Landkreis Oder-Spree stoppt Päckchen für Bürger

Aktion Die Rückcare-Box mit Honig, Brotmischung und mehr soll Weggezogene wieder in die Heimat locken. Doch die Ausgabe ist ins Stocken geraten.

Eine Packung Blumensamen, ein Quartett-Spiel aus dem Landkreis Oder-Spree, ein Gläschen Honig mit der Aufschrift „Versüß dir die Rückkehr“, eine rustikale Backmischung für Pausenbrot-Entdecker, die mit weiteren Zutaten zu einem 750-Gramm-Brot gebacken werden soll – all diese Inhalte sowie weitere Prospekte und Broschüren warten in einem gelben Paket darauf, in verschiedene Regionen Deutschlands geschickt zu werden.

Abgelaufene Backmischung

Hintergrund dieser Aktion ist die Rückholung von Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten. Sie wurde vom Landkreis Oder-Spree initiiert und vom Land Brandenburg gefördert. Seit Anfang des Jahres steht sie für Einwohner aus der Region zur Verfügung. Mit dem sogenannten Rückcare-Paket sollen Weggezogene und in der Region Verwurzelte dazu animiert werden, ihren Lebensabend im Landkreis Oder-Spree zu verbringen.

„Insgesamt wurden für das Projekt 1000 Rückcare-Pakete eingeplant. Es startete Anfang dieses Jahres und wird Ende 2025 abgeschlossen“, teilt das Amt für Kreisentwicklung und Infrastruktur mit. Weiterhin heißt es, dass der Großteil der Pakete bereits versandt wurde. Der Landkreis beziffert die Nachfrage auf 825 Pakete. 175 Pakete konnten jedoch noch keinem Empfänger zugestellt werden. Dabei kam der Versand in den letzten Tagen ins Stocken. In einem Paket befand sich abgelaufener Inhalt, weshalb die Abgabestellen pausieren mussten, bis das Päckchen ausgetauscht war. „Die letzten 175 Brotbackmischungen für die verbleibenden Päckchen sind geordert“, hieß es Ende September vom Landkreis. Interessierte wurden auf Anfang September vertröstet.

Die Backmischungen für die gelben Pakete werden von den Oderland Mühlenwerken Müllrose geliefert. Nach Rückfrage der Redaktion wurde erklärt, dass die Backmischungen in verschiedenen Intervallen bestellt wurden, da bei den Paketen das Mindesthaltbarkeitsdatum zu beachten sei. „Es ist abhängig von der Backmischung und den jeweiligen Inhaltsstoffen. Manche sind vier Monate, manche sechs Monate haltbar“, erklärt eine Mitarbeiterin. Inzwischen sind die jüngsten Backmischungen aus Müllrose in der Packstation in der Burg in Beeskow eingetroffen und ausgetauscht worden. Die Amtsmitarbeiter hoffen, dass Einwohner die Gelegenheit in der bevorstehenden Vorweihnachtszeit nutzen, um einen Gruß zu senden. Ausgabestellen befinden sich im Amt Odervorland, in Neuzelle, am Scharmützelsee sowie in den Gemeinden Grünheide und Rietz-Neuendorf. Auch in Beeskow, Friedland, Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde gibt es verschiedene Abholmöglichkeiten.

Gottesdienst ohne Licht

Historie Vor 100 Jahren sah es um die Finanzen der Kirchen um Fürstenwalde nicht gut aus. Pfarrer mussten oft vor der Andacht Geld sammeln.

Kirchen ohne elektrische Lampen – das gibt es im Kreis Oder-Spree schon lange nicht mehr. Wie sah es vor 100 Jahren aus? In Berkenbrück brannten da noch die Kerzen im Gotteshaus, wie ein Blick in die Fürstenwalder Zeitung vom 11. Oktober 1925 zeigt.

„Die alte Dorfkirche, welche sich bisher bescheiden in Dunkel hüllte, soll nun auch der Segnungen des elektrischen Lichtes teilhaftig werden“, schreibt das Lokalblatt. Es sei an der Zeit für diesen Fortschritt, denn bisher habe der Kantor zu Weihnachten immer die Schulkinder mit Sammellisten durchs Dorf schicken müssen, „um das Geld für die nöthigen Kerzen zu sammeln“.

Weiter heißt es in dem Artikel: „Um diesem unwürdigen Zustand ein Ende zu machen, hat sich der hiesige gemischte Chor (…) kurz entschlossen, die Kosten für die Beleuchtungsanlage durch ein Kirchenkonzert am Reformationssonntage aufzubringen.“

Singen für den guten Zweck

Das Vorhaben fand schnell zahlreiche Unterstützer: Laut Zeitung hatten bereits verschiedene Künstler von außerhalb zugesagt, für diesen edlen Zweck an dem Konzert mitzuwirken. „Der gemischte Chor hofft, daß die Gemeinde Berkenbrück durch vollzähliges Erscheinen am 1. November, abends 8 Uhr, ihre Anteilnahme an dieser guten Sache beweisen wird“, heißt es abschließend in dem Artikel.

