„Ein echtes Erlebnis“

  • In der historischen Rathaushalle ließen sich Christian Krech und Sebastian Schneider, Klarinettistendes Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt (Oder), von den Kunstwerken inspirieren, die derzeit das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst ausstellt. Jörg Kotterba
  • Werner (oben) und Sebastian Rauch hatten sich für die Sonderfahrt mit einer Oldie-Tram entschieden. Vereinsmitglied Ralf Großkopp lenkte die „Wismar“ vom Baujahr 1936. Jörg Kotterba
  • Street Art-Künstler Tony Sterzer half im Garten des Kleist-Museums Besuchern, einen Teil des Bauzauns zu verschönern. Jörg Kotterba

Museumsnacht Hunderte Frankfurter und Gäste der Stadt nutzten am Freitagabend die Angebote von fünf kulturellen Einrichtungen und des Vereins Historische Straßenbahnen. OB René Wilke dankte allen Organisatoren und Akteuren.

Kultur pur. Silvia Krauß und Ehemann Joachim genossen sie am Freitag nach 17 Uhr. Und zwar bei der Museumsnacht Frankfurt (Oder), zu der fünf kulturelle Einrichtungen in der Stadt und der Verein Historische Straßenbahnen eingeladen hatten.

Die Projektleiterin der Schuldnerberatung bei der Frankfurter Arbeitsloseninitiative sah man erst mit Ehemann Joachim bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Leseland DDR“ im Museum Viadrina. Diese erzählt, so Kurator und Historiker Dr. Stefan Wolle, von einem Staat, in dem sich die Menschen ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten. Und in dem selbst Bücher oft zur sogenannten Bückware wurden. Also zur Ware unterm Ladentisch.

Musiker haben einen Favoriten

Dann tauchten Silvia und Joachim Krauß mit hundert und mehr Kunstinteressierten in der historischen Rathaushalle auf. Dort präsentierte das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst eine „Brücke“ zwischen Musik und Kunst. Christian Krech und Sebastian Schneider, Klarinettisten des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt (Oder), ließen sich von den Kunstwerken inspirieren und brachten somit die Ausstellung „Klangwelten – Bildkosmen“ wortwörtlich zum Klingen.

„Wir sind von diesen Malereien, Handzeichnungen, Plakaten, Fotografien und Grafiken absolut begeistert. Sebastian und ich haben sie uns vor ein paar Tagen angeschaut – und die passende Musik dazu ausgewählt“, berichtete der 54-jährige Christian Krech. Das monumentale Bild des jüdischen Malers Gil Schlesinger, einst Vertreter der abstrakten Kunst in der DDR, hatten es Krech und Schneider besonders angetan. „Uns gefällt’s vor allem“, meinte Christian Krech augenzwinkernd, „weil dort eine Klarinette unübersehbar ist.“ Und schon spielte das Duo vor dem Gemälde „Bei mir bistu shein“ („Bei mir bist du schön“), ein jiddisches Swingstück.

Die Museumsnacht erlebten Werner und Sebastian Rauch aus der Heimkehrsiedlung ganz anders. Vater und Sohn hatten sich für das Angebot des Vereins Historische Straßenbahnen und somit zu Sonderfahrten mit einem Oldie entschieden. Sie nutzten gleich den ersten, den 18-Uhr-Termin, zur Nostalgie-Tour Richtung Westkreuz und zurück. „Ich lebe zwar seit zehn Jahren in Chemnitz. Aber so einen Termin lasse ich mir doch nicht entgehen“, sagte Vereinsmitglied Ralf Großkopp, seit Gründung im April 1999 dabei.

In der Museumsnacht sah er seinen ehemaligen Arbeitskollegen Michael Burkert wieder. „Ralf und ich sind gelernte Elektroinstallateure, haben in Ost-Zeiten zusammen bei Elan in der damaligen Oderallee gearbeitet“, erzählte der 60-jährige Burkert. Der gebürtige Frankfurter kann sich noch sehr gut an seine ersten Straßenbahnfahrten erinnern. „1969, zu Ehren des 20. DDR-Geburtstages, wurde das 20-Pfennigstück herausgegeben. 20 Pfennige kostete damals eine Straßenbahnfahrt. Ich habe heute noch den Schaffner vor Augen, wie er in seiner Tasche mit den verschiedenen Metallröhren die Münzen verschwinden ließ.“

OB verpasst Straßenbahn

Dirk Kalitzke, Schatzmeister im Verein, informierte später: „Mehr als 200 Frankfurter und Gäste nutzten unser Oldie-Angebot und rollten durch die Stadt.“ Zum Straßenbahn-Depot in der Bachgasse schaffte es Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke am Freitag nicht. Er war aber unter anderem im Garten des Kleist-Museums zu sehen. Dort animierten die Frankfurter Street Art-Künstler Tony Sterzer und Jan Augustyniak etliche Besucher, den Bauzaun vor dem Museum neu zu gestalten. Die Open-Air-Spray-Aktion titelte sich „Bunt, bunter, Kleist! Kunst am Bau(zaun)“. „Ein wunderschöner Abend“, schwärmte OB Wilke, „ich möchte allen Organisatoren und Akteuren danken. Diese Museumsnacht wurde zu einem echten Erlebnis.“

Ex-Frankfurter kommt extra aus Chemnitz, um eine Oldie-Tram durch die Stadt zu lenken.

VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL