Familien haben wieder mehr Einfluss
Betreuung Der Kita-Elternbeirat Märkisch-Oderland lädt zur Versammlung ein. Unter anderem geht es um hohe Kosten und lange Schließzeiten.
Viele Eltern in Märkisch-Oderland sind zurzeit unzufrieden mit der Kinderbetreuung im Landkreis. Beklagt werden die teilweise hohen Kita-Gebühren und die mitunter langen Schließzeiten in den großen Ferien. Können Betroffene etwas dagegen tun? Ja, sagen Sandra Neumann und Robert Krause vom Kitaelternbeirat des Landkreises. Die Zeiten, in denen Eltern nur froh sein konnten, überhaupt einen Betreuungsplatz zu bekommen, seien vorbei.
Wahlfreiheit wächst
„Vor fünf Jahren hätte ich noch einen Kuchen backen müssen, um mein Kind in meiner Wunschkita betreuen lassen zu können. Jetzt muss mir die Kita-Leitung einen Kuchen backen, damit ich mich für sie entscheide“, sagt Robert Krause, der stellvertretende Vorsitzende des Kitaelternbeirates.
Jahrelang kamen viele Städte und Gemeinden in der Region mit dem Bau nötiger Kitas kaum hinterher. Die Zahl der Geburten war hoch, der Zuzug stark. Die Suche nach einem Kita-Platz war für viele Eltern ein Nerven- und Glücksspiel.
Tatsächlich haben sich die Dinge geändert. Der Zuzug ist aufgrund gestiegener Immobilienpreise und -zinsen in den vergangenen Jahren abgeebbt, die Geburtenzahlen vielerorts zurückgegangen. Die Kommunen stehen inzwischen nicht mehr vor der Herausforderung, ausreichend Betreuungsplätze zu schaffen, sondern ihre Einrichtungen zu halten. In Strausberg wird die erste Kita schon geschlossen. Andernorts wurden geplante Neubauten inzwischen abgesagt oder offen infrage gestellt.
Für Eltern sind das nicht nur schlechte Nachrichten. „Sie haben dadurch wieder eine echte Wahlfreiheit, sind nicht mehr auf eine Einrichtung festgelegt“, sagt die Kitaelternbeiratsvorsitzende Sandra Neumann. Ihr Vize Robert Krause ergänzt: „Wer mit seiner Situation unzufrieden ist, kann jetzt ohne größere Probleme wechseln – oder Veränderungen in seiner eigenen Einrichtung leichter durchsetzen.“
In Fredersdorf-Vogelsdorf nutzen erste Familien die neue Wahlfreiheit offenbar schon. Die Gemeinde hatte unlängst die Kita-Gebühren deutlich erhöht. Die Proteste dagegen kann Elternvertreter Robert Krause verstehen: „Die Summen sind auch für Familien aus der Mittelschicht eine Herausforderung.“ Nach Aussage von Sandra Neumann haben die ersten Eltern bereits Konsequenzen gezogen: „Ich weiß von einigen Familien, dass sie ihre Kinder in Petershagen-Eggersdorf untergebracht haben, weil die Gebühren dort niedriger sind.“ Inzwischen hat die Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf zumindest eine erneute Prüfung der Gebühren zugesagt.
Die beiden Elternvertreter gehen davon aus, dass mehr Familien bei der Wahl der Kita jetzt auch stärker auf die Schließzeiten achten werden. „Da gibt es große Unterschiede zwischen den Gemeinden und freien Trägern. Manche schließen nur an Brückentagen und für Weiterbildungen, andere für 20 bis 25 Tage im Jahr. Das ist ein erheblicher Eingriff, der nicht nur für Familien in der Urlaubsplanung ein Problem sein kann, sondern auch für deren Arbeitgeber.“
Durch die sinkenden Kinderzahlen wächst der Druck auf die Einrichtungen, attraktiver zu werden. „Da schaut jetzt die eine Einrichtung, was die andere macht“, sagt Robert Krause. „Wenn sich Eltern zum Beispiel wegen langer Schließzeiten für die Kita im Ort mit weniger Schließtagen entscheiden, wird der Träger früher oder später reagieren müssen.“
Doch nicht nur auf eigene Faust können sich Eltern für Verbesserungen einsetzen. Sandra Neumann und Robert Krause laden Mütter und Väter ein, sich auch in den Kitabeiräten zu engagieren. Solche Beiräte gibt es sowohl in den Einrichtungen selbst, als auch auf Kreisebene.
„Der Kitaelternbeirat des Landkreises ist unsere Interessenvertretung in Märkisch-Oderland“, erklärt Robert Krause. Zwar hat das Gremium keine Entscheidungskompetenz und keine Durchgriffsrechte auf Kita-Träger und Einrichtungen. Ein zahnloser Tiger sei der Beirat aber dennoch nicht. „Hier tauschen sich Eltern aus den unterschiedlichen Gemeinden aus, weisen auf Probleme hin, sehen aber auch, was in anderen Orten vielleicht besser läuft, können das in ihrer Kita oder Gemeinde ansprechen und dadurch auf Veränderungen hinwirken“, berichtet Robert Krause.
Mitmachen erwünscht
Das Gremium ist inzwischen aber nicht nur Interessenvertretung unzufriedener Eltern, sondern auch Ansprechpartner für die Einrichtungen selbst. „Wir sind schon von Kitas angesprochen worden. In Einzelfällen sind danach Schließzeiten schon verändert worden.“
Im Kreiselternbeirat können sich nicht nur die in den Kitas gewählten Elternvertreter engagieren, sondern jeder, der möchte.
Die nächste Mitgliederversammlung findet am Mittwoch um 18 Uhr in der Hegermühlen-Grundschule in Strausberg statt. Interessierte sind dazu eingeladen.
Wer mit seiner Situation unzufrieden ist, kann jetzt ohne größere Probleme wechseln. Robert Krause Stv. Vorsitzende des Kita-Elternbeirates