Ganz andere Sorgen hatte zu dieser Zeit die Kirchengemeinde in Spreenhagen: „Unser großes Kirchdorf hat keinen eigenen Pfarrer. Zu allen kirchlichen Handlungen ist der Pfarrer in Markgrafpieske zuständig“, ist in dem Zeitungsartikel vom 13. Oktober 1925 nachzulesen. In Spreenhagen und Markgrafpieske galt eine „wahrscheinlich sehr alte Gebührenordnung“, nach der der Pfarrer für seine Amtshandlungen bezahlt werden musste.

„Es ist nun natürlich sehr peinlich, wenn der Geistliche, womöglich bevor er die Amtshandlung vornimmt, die Kosten, die wahrscheinlich für die Fahrt entstanden sind, einziehen muss“, so das Blatt. Denn dies erwecke den Anschein, als ob der Pfarrer sich für seine Tätigkeit bezahlen ließe.

„So wurde hier, wie aus Storkow berichtet wird, vor einigen Tagen der Ortsarme König beerdigt. Der Kosten wegen, die zehn Mark betragen, scheiterte der geistliche Zuspruch“, ist in dem Artikel nachzulesen. Der Sohn des Verstorbenen konnte nur 5 Mark entrichten, woraufhin der Pfarrer die Trauerhalle verließ. Da niemand den Betrag bezahlen wollte, fand die Beerdigung ohne den Geistlichen statt.

Es müsse dringend ein anderer Modus gefunden werden, um solche unangenehmen Situationen zu vermeiden. Der Pfarrer hätte den letzten Segen laut Zeitung übrigens trotzdem erteilen können, denn er hatte noch einen weiteren Termin in Spreenhagen, „sodaß keine besonderen Unkosten entstanden“.

Kämmerer erlässt Haushaltssperre

Finanzen Die Stadt Fürstenwalde darf nur noch Geld für laufende Projekte ausgeben. Jeder Posten muss von Jan Böge genehmigt werden. Die kostenfreien Getränke bei den Sitzungen sind ab sofort gestrichen.

Sitzungen der Stadtverordneten dauern oft Stunden. Da ist es eine freundliche Geste der Stadtverwaltung Fürstenwalde, während der Tagungen Getränke bereitzustellen. Doch seit einigen Tagen fehlen die Flaschen auf den Tischen im Festsaal des Alten Rathauses. Der Grund: Kämmerer Jan Böge hat für die Stadt eine vorläufige Haushaltssperre erlassen. Geld darf demzufolge nur für laufende Projekte ausgegeben werden. Getränke für Sitzungen gehören nicht dazu.

Eine Haushaltssperre ist ein durchaus übliches Instrument der Kommunalverwaltung, wenn absehbar ist, dass die Ausgaben die Einnahmen übersteigen. Salopp könnte man das auch als eine Art Notbremse des Kämmerers sehen, die rechtzeitig gezogen wird, um Schaden von der Stadt abzuwenden.

Gerüchte um die Fürstengalerie

Über die Folgen der Haushaltssperre berichtete der Kämmerer am Mittwoch in der Sitzung des Finanzausschusses. Zulässig sind demnach nur Ausgaben, die gesetzlich vorgeschrieben, unabweisbar oder eilbedürftig sind. Auch für vertraglich gebundene Kosten kommt die Stadt auf, Rechnungen für erteilte Aufträge würden bezahlt.

Jeder Posten muss vom Kämmerer genehmigt werden, diese Pflicht ergebe sich aus dem Haushaltsrecht, teilte Jan Böge den Ausschussmitgliedern mit. Treffen kann es auch freie Träger im Kultur-, Sozial- oder Sportbereich – haben diese einen Zuwendungsbescheid unter Haushaltsvorbehalt erhalten, können angesichts der Haushaltssperre Leistungszusagen widerrufen werden.

Wie aber konnte Fürstenwalde trotz eines beschlossenen Haushalts in finanzielle Schieflage geraten? Darüber gibt es offiziell kaum Informationen – unter anderem, weil Rechte Dritter verletzt werden können. „Ein vor über zehn Jahren abgeschlossenes Darlehen wurde in der vergangenen Woche fällig gestellt. Wir sind in enger Abstimmung mit den beteiligten Institutionen, um schnellstmöglich eine Lösung herbeizuführen“, heißt es dazu aus der Stadtverwaltung auf MOZ-Nachfrage.

Informationen dieser Zeitung zufolge geht es um einen Kredit für die Fürstengalerie im Stadtzentrum. Diese wurde 2001 gebaut, unter anderem mit Darlehen. Das Einkaufszentrum, in dem sich auch Büros und das Amtsgericht befinden, gehört einem Tochterunternehmen der kommunalen Wohnungswirtschaft. Die Stadt würde die Immobilie gern verkaufen. Vergangenes Jahr berichtete die MOZ über Verbindlichkeiten von rund 12,6 Millionen Euro.

In der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses sprach Ausschussmitglied Stephan Wende (Die Linke) im öffentlichen Teil von einer Summe im zweistelligen Millionenbereich – allerdings allgemein, ohne konkret die Fürstengalerie zu nennen. „Die Haushaltssperre hat für mich die Aufgabe, dass Sie mit dem Instrument ein Liquiditätsproblem lösen. Ich glaube nicht, dass die Summe von 11,5 Millionen Euro über eine Haushaltssperre zu realisieren ist“, sagte er Richtung Kämmerer.

