Kabarett Zur „Nacht der deutschen Gemeinheit“ mit Jane Zahn und Tino Eisbrenner war die Rheinsberger Musikbrennerei voll. Die Entertainer hatten sich ernste politische Themen vorgenommen.
Die Veranstaltung hat Tradition: Wie Jane Zahn den Zuhörern am Abend vor dem Tag der Einheit in ihrer Musikbrennerei Rheinsberg erzählt, gibt es die „Nacht der deutschen Gemeinheit“ mit ihr seit vielen Jahren. Auch diesmal, wo der Krieg gegen die Ukraine immer noch allgegenwärtig ist und sich Deutschland mit aller Macht kriegstüchtig machen will, hat die Kabarettistin in die Musikbrennerei eingeladen.
Der Abend versprach, interessant zu werden. Unter dem Motto „Von Deutschland darf nie wieder ein Krieg ausgehen!“ stehen Lieder gegen Krieg und Aufrüstung auf dem Programm. Mit Tino Eisbrenner hat Jane Zahn, die mit ihrem Mann Hans-Karsten Raecke vor zehn Jahren die Kleinbühne in Rheinsberg etabliert hat, einen Künstler engagiert, der für seine Friedensprogramme bekannt ist.
Die Reihen in der Musikbrennerei sind dicht gefüllt. Neben einigen wenigen Rheinsbergern sind es vor allem Gäste aus Berlin, aus dem Umland und Urlauber, die Jane Zahn und Tino Eisbrenner mit ihrem gemeinsamen Programm erleben möchten. Zahn gestaltet „das Vorprogramm“ wie sie selbst erklärt. Und dann ist die Kabarettistin auch schon mitten im Thema. Es geht um das Sondervermögen, um Milliarden für die Aufrüstung, um dichtgemachte Grenzen, um Steuerverschwendung und „ein Leben in beklemmenden Zeiten“. „Eine Regierung ist nicht das, was das Volk will“, erklärt Jane Zahn ihrem Publikum. „Aber das Volk muss die Regierung ertragen.“ Und bevor die Kabarettistin zur Erheiterung der Gäste in die Rolle der Toilettenfrau im Bundestag schlüpft, bringt sie mit ihrem „Glaubensbekenntnis“ die aktuelle Politik auf den Punkt. Dafür gibt es Beifall, auch für die Episoden, in denen sie Klobürsten schwingend erzählt, was sie als WC-Frau mit den Politikern aller Couleur erlebt hat. Dann betritt Tino Eisbrenner die Bühne. Von der ersten Minute an ist zu spüren, dass der „Friedensberichterstatter“, Poet, Komponist, Liedermacher, Theaterdarsteller und Moderator willkommen ist. Obwohl Eisbrenner sagt, dass er am Tag der Einheit bei einer Kundgebung in Berlin auftreten will, verspricht er ein abendfüllendes Programm. Das gibt es dann auch – mit Liedern, mit Gedichten und Erzählungen von seiner Zeit mit der Band Jessica, von seinen Reisen in die Sowjetunion und in andere Länder, von seinem Freund Rolf Hoppe, vom Auftritt bei einem Festival in Moskau und von seinen Auftritten für den Frieden.
Reisen nach Russland
Eisbrenner macht keinen Hehl daraus, dass er die deutsche Politik kritisch sieht. Vor allem die Aufrüstung und die „Kriegshysterie“ sei es, die ihn antreibt, sich für den Frieden zu engagieren. Bezugnehmend auf die Weltkriege, erklärt er, dass die Politiker doch gelernt haben müssten, dass „wir Deutschen keine Lust auf einen erneuten Krieg“ haben.
Tino Eisbrenner gab sich überzeugt, dass Wladimir Putin keinen Krieg, weder mit Deutschland noch mit der Nato, wolle. Auch zum Ukraine-Krieg hat er eine eigene Sicht: Die mag nicht jeder teilen, aber zu verhandeln sei in jedem Fall besser, als weiterzukämpfen. Deshalb gehöre er zu den Deutschen, die nach wie vor nach Russland reisen, um den Kontakt zu den dortigen Menschen nicht abreißen zu lassen, wie er sagt. Als Beispiel nennt er das Jalta-Festival in Moskau und die jüngsten Feierlichkeiten aus Anlass des Kriegsendes vor 80 Jahren.
Die Lieder, die der 62-Jährige an dem Abend vorträgt, handeln vom Frieden, von seinen Reisen, aber auch von der Liebe, von Träumen, von Kranichen und von einer veilchenblauen Nacht. „Mit Grüßen an das Kanzleramt“, stellt er am Ende die Frage, „wie wir aus dieser Nummer rauskommen“: Er meint die vermeintliche Kriegshysterie, die Milliarden, die für die Aufrüstung ausgegeben werden sollen und was mit dem Volk wird, das nicht kriegstüchtig werden wolle.