Klare Dominanz von Tadej Pogacar
Radsport Nur 17 Fahrer kommen beim EM-Rennen ins Ziel, schon der dritte liegt weit zurück.
Guilherand-Granges. Der erneut geschlagene Remco Evenepoel gratulierte dem unantastbaren Tadej Pogacar mit höflichstem Respekt, doch die derzeitige Dominanz des Slowenen bereitet selbst dem derzeit zweitbesten Radprofi der Welt schwerstes Magengrummeln. „Wenn man sich die Unterschiede anschaut, hat er wieder herausgeragt“, sagte der Belgier nach seinem zweiten Platz im EM-Straßenrennen hinter Pogacar: „Ich komme noch nah heran, der Rest ist aber weit weg.“
Pogacar hält sich noch zurück
Mit seinem Super-Solo über 75 km am Sonntag im französischen Zentralmassiv hatte Weltmeister Pogacar den Wettkampf für große Teile des Feldes zu einer sinnlosen Angelegenheit gemacht: Nur 17 von 101 Fahrern hielten bis ins Ziel durch, vorzeitig vom Rad stiegen selbst Könner wie der zweimalige Tour-Sieger Jonas Vingegaard und Ex-Weltmeister Mads Pedersen (beide Dänemark). Auch sämtliche sechs deutschen Starter um Lennard Kämna gaben auf.
„Die Unterschiede waren sogar größer als in Kigali“, sagte Evenepoel. Beim dortigen WM-Rennen, das noch anspruchsvoller als die EM war, landete der Belgier mit 1:28 Minuten Rückstand hinter Pogacar auf Platz zwei, der Ire Ben Healy lag als Dritter 2:16 Minuten zurück, 30 von 165 Startern kamen ins Ziel.
Bei der EM kassierte schon der Drittplatzierte, Frankreichs Supertalent Paul Seixas, 3:41 Minuten Rückstand. Evenepoel lag 31 Sekunden hinter dem Dominator – allerdings drückte Pogacar auch nicht übertrieben aufs Gas, hielt den Vorsprung dosiert lange bei rund einer Minute. „So war es komfortabel für mich“, sagte er. Und auf den letzten 15 Kilometern ließ „Pogi“ es noch etwas lockerer angehen – an seinem 18. Saison- und 106. Karriere-Sieg bestand nie ein Hauch von Zweifel. „Ich will jedes Jahr eine bessere Version von mir werden“, sagte der 26-jährige Pogacar und es klang wie eine Drohung.