Von der Stadt heißt es: „Wir bitten um Verständnis, dass mit Blick auf Interessen Dritter aktuell keine weiteren Details mitgeteilt werden können.“ So viel lasse sich jedoch sagen, „die Gerüchte, dass es deswegen zur Schließung der Fürstengalerie kommen kann, sind unbegründet“.

Karolin Lisiecki startet mit Herzensprojekt ins Amt

Personalie Nach ihrer Bestätigung als Bürgermeisterin von Friedland widmet sich die neue Rathaus-Chefin einem gesellschaftlichen Anlass: der Rentnerweihnachtsfeier.

Wenige Tage ist es her, dass viele Friedländer gespannt auf den Ausgang der Bürgermeisterwahl warteten. Seit Sonntagabend (28. September) ist das Ergebnis bekannt, seit Dienstag (30. September) ist es gewiss. Dienstagnachmittag prüfte Wahlleiter Steffen Krüger mit zusammen mit der Wahlkommission die Wahl. Es gab nichts zu beanstanden, bestätigt Krüger auf Nachfrage. Wahlsiegerin Karolin Lisiecki ist damit als Bürgermeisterin von Friedland (Mark) bestätigt.

Den Wahlabend habe sie mit ihrer Familie bei Italiener verbracht, im Fontana al Zampillo Ristorante in Friedland. „Ganz im neutralen Raum“, meint sie, also nicht zu Hause. Als die Wahllokale geschlossen waren, habe sie dann doch nebenbei immer wieder auf die Zahlen der Wahlauszählung auf dem Handy geguckt. Die ersten beiden Ergebnisse seien auch nicht so gut für sie ausgefallen, erinnert sich Karolin Lisiecki. Doch dann habe sich das geändert.

Landrat hofft auf Stabilität

Besonders begeistert sei sie über die vielen Stimmen aus der Stadt Friedland selbst gewesen, freut sich Karolin Lisiecki. „Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Gratulationen bekommen“, erzählt die neue Bürgermeisterin. Es seien an diesem Abend allein „über 100 gewesen, alle per Telefon, Instagram und über Anrufe“. Im Restaurant wandelte sich die Stimmung. „Wir ein bisschen gefeiert, mit Sekt angestoßen.“

Auch an den Tagen darauf freuen sich viele Friedländer mit ihr und über die Wahl. Ebenso haben sich die Stadtverordneten gemeldet, „haben gratuliert und sich gefreut“. Landrat Frank Steffen übersendet seine Glückwünsche per E-Mail auch an unsere Zeitung: „Ich gratuliere Frau Lisiecki zu ihrem Wahlerfolg und wünsche ihr für die bevorstehende Amtszeit viel Erfolg und ein gutes Gespür für die Belange der Stadt. Nach den herausfordernden Monaten, die hinter der Stadt Friedland liegen, setzen viele große Hoffnungen in ihren Amtsantritt – auf mehr Stabilität, klare Strukturen und eine positive Weiterentwicklung im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger.“

Auf die Nachfrage, wann der Landkreis die immer noch beim Landkreis angestellte Karolin Lisiecki für ihren neuen Job als Rathauschefin in Friedland freistellt oder ihr den Wechsel ermöglicht, hielt sich das Landratsamt noch am Montag nach der Wahl bedeckt. Man verwies nur auf das Kommunalwahlgesetz und die darin beschriebene notwendige Annahme der Wahl durch Karolin Lisiecki.

Ein Umstand, den die frisch gewählte Bürgermeisterin nicht lange hinnahm. In Eigeninitiative sei sie bereits Dienstag nach der Wahl in die Personalabteilung des Landratsamtes gegangen und habe die Angelegenheit geklärt. Eine Freistellung für die zukünftige Arbeit als Bürgermeisterin sei nicht möglich gewesen, erklärt Karolin Lisiecki. Am Montag (6. Oktober) hat sie nun einen Aufhebungsvertrag bekommen. „Mit dieser Aufhebung bin ich dann komplett raus, und dann steht meiner Arbeit als Bürgermeisterin nichts mehr im Wege“, meint sie.

Erste Projekte sind bereits klar

Axel Becker, der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, meint: „Ich bin froh, dass die Leitungsfunktion des Rathauses wieder besetzt ist.“ Er hoffe, dass es somit jetzt gelingt, die Stadt schnellstmöglich wieder aus der Haushaltssicherung herauszuführen. Wie lange das dauert, werde sich zeigen. Ab Dienstag (7. Oktober) wird sich die frisch gebackene Hauptverwaltungsbeamtin als Bürgermeisterin mit den Interna der Stadt beschäftigen.

