Verein bittet FLB um Gnade

Fußball Die Kritik am Landesverband Brandenburg wegen des Schiedsrichter-Solls hält an. In einem offenen Brief fordert ein Brandenburgligist ein Umdenken.

Die Nichterfüllung des Schiedsrichter-Solls und seine Folgen sind weiter ein viel diskutiertes Thema. Dabei steht der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) nach wie vor in der Kritik zahlreicher Vereine – auch derer, die in diesem Jahr nicht von Sanktionen betroffen sind.

Der FLB hatte vor mehreren Wochen zahlreiche Vereine mit Minuspunkten und Geldstrafen belegt, da diese nicht die geforderte Anzahl an Schiedsrichtern aufweisen konnten. Brandenburgliga-Aufsteiger SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen äußert in einem offenen Brief deutliche Kritik am Verband.

Absurde Forderung vom FLB

Der südöstlich von Berlin beheimatete Verein wurde 2024 sanktioniert. In der Begründung des FLB sei damals unter anderem auch die Frauen-Mannschaft aufgeführt worden. „Wir haben auch deswegen Einspruch eingelegt, weil unsere Frauen in der Saison 2023/24 in der Kreisliga auf Kleinfeld ohne amtlichen Schiedsrichter gespielt haben“, teilte der Verein mit.

Erst später kam die mutmaßliche Ursache heraus: „Der Kreisverband Dahme/Fläming und der FLB beurteilen diese Sache wohl unterschiedlich. Der Kreis sagt, dass wir dafür keine Schiris stellen müssen, der FLB denkt da anders. Es gibt da offensichtlich keine einheitliche Linie.“

In dem zuvor veröffentlichten Offenen Brief sieht Eintracht Miersdorf/Zeuthen unter anderem den Abzug von bis zu sechs Punkten als problematisch an: „Wir halten die Vorgehensweise des FLB in dieser Frage für sportlich unfair und nicht zielführend. Sportlich unfair, weil am Ende dieser Saison womöglich keine sportlichen Kriterien über Auf- und Abstieg und die Platzierung entscheiden.“

Zudem würden hier Dinge miteinander vermischt, die nichts miteinander zu tun hätten: „Auf der einen Seite der Sport, auf der anderen Seite das Schiedsrichter-Soll. Aus unserer Sicht ist diese Vermischung auch juristisch fragwürdig“, heißt es vonseiten der Miersdorfer, die zudem bezüglich der Vorgehensweise anfügen: „Nicht zielführend, weil das Ziel doch sein sollte, neue Schiedsrichter zu gewinnen. Wir glauben nicht, dass dies durch ein solches Bestrafungssystem erreicht wird.“

Auch der Umstand, dass der Verband die Entscheidungen über mögliche Punktabzüge zu einem Zeitpunkt fällt, an dem die Saison schon begonnen hat, wird kritisiert. „Gerade bei der großen Zahl an Vereinen, die betroffen sind, halten wir eine solche einschneidende Maßnahme zu einem solch späten Zeitpunkt für unverantwortlich.“

Weiterhin stellt Eintracht Miersdorf/Zeuthen die aktuelle Praxis infrage: „Dass von den Punktabzügen die am höchsten spielende Männermannschaft betroffen ist, ist aus unserer Sicht eine willkürliche Festlegung“, erklärt der Verein und sieht auch die Höhe der Strafen kritisch: „Bislang stehen Geldstrafen von bis zu 4000 Euro im Raum. Uns fehlt da die Verhältnismäßigkeit.“

Ein weiteres Problem aus Sicht des Vereins: Spieler und Schiedsrichter haben unterschiedliche Wechselfristen, wenn sie aus dem FLB-Bereich kommen. „Wir haben im Frühjahr vier (!) neue Schiedsrichter gewinnen können, die sich ordnungsgemäß bei uns angemeldet und beim Kreisverband umgemeldet haben. Sie sind aber erst ab der Saison 2026/27 für uns im Einsatz. Das heißt: Vereine, die jetzt betroffen sind, haben fast keine Chance, das Schiedsrichter-Soll schnell genug zu erfüllen. Ihnen droht im nächsten Jahr die nächste Strafe.“ Auch die Abwerbung von Unparteiischen unter den Vereinen wird angesprochen. „Wir befürchten als negativen Effekt der Strafen, dass sich ein Schiedsrichter-Markt entwickelt. Schiedsrichter wandern von Verein zu Verein, je nachdem, wo sie mehr Geld bekommen. Wir müssen dafür sorgen, dass Schiedsrichter mehr als bislang als Teil des Vereins gesehen und anerkannt werden.“

