„Es ist eine Vollkatastrophe“

  • Auf der Mollenstraße in Herzfelde staut sich jetzt täglich der Verkehr. Anwohner haben mitunter Mühe, mit dem Auto ihre Grundstücke zu verlassen. Foto: Dennis Lloyd Brätsch

A10 Wegen Einschränkungen auf der Mühlenfließbrücke weichen viele Pendler auf Landstraßen aus. Das belastet auch die Anwohner von Herzfelde.

Seit Wochen staut sich der Verkehr auf der Autobahn A10 zwischen Rüdersdorf und Erkner. Wegen nötiger Schweißarbeiten an der Mühlenfließbrücke steht pro Richtung zurzeit nur ein Fahrstreifen auf der Autobahn zur Verfügung.

Die Autobahn GmbH bittet Autofahrer zwar dringend, den Berliner Ring nicht zu verlassen. Vielen Kraftfahrern ist das egal. Sie versuchen, den Stau auf über die Landstraßen in der Region zu umfahren.

Schlechte Alternative

Besonders betroffen davon ist neben der Stadt Erkner der Rüdersdorfer Ortsteil Herzfelde. Viele, die nicht auf der Autobahn im Stau stehen möchten, verlassen aus Richtung Frankfurt (Oder) jetzt die A10 an der Abfahrt Erkner. Von dort nutzen sie die L231 und L23 über Grünheide, Kagel, Möllensee und Herzfelde, um schließlich über die B1/B5 in Vogelsdorf wieder auf die A10 zu gelangen.

Spätestens an der Herzfelder Ampelkreuzung Möllenseestraße/Ecke Hauptstraße entpuppt sich der Schleichweg als schlechte Alternative. Besonders in Stoßzeiten staut sich dort der Verkehr. Autofahrer berichten, dass sie von Herzfelde jetzt mitunter mehr als 15 Minuten bis zur Autobahnzufahrt in Vogelsdorf brauchen.

An normalen Tagen dauert die Fahrt zur A10 nur fünf Minuten. „Zum Feierabendverkehr staut sich der Verkehr hier auf bis zu zwei Kilometer“, berichtet der Herzfelder Ortsvorsteher Tobias Zorn.

Anwohner der Möllenstraße beklagen gegenüber unserer Redaktion nicht nur starke Lärmbelästigung durch den Lkw-Verkehr. Sie haben mitunter auch Schwierigkeiten, während der Staus ihre eigenen Grundstücke mit einem Fahrzeug zu verlassen. Ortsvorsteher Zorn beschreibt die Situation drastisch: „Es ist für uns eine Vollkatastrophe.“

Mit unerwünschtem Schwerlastverkehr habe Herzfelde schon lange zu kämpfen, erzählt er. „Hier fahren schon immer Mautpreller mit ihren Lkw durch, die auf dem Weg zu den Industriestandorten in Rüdersdorf die Gebühren für Autobahn und B1 sparen wollen. Durch die Bauarbeiten auf der Autobahn ist aber alles noch viel schlimmer geworden.“

Eigentlich sollte der Spuk bereits in dieser Woche zu Ende sein. Doch weil sich die Schäden an der Brücke erheblicher dargestellt haben, als vermutet, dauern die Schweißarbeiten noch mindestens bis Ende des Monats an, wie die Autobahn GmbH in der vergangenen Woche mitteilte.

Die Gemeindeverwaltung in Rüdersdorf beobachtet die Situation nach Aussage ihres Sprechers Alexander Reetz „sehr genau und ist hier in enger Abstimmung mit der Autobahn GmbH des Bundes“. Besprochen wird, wie die Lage auf den Umfahrungsstrecken entschärft werden kann. Überlegt wird, auf der Autobahn mit nicht amtlichen Schildern Autofahrer darum zu bitten, auf der A10 zu bleiben.

Im Rathaus ist man allerdings skeptisch, dass die Initiative von spürbarem Erfolg gekrönt sein wird. „Die Möglichkeiten sind letztendlich begrenzt, da sich die Umfahrung durch die Navigation in den Autos ergibt, auf die weder wir noch die Autobahn GmbH Einfluss haben“, so Rathaussprecher Alexander Reetz.

Ortsvorsteher Tobias Zorn ist ebenfalls skeptisch, begrüßt aber die Initiative der Gemeindeverwaltung: „Was bleibt uns anderes übrig, als an die Einsicht der Autofahrer zu appellieren? Es gibt ja keine wirkliche Alternative, das ist das große Problem. Da müssen wir jetzt durch.“ Besorgt blickt Ortsvorsteher Zorn auch in die Zukunft. Denn die aktuellen Schweißarbeiten sind im Grunde nur das Vorspiel für die größeren Bauarbeiten.

In den kommenden Jahren soll die Mühlenfließbrücke, die mit 742 Metern die längste Autobahnbrücke in Brandenburg ist, abgerissen und neu errichtet werden. Weil die Brücke aber aus zwei separaten Teilbauwerken besteht, soll der Verkehr auf verengten Fahrbahnen weiterhin in beiden Richtungen rollen – zunächst über eine der alten Brücken, die mit den aktuellen Bauarbeiten dafür ertüchtigt wird.

„Es wurde mitunter erzählt, dass die Brücke unter Vollsperrung ersetzt werden soll. Das wäre schlimm für uns geworden. Aber das stimmt zum Glück nicht“, so Zorn. Tatsächlich sollen während der Bauarbeiten zwei Spuren pro Richtung den Verkehr aufnehmen. Das lässt den Ortsvorsteher hoffen, dass es doch nicht so schlimm wird.

Was bleibt uns anderes übrig, als an die Einsicht der Autofahrer zu appellieren? Tobias Zorn Ortsvorsteher

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