Schlussrunde für einen DDR-Klassiker

  • S-Bahn-Züge vom Typ 485 gehen auf Abschiedstour. Robert Schlesinger/dpa
  • Aus dem Jahr 1938: Matthias Dürr (v.l.), Walied Schön, Angelo Starckert undd Benjamin Toeffling, alle vom Verein Historische S-Bahn Erkner, mit dem zukünftigen Weihnachtszug. (Archiv) Kerstin Ewald

Schienenoldie Die Ende der 1970er Jahre entwickelten S-Bahnzüge der Baureihe 485 werden mit einer Sternfahrt in Berlin verabschiedet. Wie man teilnehmen kann und warum für einen Zug die letzte Station Erkner heißt.

Nun ist endgültig Schluss: Am Sonntag verschwindet ein Stück DDR-Geschichte von den Schienen in Berlin und Brandenburg. Die Baureihe 485 der S-Bahn-Flotte geht in ihren wohlverdienten Ruhestand, nach mehr als 50 Jahren. Und Bahn-Fans können sich von den Zügen, die Ende 1970er Jahre vom VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“ in Hennigsdorf (Oberhavel) entwickelt wurden, gebührend verabschieden. Zum Abschied nämlich ist eine Sternfahrt durch die gesamte Stadt geplant. Dazu kehrt die 485er am Sonntag noch mal für einen Tag auf ihre langjährigen Stammlinien zurück: der S85 (Pankow–Grünau) und S47 (Hermannstraße–Spindlersfeld).

Fahrt als „Ringzwiebel“

Für diese Sonderfahrten zwischen 10 und 14 Uhr werden vier Züge der nostalgischen Baureihe aus allen vier Richtungen für zwei Minuten zeitgleich am Bahnhof Schöneweide nebeneinanderstehen – jeweils einmal stündlich um 9.57 - 9.59 Uhr, 10.57 - 10.59 Uhr, 11.57 - 11.59 Uhr, 12.57 - 12.59 Uhr und 13.57 - 13.59 Uhr auf den Gleisen 3, 4, 5 und 6.

Im Anschluss verlassen zwei Züge das S-Bahnnetz. Die beiden anderen treten ihre allerletzte Fahrt als sogenannte „Ringzwiebel“ an: Als Sonderzüge fahren sie auf den Ringbahnlinien S41 und S42 in entgegengesetzter Richtung. Von 14.41 Uhr bis 14.43 Uhr treffen sie sich zum vorletzten „Rendezvous“ am Bahnhof Beusselstraße, dem sogenannte Nullpunkt der Ringbahn. Von dort geht es dann zurück nach Schöneweide, (Ankunft 15.17 Uhr und 15.21 Uhr), wo endgültig Schluss ist. Wer auf der „Schlussrunde“ der 485er mitfahren will, kann einfach einsteigen. Die Züge halten auf allen Unterwegsbahnhöfen und sind öffentlich, heißt es. Es braucht lediglich ein gültiges VBB-Ticket.

Triebwagen in Erkner erwartet

Doch ganz verschwinden werden die DDR-Schienenoldies nicht. Denn zwei Triebwagen werden erhalten: einer geht ans Deutsche Technikmuseum in Berlin, der andere wird in Erkner erwartet, in den Hallen des Vereins Historische S-Bahn Berlin. In Erkner, wo bereits zahlreiche S-Bahnen älterer Baureihen ihr neues Zuhause gefunden haben, rechnet man im ersten Quartal 2024 mit der Überführung des Neuzugangs. Das sei aber auch okay, sagt Vereinschef Felix Hackert. „Mit dem Weihnachtszug haben wir ja aktuell genug zu tun.“ Dieser soll, wie berichtet, nach längerer Pause in diesem Winter wieder an den Start gehen. Geplanter Beginn des Weihnachtszuges ist demnach das erste Dezember-Wochenende.

Und der 485er? Der wird in Erkner nicht allein sein. Denn dort trifft er auf den Musterzug der Baureihe mit der Kennung 270-001, wie Vereinschef Hackert betont. „Wir werden beiden pflegen und erhalten – um zeigen zu können, was die S-Bahn mal hatte.“

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