„Veggie-Schnitzel“ droht Aus
EU Konservative wollen nicht, dass pflanzliche Alternativen in Anlehnung an Namen von Fleischvarianten vermarktet werden.
Brüssel. Dürfen Begriffe wie Schnitzel, Burger oder Wurst nur noch verwendet werden, wenn darin auch wirklich Fleisch von Tieren enthalten ist? Darüber stimmt das EU-Parlament am Mittwoch ab. Findet sich eine Mehrheit für den Vorstoß der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP), könnten sich vegetarische oder vegane Ersatzprodukte, die in Anlehnung an die etablierten Begriffe als Veggie-Schnitzel oder Veggie-Burger vermarktet werden, umbenennen müssen.
Doch es gibt Widerstand. Die Chefin der Grünen-Agrarpolitiker im Bundestag kritisiert das Vorgehen scharf. „Ein Verbot alltäglicher Begriffe würde nicht nur die Transparenz verringern, sondern aktiv eine aufstrebende Branche sabotieren, die enormes Potenzial für Innovation, Nachhaltigkeit und Wachstum hat“, sagt Zoe Mayer dieser Zeitung. Sie fordert von Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) ein klares Bekenntnis gegen ein Bezeichnungsverbot. Er hat – wie Kanzler Friedrich Merz – den EVP-Plan öffentlich unterstützt.
Einfluss auf die EU-Parlamentarier könnte ein offener Brief von über 20 Unternehmen haben, darunter Lidl und Aldi Süd und der Fastfood-Riese Burger King. Sie sprechen von einem nachhaltigen Schaden für die Lebensmittelbranche, sollte der Vorschlag angenommen werden, denn vertraute Begriffe würden den Verbrauchern Orientierung geben. „Sie helfen einzuschätzen, was in Bezug auf Geschmack und Textur zu erwarten ist und wie die Produkte zubereitet werden.“
Der größte Markt in Europa
Die Unternehmen hierzulande wären von einem Verbot besonders stark betroffen, Deutschland sei der mit Abstand größte Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa, heißt es in dem Brief. „Das wirtschaftliche Potenzial dieses Sektors wird langfristig auf bis zu 65 Milliarden Euro und bis zu 250.000 Arbeitsplätze geschätzt.“Was verspricht sich die EVP von dem Bezeichnungsverbot? Der EU-Abgeordnete Norbert Lins (CDU), Vize-Vorsitzender des Agrarausschusses, erhofft sich „mehr Transparenz und Verlässlichkeit“. Verbraucherumfragen zeigten, dass Begriffe wie „Schnitzel“ oder „Wurst“ traditionell mit Fleisch verbunden würden, argumentiert Lins. „Eine klare Abgrenzung soll Missverständnisse vermeiden und einen Rahmen schaffen, in dem pflanzliche und tierische Produkte eindeutig unterscheidbar sind – zum Schutz sowohl der Konsumenten als auch der Hersteller.“
Vor der Abstimmung am Mittwoch sind die Mehrheitsverhältnisse im EU-Parlament unklar, auch die Abgeordneten von CDU und CSU sind sich nicht einig. Sollte der EVP-Vorschlag angenommen werden, müssten noch die Mitgliedsstaaten zustimmen. Falls es dort zu einer Einigung kommt, könnte das Veggie-Schnitzel dann zum Beispiel „pflanzliches Proteinprodukt auf Erbsenbasis“ und der Veggie-Burger „Gemüsebratling“ heißen.