Gottesdienst ohne Licht

  • Vor 100 Jahren noch ohne Strom: Die Kirche von Berkenbrück, hier auf einem Foto von 1936 Foto: Archiv Museum Fürstenwalde

Historie Vor 100 Jahren sah es um die Finanzen der Kirchen um Fürstenwalde nicht gut aus. Pfarrer mussten oft vor der Andacht Geld sammeln.

Kirchen ohne elektrische Lampen – das gibt es im Kreis Oder-Spree schon lange nicht mehr. Wie sah es vor 100 Jahren aus? In Berkenbrück brannten da noch die Kerzen im Gotteshaus, wie ein Blick in die Fürstenwalder Zeitung vom 11. Oktober 1925 zeigt.

„Die alte Dorfkirche, welche sich bisher bescheiden in Dunkel hüllte, soll nun auch der Segnungen des elektrischen Lichtes teilhaftig werden“, schreibt das Lokalblatt. Es sei an der Zeit für diesen Fortschritt, denn bisher habe der Kantor zu Weihnachten immer die Schulkinder mit Sammellisten durchs Dorf schicken müssen, „um das Geld für die nöthigen Kerzen zu sammeln“.

Weiter heißt es in dem Artikel: „Um diesem unwürdigen Zustand ein Ende zu machen, hat sich der hiesige gemischte Chor (…) kurz entschlossen, die Kosten für die Beleuchtungsanlage durch ein Kirchenkonzert am Reformationssonntage aufzubringen.“

Singen für den guten Zweck

Das Vorhaben fand schnell zahlreiche Unterstützer: Laut Zeitung hatten bereits verschiedene Künstler von außerhalb zugesagt, für diesen edlen Zweck an dem Konzert mitzuwirken. „Der gemischte Chor hofft, daß die Gemeinde Berkenbrück durch vollzähliges Erscheinen am 1. November, abends 8 Uhr, ihre Anteilnahme an dieser guten Sache beweisen wird“, heißt es abschließend in dem Artikel.

Ganz andere Sorgen hatte zu dieser Zeit die Kirchengemeinde in Spreenhagen: „Unser großes Kirchdorf hat keinen eigenen Pfarrer. Zu allen kirchlichen Handlungen ist der Pfarrer in Markgrafpieske zuständig“, ist in dem Zeitungsartikel vom 13. Oktober 1925 nachzulesen. In Spreenhagen und Markgrafpieske galt eine „wahrscheinlich sehr alte Gebührenordnung“, nach der der Pfarrer für seine Amtshandlungen bezahlt werden musste.

„Es ist nun natürlich sehr peinlich, wenn der Geistliche, womöglich bevor er die Amtshandlung vornimmt, die Kosten, die wahrscheinlich für die Fahrt entstanden sind, einziehen muss“, so das Blatt. Denn dies erwecke den Anschein, als ob der Pfarrer sich für seine Tätigkeit bezahlen ließe.

„So wurde hier, wie aus Storkow berichtet wird, vor einigen Tagen der Ortsarme König beerdigt. Der Kosten wegen, die zehn Mark betragen, scheiterte der geistliche Zuspruch“, ist in dem Artikel nachzulesen. Der Sohn des Verstorbenen konnte nur 5 Mark entrichten, woraufhin der Pfarrer die Trauerhalle verließ. Da niemand den Betrag bezahlen wollte, fand die Beerdigung ohne den Geistlichen statt.

Es müsse dringend ein anderer Modus gefunden werden, um solche unangenehmen Situationen zu vermeiden. Der Pfarrer hätte den letzten Segen laut Zeitung übrigens trotzdem erteilen können, denn er hatte noch einen weiteren Termin in Spreenhagen, „sodaß keine besonderen Unkosten entstanden“.

Da niemand den Pfarrer bezahlen konnte, fand die Beerdigung ohne den Geistlichen statt.

VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL