Was ein Hocker erzählen kann
Wusterhausen. Sie war in Wusterhausen hoch angesehen, die Famlie Ipscher. Eine Begegnung mit dem Vater, Landarzt Wilhelm Ipscher, schildert Theodor Fontane 1873 in einem Brief. Der Sohn, Georg Ipscher, war ebenfalls Arzt – und als solcher in den Jahren 1900 bis 1903 als Angehöriger der „Kaiserlichen Schutztruppen“ in Kamerun unterwegs. Was er von dort mitgebracht hat und was er erlebt haben könnte, hat das Wegemuseum in Wusterhausen nun zum Thema einer Sonderausstellung gemacht.
Im Zentrum steht ein Hocker, der als „Thron“ der Ausstellung den Namen gab. Er hat die Form, Verzierung und Größe eines Herrscherstuhles und wurde wohl in den Werkstätten der in Kamerun tätigen Basler Mission angefertigt. Ipscher zeigt ihn in Wusterhausen in seinem „Afrika-Zimmer“, wie Fotografien dokumentieren. Und schenkt seine ethnologische Sammlung 1902 dem württembergischen König, der sie an das Linden-Museum in Stuttgart weiterreicht.
In der Ausstellung sind Fotografien zu sehen, die Ipscher aus Kamerun mitbrachte – und Skizzen für Isolier- und Quarantänestationen sowie ein Sanitätsbericht aus dem Jahre 1900/01. An den berüchtigten (Straf-)Exkursionen, die die euphemistisch genannten Schutztruppen durchführten, hat er wohl nicht teilgenommen. Dass Teile seiner Sammlung auf diesen Beutezügen zusammengetragen wurden, ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Es sei eine mühsame Recherche gewesen, heißt es aus dem Museum, zumal auch aus afrikanischer Sicht wenig Informationen zu erhalten waren. Gleichwohl sind Ipscher und sein Thron ein Beispiel für die Verbreitung von deutschem Kolonialismus bis in die Provinz.
„Ein Thron aus Kamerun – Die Abenteuer des Dr. Ipscher“, bis Frühjahr 2026, Di 13–18 Uhr, Do/Fr 10–17 Uhr, Sa 10–16 Uhr, Wegemuseum, Am Markt 3, Wusterhausen
Ausstellung Das Wegemuseum in Wusterhausen dokumentiert Kolonialismus in eigenen Beständen.