Bei aller Kritik will man sich bei der Eintracht gerne konstruktiv an einer Lösung des Problems beteiligen: „Keine Frage: Die Vereine sind bei der Bereitstellung von Schiedsrichtern besonders gefordert. Allerdings sind sie teilweise vom Verband abhängig.“ Als Beispiel wird aufgeführt, dass zu wenig Lehrgänge angeboten werden. „Wir haben Nachwuchsspieler, die gerne eine Ausbildung zum Schiedsrichter machen möchten. Aber wir möchten ihnen beziehungsweise ihren Eltern oder einem Vereinsvertreter nicht zumuten, in die Prignitz oder in die Uckermark zu fahren.“

Der offene Brief von Eintracht Miersdorf/Zeuthen schließt mit den Worten: „Wir möchten den FLB angesichts dieser Bedenken und Fragen, die offensichtlich viele betroffene und nicht betroffene Vereine in Brandenburg teilen, bitten, die Punktabzüge im Zusammenhang mit dem Schiedsrichter-Soll zurückzunehmen. Wir schlagen vor, alle Beteiligte an einen Tisch zu bringen, um Ideen zu sammeln und Konzepte zu entwickeln, wie wir dieses Problem in den Griff bekommen und Menschen für die Schiedsrichter-Tätigkeit begeistern können.“

McLaren vor dem Knall?

Formel 1 Das Rennen um den Fahrertitel wird für den Team-Weltmeister immer mehr zur Zerreißprobe – inklusie Kollision und Schimpftirade.

Schon vor der gedämpften Party in Singapur zum erneuten Triumph bei den Konstrukteuren verordnete Teamchef Andrea Stella seinen nach der Startkollision erhitzten Piloten Oscar Piastri und Lando Norris eine Gesprächstherapie. „Wir werden sehen, ob wir etwas lernen und nachschärfen können. Das werden gute Gespräche“, sagte Stella.

Doch die Stimmung ist sechs Rennen vor Saisonende schwer gereizt. Ein Video zeigte WM-Spitzenreiter Piastri, der noch während der Dankesrede von Team-Boss Zak Brown den Funk abstellte und aus dem Auto ausstieg. McLaren teilte eilig mit, der Australier habe seinen Wagen schon vorher ausgemacht und Browns Worte daher nicht gehört. Aber da hatten die Debatten um die gestörte Team-Harmonie längst Fahrt aufgenommen.

Deutliche Worte im Teamfunk

„Die Hauptsache ist, dass die beiden Autos zusammengestoßen sind. Das wollen wir niemals, also müssen wir uns das im Detail anschauen“, mahnte Piastri. Die Szene des Anstoßes hatte sich kurz nach dem Start ereignet, als Norris bei einem harten Überholversuch zunächst den Red Bull von Weltmeister Max Verstappen touchierte und dann Piastris Auto berührte.

„Jeder im Fahrerfeld hätte es genauso gemacht“, entgegnete Norris trotzig den Fragen danach und fügte hinzu: „Also wer mir da vorwirft, das Auto in eine große Lücke gebracht zu haben, der sollte nicht in der Formel 1 sein.“ Piastri sah es anders und hatte dies schon während des Rennens mit Schimpftiraden am Funk deutlich gemacht. „Es ist einfach nicht fair“, ließ der 24-Jährige den Kommandostand wissen.

Norris aber musste Platz drei nicht an Piastri zurückgeben und kam seinem am Ende viertplatzierten Stallrivalen in der Gesamtwertung so wieder um drei Punkte auf nun 22 Zähler näher. Dass Titelverteidiger Verstappen nach den zwei Siegen in Monza und Baku als Zweiter in Singapur wieder vor beiden McLaren landete, heizt das Titelrennen weiter an. Der Schweizer „Blick“ erkannte schon ein „McLaren-Nervenflattern“.

Die Diskussion um den Startvorfall trifft den Rennstall an einem heiklen Punkt, seinen nach der Teamfarbe benannten „Papaya-Regeln“. Die Fahrer sollen demnach so lange frei um Siege kämpfen dürfen, wie sie sich nicht unfair in die Quere kommen. Zweimal schon griff die McLaren-Führung in diesem Jahr ein, jeweils zugunsten von Norris.

In Ungarn kam er dank einer veränderten Boxenstrategie noch an Piastri vorbei und gewann. In Monza musste Piastri seinen Kollegen wieder passieren lassen, nachdem die Boxencrew den Reifenwechsel von Norris verbockt hatte. Dass Norris nun in Singapur nicht zurückgepfiffen wurde, belastet offenkundig Piastris Vertrauen in die interne Gleichbehandlung.

„Oscar zeigt doch mehr Nerven, er ist dünnhäutiger“, stellte Sky-Experte Ralf Schumacher fest. Mercedes-Teamchef Toto Wolff lobte zwar die McLaren-Führung für den bisherigen Umgang mit dem Fahrerduell, konstatierte aber auch: „Es wird zu einer Situation kommen, in der es auf wenige Punkte ankommen wird. Und dann fängt man an zu rechnen und zurückzurechnen, und ich vermute, dass dann die Ellbogen etwas mehr zum Einsatz kommen werden, und dann wird es interessant.“

Ausgerechnet jetzt kämpft McLaren mit einer Formkrise. Seit drei Rennen gab es keinen Sieg, die letzten Saisonwochen könnten für den Branchenführer daher zum ultimativen Test für die „Papaya-Regeln“ werden. „Wir müssen sehr genau sein, weil viel auf dem Spiel steht. Nicht nur WM-Punkte, sondern das Vertrauen unserer Fahrer in die Art, wie wir als Team arbeiten. Und das ist grundlegender als die Punkte“, betonte Teamchef Stella.

Die Serie von Aufsteiger Union Klosterfelde hält

Fußball Der Landesmeister der Vorsaison spielt in der Oberliga zum fünften Mal in Folge unentschieden.

Klosterfelde. Kontinuität ist das, was Union Klosterfelde im ersten Sechstel der Oberliga-Saison 2025/26 auszeichnet: Aus den vergangenen fünf Spielen holte der Landesmeister zwar nur fünf Punkte. Doch er ist seit dem 10. August in seinen Punktspielen ungeschlagen. Das sind 56 Tage. Am 8. Spieltag bekam Eintracht Mahlsdorf die Klasse der Unioner zu spüren und hatte Pech sowie Glück.

Mahlsdorf-Torjäger Nils Stettin setzte einen Flachschuss haarscharf zum 1:0 neben den Pfosten ins Netz der Klosterfelder (14.). Die Spielhoheit hatte Mahlsdorf zwar, doch die ganz großen Torchancen blieben aus. Dennoch hatte es zur Pausenführung gereicht, es gab gar die Chance auf das 2:0. Ein Pfiff nach umstrittenen Foul von Abwehrchef Ian Kroh an Nils Stettin führte zum Elfmeter. Kapitän Peter Köster scheiterte sowohl im ersten Versuch als auch mit dem Nachschuss an Torwart Kilian Schubert.

Traumtor zum Ausgleich

Damit hielt der erneut bärenstarke Unioner Schlussmann (Fußballschule von Hertha BSC) seine Elf im Spiel. Sie wirkte im zweiten Durchgang griffiger und stürzte den Gastgeber nach einer Stunde Spielzeit mehrfach in Verlegenheit. Allerdings erspielte sich Mahlsdorf in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit eine Reihe von Torchancen. Im Kasten stand jedoch Schubert, der extreme Sicherheit mit seinen Aktionen ausstrahlte. Von Minute zu Minute verlagerte sich das Geschehen in die Zone zwischen Strafraum und Mittellinie der Gastgeber sowie um den Elfmeter-Punkt.

Union startete einen Angriff nach dem anderen vornehmlich über seine rechte Seite, wo Sommerzugang Leon Walter (vom Oranienburger FC Eintracht gekommen) wühlte. Es bedurfte gegen die Kopfballhoheit der Platzherren allerdings eines Geniestreiches, um den sich lange anbahnenden Ausgleich zu erzielen.

Von der rechten Seite aus kommend, zog Irfan Brando mit dem Ball am Fuß diagonal in Richtung Tor. Er legte sich das Leder auf den linken Töppen und zog aus 20 Metern ab. Mit seinem feinen Füßchen landete der Ball für Keeper Paul Büchel unhaltbar im langen Eck. Genau solche Aktionen und den Mut aus der Distanz zu schießen hatte Trainer Kevin Hetzel von seinem Kreativspieler gefordert. Hetzel: „Schieß einfach aus jeder Position. Du hast so einen guten Fuß.“

Am Ende überwiegt die Freude über den Punkt, obwohl ein Sieg nicht unverdient wäre, wie der Coach bilanziert. Immerhin fehlten am Sonntag beim Beinahe-Meister der Saison 2024/25 eine ganze Reihe von Stammspielern: Viele Angeschlagene, Kranke, Verletzte – dazu zählten Simo Collins, Vico Mücke, Philip Einsiedel, Yannic Wolter, „wir sind nur mit 17 Mann angereist“, legt Hetzel den Finger in die Wunde.