Gerade ein von der Haushaltssicherung betroffenes Thema brenne ihr jetzt schon auf der Seele, meint Karolin Lisiecki. Die Rentnerweihnachtsfeier wurde wegen dieser Sicherung abgesagt. „Wir treffen uns immer in der Turnhalle, wo alle Rentner aus den 16 Ortsteilen zusammenkommen und feiern“, erklärt sie. Jetzt sei sie dabei, einen Weg zu finden, die Feier trotzdem stattfinden lassen zu können. „Vielleicht mit Spenden oder was weiß ich“, meint sie „Oder mit selbst gemachten Kuchen, Fahrgemeinschaften oder wie auch immer, in Privat- und Eigeninitiative.“

Angehörige streiten um Gedenken an Toten

Prozess Ein junger Mann verstirbt plötzlich. Auf Facebook kommt es zu Beleidigungen unter den Hinterbliebenen. Die Mutter des Verstorbenen reicht Privatklage gegen seine Ex-Freundin ein.

Diese Liebe muss stark gewesen sein. Sehr stark sogar. Diesen Eindruck jedenfalls kann man gewinnen, wenn man auf die Gedenkseite von Kevin S.* bei Facebook gelangt. Der Mann starb 2024 im Alter von 34 Jahren plötzlich und unerwartet. Seine Ex-Freundin Jana P.* hat das digitale Kondolenzbuch veröffentlicht und nach Kevins Tod im Sommer 2024 alle Freunde und Bekannte gebeten, dort Erinnerungen in Form von Fotos oder Texten zu teilen.

Doch bei den Postings und Kommentaren waren nicht nur freundliche Worte zu lesen, wie sich an einem herbstlichen Vormittag im Amtsgericht Fürstenwalde herausstellt. Dort nimmt Jana P. Platz auf der Anklagebank. Ihr gegenüber sitzt Kevins Mutter Elke S.*. Sie hat die junge Frau verklagt, wegen öffentlicher Beleidigung und Verleumdung. Beide Frauen eint an diesem Tag offenbar nur eins: Die Trauer um Kevin, der seiner damaligen Freundin einen Sohn und seiner Mutter ein Enkelkind schenkte. Es wird geweint, es fließen viele Tränen im Saal. Zwischendurch muss die Mutter der Angeklagten ihre Tochter in den Arm nehmen. Der Richter unterbricht die Verhandlung mehrfach.

Aufnahmen als Beweismittel

Dieser Prozess ist für den Richter in vielfacher Hinsicht besonders. Er hat eine Privatklage zu verhandeln, was in seinen mehr als 20 Jahren Tätigkeit am Amtsgericht nur äußerst selten vorkomme. In diesem Fall klagt nicht die Staatsanwaltschaft an, sondern eine private Person. Der Prozess findet ohne anwaltliche Vertretung statt.

In seinen Unterlagen hat der Richter am Verhandlungstag Bildschirmaufnahmen von Kommentaren und Postings. Alles Beweismittel, alles inzwischen nicht mehr auf der Gedenkseite für Kevin zu finden. Es geht um einen Beitrag bei Facebook vom 2. August 2024, bei dem die Angeklagte in den Kommentaren Kevins Eltern als „Alkis“ bezeichnet haben soll. Zudem sei behauptet worden, diese hätten ihn vor seinem Tod in einer Obdachlosenunterkunft untergebracht und nach seinem Tod die Beisetzung im engen Kreis organisiert, ohne dessen Freunde oder seine Ex-Freundin. „Ja, es stimmt, ich habe das gemacht“, räumt die 36-Jährige die Kommentare ein, die in der Anklage unter Beleidigung und Verleumdung verschlagwortet sind. Sie habe auf einen Kommentar von Kevins Mutter reagiert. „Ich habe viele böse Sachen über mich ergehen lassen“, erklärt sie dem Richter. „Doch ich bin auch nur ein Mensch, und dann ist eben dieser Punkt erreicht, wo ich mich einfach nur noch wehre“, ergänzt sie und bricht in Tränen aus.

Im Prozess wird klar, dass das Verhältnis zwischen der Angeklagten und den Eltern von Kevin schon eine ganze Weile zerrüttet gewesen sein muss. Als der junge Mann starb, sei sie als Mutter seines kleinen Sohnes berechtigt gewesen, dessen Beerdigung zu organisieren, sagt Jana P.. Doch das hätten die Eltern übernommen. Auf dem Friedhof sei sie angefeindet worden, man habe Blumen und Kerzen von ihr zum Gedenken an den Ex-Freund weggeschmissen.

„Das war meine große Liebe“, führt Jana P. unter Tränen aus. Kevins Eltern hätten ihr die Schuld an seinem Tod gegeben, erklärt sie. Elke S. schüttelt entsetzt den Kopf. Immer wieder geraten die Frauen im Gerichtssaal verbal aneinander. Dann sagt der Richter: „Jetzt reicht es aber.“

Der Richter findet deutliche Worte, die sich nicht nur auf den konkreten Fall beziehen, sondern auch eine generelle Einordnung beinhalten. „Die Leute verlieren das Gefühl für das Tatsächliche“, sagt der Strafrechtsexperte mit Blick auf Hass und Hetze in sozialen Netzwerken. „Und ich muss mich mit diesen Sachen immer häufiger auseinandersetzen.“ Früher sei klar gewesen: „Wenn jemand stirbt, ist Ruhe im Karton.“ Doch hier sei nach einem fundamentalen Schicksalsschlag den Eltern die Ruhe genommen worden, ergänzt der Jurist. Mehrfach spricht er von „diesem Mist-Internet“.

