Uferbefestigung und der Dampferanleger auch zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Zur Uferbefestigung schreibt das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt auf Nachfrage: „Aufgrund der Baufälligkeit wurden die Anlagen 2014 durch den Außenbezirk gesperrt und gefährliche Teile zurückgebaut“. Die Rede ist dabei offenbar von einer Spundwand aus Holz mit einem befestigten Bootsausstieg. Die Anlage ist auf alten Fotos zu sehen.

Vor Jahren sei am Ufer auf Höhe des „Löcknitz-Idylls“ ein Liegeverbots-Schild angebracht worden, teilt Thomas Englisch, der zuständige Schifffahrtsamtsleiter des Außenbezirks Erkner, auf Anfrage mit. Es gilt dort also eine Art Parkverbot für Boote. Für die Ufersanierung sei der Grundstückseigentümer verantwortlich. Eine Genehmigung dafür, und für den Weiterbetrieb der Anlagen, liege schon seit vielen Jahren vor, so Englisch. Da nun der Betreiber sowieso zur Sanierung verpflichtet ist, könnte er das Ufer auch so sanieren, dass wieder Boote anlegen können.

Ob an Ort und Stelle jemals wieder ein Dampferanleger gebaut wird, ist ungewiss. Denn ob der Grundstückseigentümer dafür Geld in die Hand nehmen wird, dürfte völlig in dessen eigenem Ermessen liegen. Im B-Plan von 2015 steht zumindest: „Die Erreichbarkeit der Schiffsanlegestelle des Linienschiffsverkehrs liegt der Planung am Herzen.“ Weder im B-Plan noch in einem anderen offiziellen Dokument steht, dass der Grundstückeigentümer für einen neuen Dampferanleger zuständig ist. Ob sich der zukünftige Betreiber des Restaurants vielleicht bei diesem Thema engagieren wird, bleibt abzuwarten.

Eine gute Nachricht in dem Zusammenhang: Reeder Michael Kutzker aus Grünheide, der mit seinen Schiffen bis vor rund zehn Jahren die Anlegestelle „Löcknitz-Idyll“ regelmäßig anfuhr, würde dort gerne wieder Halt machen. Dies beteuerte er jetzt erst wieder in einem Telefongespräch. Schließlich sei der Halt gerade für ältere Passagiere, die nicht gut zu Fuß sind, von Vorteil – vermutlich auch wegen des nahen Parkplatzes. Kutzker habe diesbezüglich von Kunden bereits Anfragen erhalten. Allerdings, dies lässt auch Kutzker durchblicken, dürfte es schwierig sein, jemanden zu finden, der den Bau einer Dampferanlegestelle finanziert.

Stadt hat kein Geld

Den Anleger selbst zu betreiben, käme für Kutzker nicht infrage, wie er sagt. Richtig Betrieb beim Löcknitz-Idyll habe es nur an wenigen Wochenenden und bestimmten Feiertagen im Jahr gegeben, sodass sich eine Investition in eine Anlegestelle für ihn finanziell nicht lohnen würde. Kutzker spielt den Ball weiter an die Politik: Wenn die Stadt Erkner sich wünsche, dass der Dampfer wie früher wieder am Löcknitz-Idyll halte, müsse sie wahrscheinlich selbst die Finanzierung in die Hand nehmen, so der Grünheider. Dass sich die Stadt allerdings rasch dieser Aufgabe annehmen wird, ist eher unwahrscheinlich. Wie viele andere Kommunen kämpft Erkner derzeit mit akuten finanziellen Engpässen.

Den Anleger selbst zu betreiben, käme für Reeder Michael Kutzker nicht infrage.

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