„Mit einem bisschen mehr Spielglück holen wir drei Punkte.“ Union will den zweiten Sieg. „Wir haben aus vier Spielen auswärts je einen Punkt mitgebracht, einmal zu Hause Remis gespielt und bisher gegen die Top-6 gespielt“, darauf kann Union stolz sein. „Aber“, mahnt Hetzel, „wir müssen anfangen, uns mit drei Punkten zu belohnen. Sonst treten wir auf der Stelle.“

Drei Aufstiege in drei Jahren

Fußball Trainer David Karaschewitz spricht im Steckbrief über den unglaublichen Lauf mit Viktoria Potsdam.

Potsdam. Die Landesliga ist die zweithöchste Liga im Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB). 16 Mannschaften kämpfen in der Saison 2025/26 um den Meistertitel und den Aufstieg in die Brandenburgliga. Wir stellen die Trainer der Landesliga Nord in einem Steckbrief vor. Heute: David Karaschewitz vom Aufsteiger SV Viktoria Potsdam.

Geburtsdatum: 16. November 1984

Wohnort: Töplitz

Beruf: Er ist selbstständig als Baufinanzierungsberater tätig, veranstaltet zudem Ferienfußball-Camps.

Trainerstationen:

2024/15: FC Internationale Berlin (als Co-Trainer/Berlin-Liga)

Viktoria Berlin (als Co-Trainer)

2017/18: RSV Waltersdorf (Brandenburgliga)

2018 bis 2022: Fortuna Babelsberg (Landesliga)

2021/22: SV Falkensee-Finkenkrug (Brandenburgliga)

seit 2022: Viktoria Potsdam (Kreisliga)

Größter Erfolg: „Was die vergangenen Jahre betrifft, kann man natürlich sagen, dass sie erfolgreich waren. Drei Aufstiege in drei Jahren sind für den Verein schön gewesen. Fußball ist sehr schnelllebig. Die Serie wird so nicht fortgesetzt werden können. Daher heißt es, demütig zu sein und zu lernen, mit Rückschlägen umzugehen“, so der Trainer.

Wer ist für Sie der herausragendste Spieler der Liga? „Zum Thema herausragende Spieler fällt es mir schwer, eine Antwort zu finden. In fast jedem Kader spielen Jungs, die nicht in die Landesliga gehören“, sagt Karaschewitz.

Spitzname: Kara

Hobbys: Fußball und Rennradfahren

Lieblingsverein: 1. FC Köln

Für welche spezielle Trainingsform werden Sie von ihrem Team „gehasst“? „Da habe ich Glück – die Mimik verändert sich bei den Jungs in der Regel nur, wenn unser Athletik-Trainer übernimmt“, so der Coach.

Alba Berlin vor Champions League: „An Rhythmus gewöhnen“

Basketball

Berlin. Nach dem durchwachsenen Auftakt in der Basketball-Bundesliga mit einer Niederlage und einem Sieg wartet auf Alba Berlin die nächste Herausforderung. Zum ersten Mal treten die Berliner in der Champions League an. Den Auftakt macht am Mittwoch das Heimspiel gegen den französischen Qualifikanten Elon Chalon (20 Uhr/Dyn).

„Es kann nur Schritt für Schritt gehen, um uns an diesen Wettbewerb und seinen Rhythmus zu gewöhnen“, sagte Sportdirektor Himar Ojeda. Die letzten Jahre hatte Alba in der Euroleague – Europas Königsklasse – gespielt. Die Champions League ist nun eine große Umstellung. Statt Barcelona, Real Madrid oder Panathinaikos heißen die Gegner Elan Chalon, Nymburg (Tschechien) und Sabah (Aserbaidschan).

Statt 34 Spielen sind es zunächst nur sechs Gruppenspiele. Weniger Spiele und weniger attraktivere Gegner sind ein Faktor für die Etat- und Kaderreduzierung bei Alba. „Natürlich kalkulieren wir vorsichtiger. Und wir spielen ja nicht mehr gegen Real Madrid, sondern gegen Gegner, die nicht ganz so namhaft sind. Und wie das angenommen wird, das wissen wir noch nicht“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi.