Die Sache ist zu verfahren, ordnet der Richter ein. Eine gütliche Lösung ist nicht in Sicht. Er sieht die Tatbestände als erfüllt an und verurteilt Bürgergeld-Bezieherin Jana P. wegen Verleumdung in Tateinheit mit Beleidigung zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen je 15 Euro.

„Es ist schwer, im Allgemeinen etwas dazu zu sagen“, erklärt der Richter nach der Urteilsverkündung. Er wolle es dennoch versuchen: „Das Gefühl des Miteinander-Sprechens ist verloren gegangen.“ Und: „Die Leute haben das Gefühl für den Umgang miteinander verloren.“ Zu dem vor ihm liegenden Fall sagt er: „Hier stehen wir vor einem Scherbenhaufen.“

* Die Namen der Prozessbeteiligten sind der Redaktion bekannt. Sie wurden jedoch zu deren Schutz anonymisiert.

Wie aus dem Halbleiterwerk ein vielfältiger Gewerbepark wurde

Wirtschaft Bis 1990 waren rund 8000 Menschen im Halbleiterwerk beschäftigt. Dass daraus nach der Wende kein Lost Place wurde, ist der Tegece zu verdanken.

Die Wiedervereinigung und ihre Folgen vor 35 Jahren: Als das Halbleiterwerk in Frankfurt im Juli 1990 durch die Währungsunion praktisch über Nacht zahlungsunfähig wurde und in der Folge über 8.000 Menschen ihre Arbeit verloren, brach nicht nur der bis dahin größte Arbeitgeber der Stadt weg. Es ging auch ein Stück Frankfurter Wirtschaftsgeschichte zu Ende, die prägend war für das Selbstverständnis der Bezirksstadt am östlichen Rand der Republik.

Der VEB Halbleiterwerk wurde am 1959 gegründet. Zunächst lag die Produktionsstätte noch in der Frankfurter Innenstadt. Im Jahr 1961 folgte dann der Umzug nach Markendorf auf das heute noch existierende Areal mitsamt seinen Gebäuden und Produktionsstätten. Bis zum Jahr 1989 wuchs die Belegschaft auf über 8.000 Mitarbeiter an.

Das Werk war der größte Produzent von Mikroelektronik in der ehemaligen DDR. Hier wurden mikroelektronische Bauteile angefertigt, die dann vor allem in den sogenannten RGW-Ländern (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) vertrieben wurden.

GmbH der Stadt

Nach dem Zusammenbruch der DDR und der anschließenden Wiedervereinigung waren zunächst verschiedene Computer-Chip-Produktionsstätten auf dem Geländer ansässig. Später sollte dann die Chipfabrik Frankfurt (Oder) die Tradition des Halbleiterwerkes fortsetzten. Das Projekt wurde von der Landesregierung Brandenburg vorangetrieben. Die Pläne scheiterten allerdings im Herbst 2003.

Um die Vermarktung der Liegenschaften und Gebäude auf dem früheren Halbleiterwerksgelände kümmert sich seit 1992 die TeGeCe Technologie- und Gewerbecenter Frankfurt (Oder) GmbH – eine hundertprozentige Wirtschaftsfördergesellschaft der Stadt. In den vergangenen Jahren wurden dabei unterschiedliche Wege bestritten, vom klassischen Gewerbepark vor allem mit Industriegewerbe bis hin zu einem ganzheitlichen, sehr breit aufgestellten Ansatz. Diesen verfolgt seit vier Jahren Tegece-Geschäftsführer Ulrich Schade mit seinem Team.

Am 1. November 2021 wurde der gebürtige Döbelner Geschäftsführer der Tegece Technologie- und Gewerbecenter Frankfurt (Oder) GmbH sowie deren Tochtergesellschaft Tegece Infrastruktur und Logistik GmbH, zu der das an PCC Intermodal verpachtete KV-Terminal gehört. Die Tegece ist der größte Anbieter von Gewerbeflächen in Frankfurt. Firmen und Institutionen wird in Markendorf ein breites Spektrum an Möglichkeiten geboten, von Tagesbüros bis zu großen Hallenflächen. „Der Standort liegt optimal für kleinere und mittlere Unternehmen. Wir haben eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, und auch die Autobahn liegt nicht weit entfernt“, meint Ulrich Schade. Räumlichkeiten – wie Büroräume, Produktionsstätten oder Lagerhallen – stehen in verschiedenen Größen zur Verfügung.

Nach der Übernahme der Geschäfte habe er das Tegece neu ausgerichtet. „Vorher war eine Abwärtsbewegung feststellbar. Sicherlich hat Corona auch seinen Teil beigetragen“, sagt Ulrich Schade. Mit dem Slogan „SKS - Schnell – Kompetent – Sympathisch“ will das Tegece punkten.

