Erinnerungseiche zerstört

  • Diana Sandler und Jörg Weprajetzky zeigen die Zerstörung. Foto: Dmytro Olidort
  • Erinnerungseiche Biesenthal: Der 2023 gepflanzte Baum wurde am letzten Januar-Wochenende in Biesenthal zersägt. Dmytro Olidort

Antisemitismus Wut und Enttäuschung in Biesenthal: Auf dem Jüdischen Friedhof wurde eine Erinnerungseiche gefällt.

Biesenthal. Die Tat sorgt für Entrüstung, Entsetzen und Wut: Am Wochenende, als der Opfer des Holocaust gedacht wurde, machten sich Unbekannte in Biesenthal daran, die Erinnerungseiche zu fällen. Das noch zierliche Bäumchen wurde auf dem Jüdischen Friedhof kurzerhand durchgesägt. Der Baum war erst im Mai 2023 gepflanzt worden und galt als Zeichen der Hoffnung, dass sich Vergleichbares nie wieder ereignen wird. Zuerst machte der Biesenthaler Bürgermeister Carsten Bruch auf die Tat aufmerksam. „Ich konnte es gar nicht fassen und leide immer noch daran“, reagierte Jörg Weprajetzki auf die Information. Der Vorsitzende des Biesenthaler Heimatvereins gehörte zu den Mitorganisatoren der Baumpflanzung.

Die Weide wurde damals von Ulrich Lange aus Colorado (USA) gesponsert, der Mitglied im Heimatverein Biesenthal ist. „Wir wollten damals die Erinnerung an die Jüdischen Gemeinde im Biesenthal lebendig halten.“ 300 Jahre lang lebten in Biesenthal die Menschen friedlich zusammen, mit der Verfolgung der Juden in der Nazizeit änderte sich das. Die Jüdische Gemeinde und ihre Kultur wurden verfolgt und vernichtet.

Weprajetzki erinnert sich genau an den Sonntag, als er auf dem Jüdischen Friedhof in Biesenthal war. „Wir hatten als Verein einen Kranz am Denkmal der Verfolgten des Naziregimes abgelegt, der gezielt abgeräumt wurde. Plötzlich lag der Kranz beim Denkmal an die Opfer des Ersten Weltkrieges. Da hat sich jemand die Mühe gemacht, den Berg hinaufzuklettern.“

Für ihn liegt das rechtsradikale Motiv der Tat auf der Hand. „Etwas anderes kann ich nicht vermuten, das liegt für mich absolut nahe“, sagt er. Ähnlich auch die Gedanken von Diana Sandler von der Jüdischen Gemeinde. „Ein Zufall ist das nicht, da ist jemand gut vorbereitet mit einer Säge gezielt zu diesem Baum gegangen“, verurteilt sie. Für Weprajetzki ist klar, der Heimatverein wird sich nicht unterkriegen lassen. „Wir werden zu einer Spendenaktion aufrufen und einen neuen Baum pflanzen“, kündigt er an. Den materiellen Schaden beziffert er auf zirka 1000 Euro, der moralische Schaden sei an Wert nicht zu benennen. „Wir verurteilen das und werden nicht klein beigeben. Und wenn der nächste Baum abgesägt wird, kommt ein neuer Baum in die Erde.“

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