Ojeda sieht den Wettbewerb im Kommen. „Die Champions League wächst, es kommen gute Teams dazu. Und in diesem Jahr sehe ich sie sogar stärker als den Eurocup, weil Teams herübergewechselt sind. Es ist der zweitbeste Wettbewerb hinter der Euroleague“, sagte der Sportdirektor.

Im neuen Wettbewerb zählt Alba als ehemaliger Königsklassen-Teilnehmer zu den Schwergewichten. Die Berliner haben damit zumindest in den Gruppenspielen als Favorit wieder mehr Druck. Für Ojeda ein zweischneidiges Schwert, vor allem mental könnte das für das neue unerfahrene Team eine Herausforderung werden. „Das kann auch gefährlich sein. Denn, wenn du auch in der Champions League verlierst, tut das mehr weh als in der Euroleague“, sagte der Spanier. In der Sechsergruppe muss Alba einen der ersten beiden Plätze erreichen, um weiterzukommen.

Klare Dominanz von Tadej Pogacar

Radsport Nur 17 Fahrer kommen beim EM-Rennen ins Ziel, schon der dritte liegt weit zurück.

Guilherand-Granges. Der erneut geschlagene Remco Evenepoel gratulierte dem unantastbaren Tadej Pogacar mit höflichstem Respekt, doch die derzeitige Dominanz des Slowenen bereitet selbst dem derzeit zweitbesten Radprofi der Welt schwerstes Magengrummeln. „Wenn man sich die Unterschiede anschaut, hat er wieder herausgeragt“, sagte der Belgier nach seinem zweiten Platz im EM-Straßenrennen hinter Pogacar: „Ich komme noch nah heran, der Rest ist aber weit weg.“

Pogacar hält sich noch zurück

Mit seinem Super-Solo über 75 km am Sonntag im französischen Zentralmassiv hatte Weltmeister Pogacar den Wettkampf für große Teile des Feldes zu einer sinnlosen Angelegenheit gemacht: Nur 17 von 101 Fahrern hielten bis ins Ziel durch, vorzeitig vom Rad stiegen selbst Könner wie der zweimalige Tour-Sieger Jonas Vingegaard und Ex-Weltmeister Mads Pedersen (beide Dänemark). Auch sämtliche sechs deutschen Starter um Lennard Kämna gaben auf.

„Die Unterschiede waren sogar größer als in Kigali“, sagte Evenepoel. Beim dortigen WM-Rennen, das noch anspruchsvoller als die EM war, landete der Belgier mit 1:28 Minuten Rückstand hinter Pogacar auf Platz zwei, der Ire Ben Healy lag als Dritter 2:16 Minuten zurück, 30 von 165 Startern kamen ins Ziel.

Bei der EM kassierte schon der Drittplatzierte, Frankreichs Supertalent Paul Seixas, 3:41 Minuten Rückstand. Evenepoel lag 31 Sekunden hinter dem Dominator – allerdings drückte Pogacar auch nicht übertrieben aufs Gas, hielt den Vorsprung dosiert lange bei rund einer Minute. „So war es komfortabel für mich“, sagte er. Und auf den letzten 15 Kilometern ließ „Pogi“ es noch etwas lockerer angehen – an seinem 18. Saison- und 106. Karriere-Sieg bestand nie ein Hauch von Zweifel. „Ich will jedes Jahr eine bessere Version von mir werden“, sagte der 26-jährige Pogacar und es klang wie eine Drohung.

Nach 111 Länderspielen ist Schluss

Fußball Olympiasiegerin Sara Däbritz tritt mit 30 Jahren aus der deutschen Nationalelf zurück.

Frankfurt/Main. Nach 111 Länderspielen, vier EM- und drei WM-Teilnahmen beendet Sara Däbritz ihrer Karriere im Fußball-Nationalteam. Dies kündigten die Olympiasiegerin von 2016 auf ihrem Instagram-Account und der DFB an. „Nach zwölf Jahren in der Nationalmannschaft ist jetzt der richtige Moment gekommen, Abschied zu nehmen. Es fühlt sich für mich richtig an“, sagte die 30 Jahre alte Fränkin. „Ich blicke voller Dankbarkeit auf eine wundervolle internationale Karriere zurück, die für immer einen Platz in meinem Herzen haben wird.“

Prägende Nationalspielerin

Däbritz war die erfahrenste deutsche Spielerin bei der EM im Juli in der Schweiz. Dort stand die Mittelfeldakteurin nach zwei Kurzeinsätzen in den Gruppenspielen dann im Halbfinale gegen Spanien (0:1) in der Startelf.