Tatsächlich sind nach Angaben des Geschäftsführers aktuell 80 bis 90 Prozent der Flächen und Räume ausgelastet. Überdies bemüht man sich, nicht genutzte Hallen und Flächen sinnvoll an Investoren zu vermitteln. „Zudem merken wir, dass wir sehr viel internationale Nachfrage auf unserer Website haben“, freut sich Schade. Die derzeitige Entwicklung entspannt ihn: „Wir sind nicht darauf angewiesen, jedes Geschäft zu machen.“

Die Verantwortlichen beim Tegece sehen genau hin, mit wem man ins Geschäft kommt und an wen man vermietet. „Uns ist die kommunale Ausrichtung sehr wichtig. Zudem sehen wir auch immer mit unseren Mietern, ob es auch passt. So kann es auch erst einmal sein, dass wir die Räume auf Probe vermieten und der Mieter in Ruhe beurteilen kann, ob das hier für ihn etwas ist“, unterstreicht Ulrich Schade. Insgesamt 58 Betriebe, Firmen und Institutionen haben derzeit auf dem Gelände des ehemaligen Halbleiterwerks eine Heimat gefunden. Vom Orgelbauer über die Pflegeschule des Klinikums bis zur Bundespolizei, von Firmen wie Elektronikhändler asgoodasnew und Verpackungshersteller NPP bis hin zur Erstaufnahme-Außenstelle der ZABH oder dem THW-Ortsverband sind auf dem Gelände ganz unterschiedliche Gewerke, Einrichtungen und Institutionen angesiedelt. Es ist ein bunter Mix – und Arbeitsort für mehrere Hunderte Menschen. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. „Wir wollen uns auch in den nächsten Jahren an dem orientieren, was der Markt in Frankfurt (Oder) und der Region braucht“, so Schade. „Wir sind das Werkzeug und Hilfsmittel für die Projekte, die man hier bewerkstelligen will.“

Allerdings könnten in den nächsten Jahren auch einige Veränderungen auf das Tegece zukommen. Im Rahmen der Neuaufstellung der städtischen Wirtschaftsförderung wird über eine Zusammenlegung von Tegece mit dem Investorcenter Ostbrandenburg (ICOB) zu einer einzigen Wirtschaftsfördergesellschaft diskutiert; ein entsprechendes Konzept liegt vor. Ulrich Schade will sich dazu vorerst nicht äußern. Ziel der Stadtverwaltung ist eine Straffung der Wirtschaftsförderstrukturen. Während das Tegece Gewinne macht, ist das ICOB auf Zuschüsse angewiesen. Die Neuaufstellung liegt aufgrund der OB-Wahl allerdings gerade auf Eis.

Tödliche Kollision auf der A 12

Polizei Zwischen Fürstenwalde-West und Storkow ist es am Montagmittag zu einem Auffahrunfall gekommen.

Fürstenwalde. Einsatzkräfte der Polizei, Feuerwehr und des Rettungsdienstes sind am Montag zu einem schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn A 12 gerufen worden. Gegen 12.30 Uhr hatte sich auf dem Abschnitt zwischen Fürstenwalde-West und Storkow ein Auffahrunfall ereignet, wie Polizeisprecher Roland Kamenz auf Nachfrage mitteilte.

Nach ersten Erkenntnissen war ein Kleintransporter auf einen Lkw aufgefahren. Der Lkw, eine Sattelzugmaschine mit polnischem Kennzeichen, hat verkehrsbedingt halten müssen. Bei dem auffahrenden Fahrzeug handelt es sich um einen Renault Master mit Berliner Kennzeichen.

Während die Insassen des Lkw unverletzt geblieben waren, ist der Kleintransporter bei dem Aufprall völlig zerstört worden. Wie René Schulz, der stellvertretende Stadtbrandmeister von Fürstenwalde, berichtete, kam für einen der beiden Insassen, den Beifahrer, jede Hilfe zu spät. Der Fahrer wurde mit schwerem technischem Gerät wie Blechscheren und Spreizer aus dem Wrack befreit und dem Rettungsdienst übergeben. Er hat schwere, lebensbedrohliche Verletzungen.

Die Fürstenwalder Wehr war mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz. Unterstützt wurde sie von Feuerwehrleuten aus Berkenbrück und Briesen. Insgesamt waren 27 Kameraden vor Ort. Auch ein Hubschrauber war an der Unfallstelle, etwa in Höhe von Rauen, auf der Autobahn A12 gelandet.

Laut ADAC-Staumelder hatte sich ein kilometerlanger Rückstau gebildet. Der Verkehr wurde nach Angaben von Polizeisprecher Roland Kamenz in Fürstenwalde-Ost abgeleitet. Die Bergung dauerte mehrere Stunden an.

Gesprächsrunde mit Henny-Maria Rathmann

Bad Saarow. In der Talkreihe „Hör mal zu“ ist am Freitag, 10. Oktober, Henny-Maria Rathmann zu Gast im Scharwenka Kulturforum. Im Gespräch mit Ruth Buder wird sie über ihren künstlerischen Weg bis zur erfolgreichen und gefeierten Geigerin der Staatskapelle Berlin berichten.

