DDR-Biografien und Minijobs

  • Michael Böhme aus Lebus wurde von der Deutschen Rentenversicherung Bund mit einem Porzellan-Teller aus der Königlichen Manufaktur Berlin geehrt. Foto: Katja Gehring
  • Rentenberater Michael Böhme in seinem Arbeitszimmer in Lebus: „Die 25 Jahre sind wie im Flug vergangen“. Was sich in dieser Zeit beim Thema Rente alles verändert hat. Foto: Katja Gehring

Jubiläum Michael Böhme aus Lebus ist seit 25 Jahren ehrenamtlicher Rentenberater. Der 70-Jährige berichtet vom Wandel in seiner Tätigkeit.

Rentenreform, Rentenniveau, Rentenbesteuerung – diese Schlagworte bestimmen mindestens seit der Rentenreform im Jahr 2002 nicht nur die Schlagzeilen, sondern auch so manches Gespräch unter Menschen, deren Ruhestand naht. Schon in den Jahren davor machen die regelmäßigen Briefe der Deutschen Rentenversicherung oftmals Angst und Bange. Die Angaben darin sind Richtwerte, die der tatsächlichen Rente schon ziemlich nahe kommen, wie Michael Böhme bestätigt. Der Mann aus Lebus arbeitet seit 25 Jahren ehrenamtlich als Rentenberater. Zum Jubiläum berichtet er von dem Wandel seiner Tätigkeit.

Klärung von DDR-Konten

Als Michael Böhme im Juni 2006 ehrenamtlicher Rentenberater wurde, war er bei einer Versicherung angestellt. „Bei uns im Hause suchte man jemanden, der dieses Mandat übernehmen kann“, erzählt der heute 70-Jährige. Er wurde nominiert und sein Name einer von 2000 auf der Liste für die Sozialwahl. „Man muss Glück haben, dass man gewählt wird.“ Michael Böhme übernahm sein neues Ehrenamt schließlich als Nachrücker. „Das war vor 25 Jahren“, könne er selbst kaum fassen. Es folgte „eine grundsolide Ausbildung durch den Rententräger“, erinnert er sich. „Und dann wurde ich auf die Leute losgelassen.“

Damals hielten sich die Diskussionen über die Rentenhöhe in seinem Wahlkreis – dem Landkreis Märkisch-Oderland – noch im Rahmen. „Das Hauptthema in den 2000ern war eher die Kontenklärung“, berichtet Michael Böhme. Ehemalige DDR-Bürger, die kurz vor der Rente standen, mussten wie alle anderen die Beitragszeiten einreichen. Die waren vor dem Mauerfall im SV-Ausweis vermerkt. Eine Kopie wurde von Michael Böhme beglaubigt und zusammen mit dem Antrag zur Rentenversicherung geschickt. „Es gab aber Leute, die haben ihren SV-Ausweis nach der Wende weggeworfen“, erinnert sich der ehrenamtliche Rentenberater. Dadurch entstanden Lücken in der Dokumentation. Michael Böhme half dabei, diese anhand von anderen Nachweisen wie Zeugnissen oder Geburtsurkunden zu schließen.

Mittlerweile sei dieses Kapitel weitestgehend abgeschlossen. „Denn die Zeiten meldet heutzutage der Arbeitgeber.“ Und auch die Papier-Anträge sind Geschichte. Zuerst habe Michael Böhme sich auf die Arbeit mit dem Laptop nicht so gern einlassen wollen. Aber mittlerweile sei es anstrengender, einen Renten-Antrag mit dem Kugelschreiber auszufüllen. Auf den Vordrucken müsse jeder Buchstabe in ein separates Kästchen eingetragen werden. Das gehe am Computer natürlich viel schneller, räumt der Rentenberater ein. „Wenn alles da ist, bin ich in dreißig Minuten fertig.“ Was er während der Beratung nicht könne, ist die Rente auszurechnen.

Wer zu DDR-Zeiten und auch danach gearbeitet habe, könne sich nicht beklagen. „Solche Renten sind heutzutage wohl nicht mehr so leicht zu erreichen“, vermutet Michael Böhme. „Aber es ist schon eine Rentenarmut da“, schätzt er ein. Der Ehrenamtler mache das an dem hohen Maß an Minijobs fest und an DDR-Biografien, die nach der Wende beruflich zusammengebrochen sind. Diese Konstellationen überwögen in der Beratung. „Dann sieht die Rente mies aus“, so der 70-Jährige.

Nicht nur zur Altersrente und zur EU-Rente berät Michael Böhme kostenlos, sondern auch zur Hinterbliebenenrente. „Das sind schon manchmal schwere Momente“, berichtet er. Der 70-Jährige macht seinen Klienten das Angebot, zu ihnen nach Hause zu kommen. Das werde sehr gern in Anspruch genommen. Weil Bürokratie nach einem Todesfall auch oftmals überfordert.

Für sein 25 Jahre andauerndes Engagement ist der ehrenamtliche Rentenberater aus Lebus im September von der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund geehrt worden. „Die 25 Jahre sind wie im Flug vergangen“, habe Michael Böhme gedacht, als er während der Festveranstaltung in Berlin auf der Bühne stand. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich das schon so lange mache.“

In einer Pressemitteilung wird er als „Helfer in der Nachbarschaft“ bezeichnet und als Bindeglied zwischen Verwaltung und den Bürgern. Für Michael Böhme sei bei seiner Tätigkeit am wichtigsten, den Menschen behilflich sein zu können. „Die Versicherten stehen für mich im Vordergrund“, sagt der 70-Jährige. „Ich erfahre sehr viel Dankbarkeit.“

Michael Böhme ist noch bis 2029 als ehrenamtlicher Rentenberater im Landkreis Märkisch-Oderland gewählt. Er kann unter der Rufnummer 0172 2867122 kontaktiert werden.

Der Ehrenamtler ist Binde- glied zwischen der Verwaltung und den Bürgern.

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