„Ich habe noch beide Seiten miterlebt – von Spielen vor 2.000 Zuschauern bis hin zu ausverkauften Stadien mit einer überragenden Atmosphäre“, sagte Däbritz. Sie freue sich ganz besonders für die nächste Generation, „die diesen Weg weitergehen darf und die Begeisterung für den deutschen Frauenfußball noch größer machen wird“.

Für DFB-Sportdirektorin Nia Künzer hat Däbritz „tiefe Spuren hinterlassen“. Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch sagte in einer Verbandsmitteilung: „Ihre Bodenständigkeit, ihre Authentizität, ihr umgängliches Wesen, ihren Humor und ihre herausragenden Fähigkeiten als Spielerin haben sie ausgezeichnet. Sie hat uns alle bereichert – auch mit ihrer ruhigen Art und Weise.“

EM-Sieg und Olympiatitel

Däbritz gab ihr DFB-Debüt im Juni 2013 beim 4:2 gegen Japan. Im selben Sommer feierte sie mit der deutschen Auswahl den EM-Triumph in Schweden. Seitdem war Däbritz fester Bestandteil des Nationalteams, gewann in Rio Olympia-Gold und bestritt das EM-Finale gegen England (1:2) 2022 in Wembley.

„Mit ihrer außergewöhnlichen Spielintelligenz, ihrer Ruhe am Ball und ihren fußballerischen Qualitäten hat sie das Gesicht der Mannschaft über Jahre mitgeprägt“, lobte Bundestrainer Christian Wück.

Knackige Königsklasse beginnt

Fußball Auch bei den Frauen wird die Champions League jetzt mit einer Ligaphase statt Gruppen ausgetragen.

München. Neuer Modus, neue Hoffnung – aber auch anspruchsvolle Gegner. Die Fußballerinnen des FC Bayern und des VfL Wolfsburg starten in dieser Woche in die Champions League. Der Meister aus München muss gleich heute (20 Uhr) beim FC Barcelona mit Superstar Aitana Bonmatí vorspielen. „Mit mehr Top-Duellen und mehr Spannung wird die Bühne für den Frauenfußball insgesamt größer“, sagt Bayern-Direktorin Bianca Rech zur Ligaphase, die nach dem Vorbild der Männer eingeführt wurde.

Kein deutscher Sieger seit 2015

Der Traum der Bayern-Frauen vom erstmaligen Titel in der Königsklasse lebt mehr denn je, aber die deutschen Topteams haben sich zuletzt schwergetan auf internationaler Bühne. Seit zehn Jahren (zuletzt der 1. FFC Frankfurt) hat kein deutsches Team mehr den Titel geholt. In der vergangenen Saison schieden die Münchnerinnen und Wolfsburgerinnen im Viertelfinale aus. Der zweimalige Gesamtsieger Wolfsburg stand 2023 zuletzt im Endspiel (2:3 gegen Barcelona) und trifft zum Auftakt am Mittwoch (20.00 Uhr) auf Paris Saint-Germain. Und am Samstag empfängt der VfL die Münchnerinnen zum Spitzenduell in der Bundesliga.

„Auffällig ist, dass England, Spanien und Frankreich jeweils drei Clubs stellen, während Deutschland einmal mehr nur mit Bayern und uns vertreten ist“, sagt der Wolfsburger Sportchef Ralf Kellermann. „Wir haben die statistisch belegbar schwerste Konstellation erwischt, danach folgt gleich der FC Bayern München.“

Der FC Bayern mit dem neuen Chefcoach José Barcala muss sich unter anderem nicht nur mit dem diesjährigen Finalisten Barcelona sowie Juventus Turin messen, sondern auch mit Champions-League-Triumphator Arsenal WFC. Für diese Partie ziehen die Münchnerinnen am 12. November in die Allianz Arena.

Die Vorrunde des Turniers wird in dieser Spielzeit zum ersten Mal in einer Ligaphase mit 18 Teams statt in Gruppen ausgetragen. Die vier besten Teams qualifizieren sich für das Viertelfinale. Die Fünf- bis Zwölftplatzierten treten in einer Play-off-Runde mit Hin- und Rückspiel gegeneinander an. Das Endspiel findet am 23. Mai in Oslo statt. „Der neue Modus verspricht große Spannung, da sich Konstellationen von Spieltag zu Spieltag ändern werden“, sagt Kellermann.

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