Die heute 55-jährige Musikerin, die mit vier Jahren mit dem Geigenspiel begann, ist zusammen mit ihrem Orchester auf vielen großen Bühnen der Welt aufgetreten. Henny-Maria Rathmann ist in Fürstenwalde und Bads Saarow/Marienhöhe aufgewachsen. Vor fünf Jahren ist sie quasi wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Es ergab sich die Gelegenheit, ein altes Bauernhaus mit Scheune und großem Garten in Reichenwalde zu kaufen. Jetzt, wo ihre zwei Söhne erwachsen sind, war es ihr möglich, die Wohnung in Berlin nahe ihrem Arbeitsort an der Staatsoper aufzugeben, beruflich etwas kürzerzutreten und aufs Land zu ziehen. Hier widmet sie sich einer neuen Leidenschaft und lädt in unregelmäßigen Abständen in ihre „Kulturscheune am Berge – Zwischen Acker und Applaus“ zu musikalischen Veranstaltungen und Lesungen ein.

Natürlich wird sie an diesem Abend auch auf ihrer Geige einige Kostproben zu Gehör bringen. Begleitet wird sie dabei auf dem Bechstein-Klavier von Friedemann Mewes, ehemaliger Solo-Repetitor an der Berliner Staatsoper und Mitglied im Scharwenka Kulturverein. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr.

Karten gibt es für zwölf Euro (bis 18 Jahre frei) unter der Hotline 0152 05136475 oder unter www.reservix.de.

Positive Signale für Jobs

Statistik Am Arbeitsmarkt im Landkreis Oder-Spree zeigt sich im Monat September eine leichte Herbstbelebung.

Beeskow. Im September waren in der Stadt Frankfurt, im Landkreis Märkisch-Oderland und im Landkreis Oder-Spree insgesamt 14.825 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 515 weniger als im August und 542 mehr als im September 2024. Darüber informiert die Agentur für Arbeit Frankfurt (Oder). Die Arbeitslosenquote liegt bei 6,5 Prozent. Im August hatte sie bei 6,7 Prozent gelegen und im September vorigen Jahres bei 6,3 Prozent. In Oder-Spree waren im September 6085 Menschen arbeitslos – 256 weniger als im August und 84 mehr als im Vorjahr. 2071 Arbeitslose wurden von der Agentur für Arbeit betreut und 4014 vom Jobcenter Oder-Spree. Die Arbeitslosenquote betrug 6,5 Prozent – gegenüber 6,7 Prozent im August. Vor einem Jahr hatte sie 6,4 Prozent betragen. 1033 Stellen waren als vakant gemeldet. Davon kamen im September 214 neu hinzu.

Torsten Hesse, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Frankfurt (Oder): „Die Arbeitslosigkeit in Ostbrandenburg ist zuletzt gesunken. Natürlich erwarten wir das im Rahmen der Herbstbelebung. Trotzdem ist es ein positives Signal, dass Zuversicht ausstrahlt. Gerade bei den jüngeren Arbeitslosen war die Entwicklung am besten. Wir werben aktiv um neue offene Arbeitsstellen und halten sehr engen Kontakt zu den Menschen.“

Eine gute Gelegenheit zur Information gibt es bei der „Bunten Meile“ in Rüdersdorf: Am 13. Oktober von 10 bis 13 Uhr stellen Unternehmen und Bildungsträger ihre Angebote vor.

Tag des Pilzes in Hammer

Veranstaltung Am 18. Oktober können Pilzsammler in Groß Köris ihre Funde dem Experten Dr. Ewald Gerhardt vorlegen.

Groß Köris. Am Sonnabend, 18. Oktober, können Pilzsammler und -sammlerinnen auf dem Gelände des Forstbetriebs Hammer in Groß Köris ihre Funde dem Pilz-Experten Dr. Ewald Gerhardt vorlegen. Parallel zur kompetenten Pilzberatung findet ein vielfältiges Begleitprogramm statt. Die Volkshochschule Dahme-Spreewald bietet Pilzwanderungen und „Fungus Print“-Workshops an. Im Rahmen der Aktiv-Programme vom KiEZ Frauensee können Gäste jeden Alters herbstliche Bastel-Angebote nutzen.

Verschmähte Speisepilze

Der Pilzexperte Dr. Ewald Gerhardt hat in seiner langjährigen Tätigkeit als Pilzberater unzählige Berliner und Brandenburger Pilzsammlerinnen und Pilzsammler vor schweren Pilzvergiftungen oder schmerzlichen Magenverstimmungen bewahrt. Am 18. Oktober nimmt er die Körbe mit den gesammelten Pilzen unter die Lupe, bestimmt die Pilze und kann eventuell den einen oder anderen bisher verschmähten Speisepilz schmackhaft machen.

Darüber hinaus gibt es an diesem Tag ein weiteres umfangreiches Programm: Um 10 Uhr starten zwei Wanderungen in Hammer unter dem Motto „Pilze im Naturpark“ Einmal mit der zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin Susanne Grunzig. Die andere Führung ebenfalls ab 10 Uhr ist unter der Leitung des zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin Markus Jeschar (für beide Führungen ist eine Anmeldung über die Volkshochschule Dahme-Spreewald erforderlich). Um 11 Uhr startet die Wanderung „Waldwispern - wenn Bäume sprechen“ - eine poetische und naturkundliche Führung mit der zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin Kirsten Heidler (Anmeldung über die Volkshochschule Dahme-Spreewald erforderlich).

