Campingplatz statt Wohnheim
Bildung Kian K. startet sein Studium in Eberswalde im Wohnmobil. Das Leben direkt am Finowkanal hat Vorteile – und auch ein paar Herausforderungen.
Kian K. ist zum Studieren nach Eberswalde gekommen. Drei Jahre lang will er an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) alles lernen, was man braucht, um weltweit Wälder zu managen. Einen Platz im Studentenwohnheim hat er nicht mehr bekommen. Doch jetzt wohnt er erst einmal auf dem Campingplatz am Finowkanal. Wie ist das Studentenleben im Wohnmobil?
„Wir haben ja noch kein schlechtes Wetter“, lacht Kian K. Gerade ist er mit dem Fahrrad vom Waldcampus der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in sein aktuelles Zuhause gefahren. Erst vor ein paar Wochen ist der 18-jährige Potsdamer mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder mit dem Camper in der Uckermark unterwegs gewesen.
In diesem Campingmobil wohnt er jetzt. Und zwar auf dem Campingplatz Marina Park direkt am Finowkanal. Gar nicht schlecht für den leidenschaftlichen Angler, der nicht fotografiert werden möchte. „Wenn ich Zeit habe, dann gehe ich auch mal angeln“, sagt er. Bisher habe er schon ein paar kleine Hechte gefangen, die umliegenden Seen seien hier nicht schlecht.
Suche nach festem Wohnort
Aber erst einmal heißt es, sich an der Hochschule und in der Stadt zurechtfinden. Er absolviert die Einführungskurse und nebenbei hält er seine Ohren offen, ob nicht jemand eine Wohnung oder ein Zimmer zu vermieten hat. „Ich kenne ja ein paar Leute“, sagt K., der den Tisch im Camper abwischt und ein Glas Wasser darauf stellt.
Gleich neben der Sitzecke mit dem großen Fenster gibt es ein Doppelstockbett. Die Liegen sind schmal, aber das stört den 1,80 großen jungen Mann nicht. Manchmal schläft er dort, manchmal auf dem großen Bett in der anderen Nische des Campingwagens. Ein paar Klamotten liegen auf der Bettdecke. Der junge Mann entschuldigt sich, dass er noch nicht aufgeräumt habe.
Im Gegensatz zum Sommerurlaub mit der Familie hat er jetzt richtig viel Platz. Zehn Quadratmeter Wohnraum ganz für sich allein. Dazu noch ein kleines Vorzelt, in dem seine Angel und ein Getränkekasten stehen.
Ein Kommilitone aus seinem Semester wohne auch hier auf dem Campingplatz. Der habe nur einen ausgebauten Kastenwagen. Er habe ihn deshalb schon eingeladen, zu ihm zu kommen, falls es zu kalt werde, erzählt Kian K. In seinem Familiencamper gibt es ja genügend Betten. Und vor allem eine kleine Gasheizung.
Alles gar kein Problem. Es wäre aber auch schön, eine Ein-Raum-Wohnung im Studentenwohnheim im Schwappachweg zu ergattern. Dann müsste er nicht mehr jeden Morgen mit dem Rad den Berg hinauf zum Campus fahren. Nur 650 Meter zu Fuß wären es dann. Ziemlich praktisch, findet er: „Ein kurzer Spaziergang durch den Wald und schon ist man da“, grinst Kian K.
Doch im Moment ist ihm die Idee seiner Mutter, vorerst im Familiencamper zu wohnen, sehr willkommen. „Es gab keine andere Möglichkeit auf die Schnelle“, erklärt er. Eigentlich hatte er sich für eine Ausbildungsstelle in einem Forstbetrieb beworben, doch das hat nicht geklappt. In seinem Fachabi hat er schon viel praktische Erfahrung in einem Forstrevier im Spreewald gesammelt. Eine praktische Ausbildung direkt nach der Schule wäre sein Traum gewesen.
Nun hat er eben kurzfristig umgeplant. Erst Mitte August, also knapp einen Monat bevor das Semester begann, hat er sich für das Bachelor-Studium in Eberswalde im Studiengang „International Forest Ecosystem Management“ entschieden. Da waren alle Plätze im Studentenwohnheim bereits belegt.
„Solange mir im Camper nicht die Zehen abfrieren, finde ich es ganz in Ordnung hier. Ich habe eine Toilette, eine Dusche. Ich kann mich nicht beschweren.“ Aber er bemühe sich vor dem Winter vielleicht doch im Wohnheim oder in einer WG unterzukommen.
Sein Vater habe mit dem Betreiber des Campingplatzes für ein halbes Jahr 750 Euro ausgemacht. Sechs Monate, so hofft seine Familie, sollten ausreichen, um in Eberswalde feste Wohnverhältnisse zu finden.
Kian K. hat sich im August sofort auf die Warteliste des Wohnheims eingetragen. Viele Studierende werfen in den ersten drei Monaten das Handtuch, hatte man ihm in einer Hochschulveranstaltung erklärt. Irgendetwas wird sich schon ergeben, glaubt Kian und hofft weiterhin auf einen Platz im Wohnheim gleich am Waldcampus.
Vor ein paar Wochen noch war die Familie mit dem Camper in der Uckermark im Urlaub.