Verein bittet FLB um Gnade
Fußball Die Kritik am Landesverband Brandenburg wegen des Schiedsrichter-Solls hält an. In einem offenen Brief fordert ein Brandenburgligist ein Umdenken.
Die Nichterfüllung des Schiedsrichter-Solls und seine Folgen sind weiter ein viel diskutiertes Thema. Dabei steht der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) nach wie vor in der Kritik zahlreicher Vereine – auch derer, die in diesem Jahr nicht von Sanktionen betroffen sind.
Der FLB hatte vor mehreren Wochen zahlreiche Vereine mit Minuspunkten und Geldstrafen belegt, da diese nicht die geforderte Anzahl an Schiedsrichtern aufweisen konnten. Brandenburgliga-Aufsteiger SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen äußert in einem offenen Brief deutliche Kritik am Verband.
Absurde Forderung vom FLB
Der südöstlich von Berlin beheimatete Verein wurde 2024 sanktioniert. In der Begründung des FLB sei damals unter anderem auch die Frauen-Mannschaft aufgeführt worden. „Wir haben auch deswegen Einspruch eingelegt, weil unsere Frauen in der Saison 2023/24 in der Kreisliga auf Kleinfeld ohne amtlichen Schiedsrichter gespielt haben“, teilte der Verein mit.
Erst später kam die mutmaßliche Ursache heraus: „Der Kreisverband Dahme/Fläming und der FLB beurteilen diese Sache wohl unterschiedlich. Der Kreis sagt, dass wir dafür keine Schiris stellen müssen, der FLB denkt da anders. Es gibt da offensichtlich keine einheitliche Linie.“
In dem zuvor veröffentlichten Offenen Brief sieht Eintracht Miersdorf/Zeuthen unter anderem den Abzug von bis zu sechs Punkten als problematisch an: „Wir halten die Vorgehensweise des FLB in dieser Frage für sportlich unfair und nicht zielführend. Sportlich unfair, weil am Ende dieser Saison womöglich keine sportlichen Kriterien über Auf- und Abstieg und die Platzierung entscheiden.“
Zudem würden hier Dinge miteinander vermischt, die nichts miteinander zu tun hätten: „Auf der einen Seite der Sport, auf der anderen Seite das Schiedsrichter-Soll. Aus unserer Sicht ist diese Vermischung auch juristisch fragwürdig“, heißt es vonseiten der Miersdorfer, die zudem bezüglich der Vorgehensweise anfügen: „Nicht zielführend, weil das Ziel doch sein sollte, neue Schiedsrichter zu gewinnen. Wir glauben nicht, dass dies durch ein solches Bestrafungssystem erreicht wird.“
Auch der Umstand, dass der Verband die Entscheidungen über mögliche Punktabzüge zu einem Zeitpunkt fällt, an dem die Saison schon begonnen hat, wird kritisiert. „Gerade bei der großen Zahl an Vereinen, die betroffen sind, halten wir eine solche einschneidende Maßnahme zu einem solch späten Zeitpunkt für unverantwortlich.“
Weiterhin stellt Eintracht Miersdorf/Zeuthen die aktuelle Praxis infrage: „Dass von den Punktabzügen die am höchsten spielende Männermannschaft betroffen ist, ist aus unserer Sicht eine willkürliche Festlegung“, erklärt der Verein und sieht auch die Höhe der Strafen kritisch: „Bislang stehen Geldstrafen von bis zu 4000 Euro im Raum. Uns fehlt da die Verhältnismäßigkeit.“
Ein weiteres Problem aus Sicht des Vereins: Spieler und Schiedsrichter haben unterschiedliche Wechselfristen, wenn sie aus dem FLB-Bereich kommen. „Wir haben im Frühjahr vier (!) neue Schiedsrichter gewinnen können, die sich ordnungsgemäß bei uns angemeldet und beim Kreisverband umgemeldet haben. Sie sind aber erst ab der Saison 2026/27 für uns im Einsatz. Das heißt: Vereine, die jetzt betroffen sind, haben fast keine Chance, das Schiedsrichter-Soll schnell genug zu erfüllen. Ihnen droht im nächsten Jahr die nächste Strafe.“ Auch die Abwerbung von Unparteiischen unter den Vereinen wird angesprochen. „Wir befürchten als negativen Effekt der Strafen, dass sich ein Schiedsrichter-Markt entwickelt. Schiedsrichter wandern von Verein zu Verein, je nachdem, wo sie mehr Geld bekommen. Wir müssen dafür sorgen, dass Schiedsrichter mehr als bislang als Teil des Vereins gesehen und anerkannt werden.“
Bei aller Kritik will man sich bei der Eintracht gerne konstruktiv an einer Lösung des Problems beteiligen: „Keine Frage: Die Vereine sind bei der Bereitstellung von Schiedsrichtern besonders gefordert. Allerdings sind sie teilweise vom Verband abhängig.“ Als Beispiel wird aufgeführt, dass zu wenig Lehrgänge angeboten werden. „Wir haben Nachwuchsspieler, die gerne eine Ausbildung zum Schiedsrichter machen möchten. Aber wir möchten ihnen beziehungsweise ihren Eltern oder einem Vereinsvertreter nicht zumuten, in die Prignitz oder in die Uckermark zu fahren.“
Der offene Brief von Eintracht Miersdorf/Zeuthen schließt mit den Worten: „Wir möchten den FLB angesichts dieser Bedenken und Fragen, die offensichtlich viele betroffene und nicht betroffene Vereine in Brandenburg teilen, bitten, die Punktabzüge im Zusammenhang mit dem Schiedsrichter-Soll zurückzunehmen. Wir schlagen vor, alle Beteiligte an einen Tisch zu bringen, um Ideen zu sammeln und Konzepte zu entwickeln, wie wir dieses Problem in den Griff bekommen und Menschen für die Schiedsrichter-Tätigkeit begeistern können.“
Wir befürchten als negativen Effekt der Strafen, dass sich ein Schiedsrichter-Markt entwickelt. Eintracht Miersdorf/Zeuthen in einem offenen Brief
Nachwuchs ist von weiten Fahrten abgeschreckt.