Die Pilzberatung mit Dr. Ewald Gerhardt ist von 11 bis 15 Uhr. Ebenfalls von 11 bis 15 Uhr gibt es herbstliche Bastel-Angebote vom KiEZ Frauensee. Gegen einen Beitrag können herbstliche Gipsfiguren und Stoffbeutel bemalt werden.

Um 11.15 Uhr, 12.30 Uhr und 13.45 Uhr starten die „Fungus Print“-Workshops mit der Illustratorin Inka Lumer (Anmeldung über die Volkshochschule Dahme-Spreewald erforderlich). Inka Lumer hat ein neues Druckverfahren entwickelt, bei dem es gelingt, die vielfältigen Formen von Pilzen auf das Papier zu bannen. Ihre Freude am Experimentieren möchte sie teilen und bietet daher erstmalig Schnupperkurse an. Pilze aller Art können und sollten mitgebracht werden

Außerdem gibt es Wildbratwürste vom Grill und Informationsstände des Naturparks Dahme-Heideseen mit der Volkshochschule Dahme-Spreewald sowie des Naturschutzbundes Dahmeland und dem KiEZ Frauensee.

Weitere Informationen und Hinweise zur Anmeldung unter vhs-dahme-spreewald.de/ oder dahme-heideseen-naturpark.de/

Warten auf den zweiten Anlauf

Baden Die Ausschreibung der Sanierungsplanung für den Helenesee ist Anfang August gestoppt worden.

Frankfurt. Die Ausschreibung der Planungsleistungen für den gesperrten Helenesee bei Frankfurt (Oder) lässt weiter auf sich warten. Am 4. Juli hatte das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) die Unterlagen und Zuschlagskriterien bereits auf der Vergabeplattform des Landes veröffentlicht – und sie knapp einen Monat später, am 7. August, wieder zurückgezogen.

Der Grund: Die LMBV – der Bergbausanierer des Bundes, der die Sanierung gemeinsam mit dem LBGR umsetzt – meldete Änderungsbedarf an. Konkret ging es um unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Planungsleistungen für die Sanierungsarbeiten abgerechnet werden sollen. Abgesehen davon waren (eigentlich) keine grundlegenden Änderungen mehr an den Unterlagen vorgesehen.

„Akuter Personalausfall“

Damals hatte das Landesbergbauamt darauf gehofft, die Ausschreibung Ende August, Anfang September erneut veröffentlichen zu können. Inzwischen ist der Monat September verstrichen, und auf dem Vergabemarktplatz hat sich noch nichts getan. „Die Ausschreibung wurde überarbeitet und noch nicht veröffentlicht“, bestätigt Linda Streller vom LBGR und nennt „akuten Personalausfall beim LBGR“ dafür als Grund für die Verzögerung. Das Landesbergbauamt avisiere nunmehr eine Veröffentlichung „bis spätestens Mitte Oktober“, heißt es von der Sprecherin.

Damit steht der Zeitplan des LBGR für die Sanierung gleich zu Beginn unter Druck. Dieser sah als Start für die sogenannte Grundlagenermittlung und Vorplanung eigentlich den 5. Januar 2026 vor. Bei EU-weiten Ausschreibungen gilt jedoch eine Frist von drei Monaten zwischen Veröffentlichung und Auftragserteilung. Dennoch ist das Bergbauamt weiter „optimistisch, dass der bisherige Zeitplan eingehalten werden kann“, so Linda Streller.

Ein in dem Zusammenhang nicht unwichtiges Detail: Im Unterschied zur wieder einkassierten Ausschreibung sollen laut LBGR nun „aufgrund der Vorgabe des Mittelgebers (StuBA) vorerst die Phase 1 und 2 ausgeschrieben werden“, – und damit nicht mehr die gesamte Planung am Stück.

Ob das die Umsetzung der Sanierungsplanung insgesamt beschleunigt, bleibt abzuwarten. Die bisherige Zeitschiene sah eine Fertigstellung der Entwurfs- und Genehmigungsplanung bis Anfang 2027 vor, die Ausführungsplanung sollte bis zum Herbst 2027 folgen, um anschließend darauf aufbauend die ersten Bauleistungen ausschreiben zu können.

Die Ufer am Helenesee sind seit Mai 2021 – nach einer Rutschung im März 2021 – per Allgemeinverfügung gesperrt. Seitdem gab es aufwendige Vermessungen, Sondierungen, Bohrungen und Laboruntersuchungen. Die Ergebnisse flossen in das Standsicherheitsgutachten ein, das seit dem Frühjahr 2024 vorliegt und den Sanierungsbedarf für die Uferböschungen bestätigte. Lediglich ein kleiner Abschnitt im Osten gilt als standsicher.

Der Finanzierungsbedarf wird auf rund 60 Millionen Euro geschätzt. Der Bund hat seine finanzielle Unterstützung zugesagt. Ausschreibung und Planung des Sanierungsprojektes nehmen allerdings extrem viel Zeit in Anspruch. Die Angaben für einen denkbaren Baubeginn am Helenesee gingen in den letzten Monaten auseinander – irgendwann zwischen den Jahren 2028 und 2030 könnte es losgehen.

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