Wie aus dem Halbleiterwerk ein vielfältiger Gewerbepark wurde

  • Ulrich Schade, Geschäftsführer der Technologie- und Gewerbecenter GmbH (Tegece) blickt positiv in die Zukunft. Wie er die Rolle des städtischen Unternehmens in und für Frankfurt (Oder) sieht. Foto: Thomas Meiler
  • Das TeGeCe vermarktet unter anderem auf 80.000 Quadratmetern Gewerbeimmobilien auf dem ehemaligen Gelände des Halbleiterwerkes in Frankfurt (Oder)-Markendorf. Foto: Winfried Mausolf

Wirtschaft Bis 1990 waren rund 8000 Menschen im Halbleiterwerk beschäftigt. Dass daraus nach der Wende kein Lost Place wurde, ist der Tegece zu verdanken.

Die Wiedervereinigung und ihre Folgen vor 35 Jahren: Als das Halbleiterwerk in Frankfurt im Juli 1990 durch die Währungsunion praktisch über Nacht zahlungsunfähig wurde und in der Folge über 8.000 Menschen ihre Arbeit verloren, brach nicht nur der bis dahin größte Arbeitgeber der Stadt weg. Es ging auch ein Stück Frankfurter Wirtschaftsgeschichte zu Ende, die prägend war für das Selbstverständnis der Bezirksstadt am östlichen Rand der Republik.

Der VEB Halbleiterwerk wurde am 1959 gegründet. Zunächst lag die Produktionsstätte noch in der Frankfurter Innenstadt. Im Jahr 1961 folgte dann der Umzug nach Markendorf auf das heute noch existierende Areal mitsamt seinen Gebäuden und Produktionsstätten. Bis zum Jahr 1989 wuchs die Belegschaft auf über 8.000 Mitarbeiter an.

Das Werk war der größte Produzent von Mikroelektronik in der ehemaligen DDR. Hier wurden mikroelektronische Bauteile angefertigt, die dann vor allem in den sogenannten RGW-Ländern (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) vertrieben wurden.

GmbH der Stadt

Nach dem Zusammenbruch der DDR und der anschließenden Wiedervereinigung waren zunächst verschiedene Computer-Chip-Produktionsstätten auf dem Geländer ansässig. Später sollte dann die Chipfabrik Frankfurt (Oder) die Tradition des Halbleiterwerkes fortsetzten. Das Projekt wurde von der Landesregierung Brandenburg vorangetrieben. Die Pläne scheiterten allerdings im Herbst 2003.

Um die Vermarktung der Liegenschaften und Gebäude auf dem früheren Halbleiterwerksgelände kümmert sich seit 1992 die TeGeCe Technologie- und Gewerbecenter Frankfurt (Oder) GmbH – eine hundertprozentige Wirtschaftsfördergesellschaft der Stadt. In den vergangenen Jahren wurden dabei unterschiedliche Wege bestritten, vom klassischen Gewerbepark vor allem mit Industriegewerbe bis hin zu einem ganzheitlichen, sehr breit aufgestellten Ansatz. Diesen verfolgt seit vier Jahren Tegece-Geschäftsführer Ulrich Schade mit seinem Team.

Am 1. November 2021 wurde der gebürtige Döbelner Geschäftsführer der Tegece Technologie- und Gewerbecenter Frankfurt (Oder) GmbH sowie deren Tochtergesellschaft Tegece Infrastruktur und Logistik GmbH, zu der das an PCC Intermodal verpachtete KV-Terminal gehört. Die Tegece ist der größte Anbieter von Gewerbeflächen in Frankfurt. Firmen und Institutionen wird in Markendorf ein breites Spektrum an Möglichkeiten geboten, von Tagesbüros bis zu großen Hallenflächen. „Der Standort liegt optimal für kleinere und mittlere Unternehmen. Wir haben eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, und auch die Autobahn liegt nicht weit entfernt“, meint Ulrich Schade. Räumlichkeiten – wie Büroräume, Produktionsstätten oder Lagerhallen – stehen in verschiedenen Größen zur Verfügung.

Nach der Übernahme der Geschäfte habe er das Tegece neu ausgerichtet. „Vorher war eine Abwärtsbewegung feststellbar. Sicherlich hat Corona auch seinen Teil beigetragen“, sagt Ulrich Schade. Mit dem Slogan „SKS - Schnell – Kompetent – Sympathisch“ will das Tegece punkten.

Tatsächlich sind nach Angaben des Geschäftsführers aktuell 80 bis 90 Prozent der Flächen und Räume ausgelastet. Überdies bemüht man sich, nicht genutzte Hallen und Flächen sinnvoll an Investoren zu vermitteln. „Zudem merken wir, dass wir sehr viel internationale Nachfrage auf unserer Website haben“, freut sich Schade. Die derzeitige Entwicklung entspannt ihn: „Wir sind nicht darauf angewiesen, jedes Geschäft zu machen.“

Die Verantwortlichen beim Tegece sehen genau hin, mit wem man ins Geschäft kommt und an wen man vermietet. „Uns ist die kommunale Ausrichtung sehr wichtig. Zudem sehen wir auch immer mit unseren Mietern, ob es auch passt. So kann es auch erst einmal sein, dass wir die Räume auf Probe vermieten und der Mieter in Ruhe beurteilen kann, ob das hier für ihn etwas ist“, unterstreicht Ulrich Schade. Insgesamt 58 Betriebe, Firmen und Institutionen haben derzeit auf dem Gelände des ehemaligen Halbleiterwerks eine Heimat gefunden. Vom Orgelbauer über die Pflegeschule des Klinikums bis zur Bundespolizei, von Firmen wie Elektronikhändler asgoodasnew und Verpackungshersteller NPP bis hin zur Erstaufnahme-Außenstelle der ZABH oder dem THW-Ortsverband sind auf dem Gelände ganz unterschiedliche Gewerke, Einrichtungen und Institutionen angesiedelt. Es ist ein bunter Mix – und Arbeitsort für mehrere Hunderte Menschen. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. „Wir wollen uns auch in den nächsten Jahren an dem orientieren, was der Markt in Frankfurt (Oder) und der Region braucht“, so Schade. „Wir sind das Werkzeug und Hilfsmittel für die Projekte, die man hier bewerkstelligen will.“

Allerdings könnten in den nächsten Jahren auch einige Veränderungen auf das Tegece zukommen. Im Rahmen der Neuaufstellung der städtischen Wirtschaftsförderung wird über eine Zusammenlegung von Tegece mit dem Investorcenter Ostbrandenburg (ICOB) zu einer einzigen Wirtschaftsfördergesellschaft diskutiert; ein entsprechendes Konzept liegt vor. Ulrich Schade will sich dazu vorerst nicht äußern. Ziel der Stadtverwaltung ist eine Straffung der Wirtschaftsförderstrukturen. Während das Tegece Gewinne macht, ist das ICOB auf Zuschüsse angewiesen. Die Neuaufstellung liegt aufgrund der OB-Wahl allerdings gerade auf Eis.

Aktuell sind laut Schade 80 bis 90 Prozent der Flächen und Räume auf dem Areal ausgelastet.

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