„Heute noch, morgen schon“: Nikolaikirche wirft filmischen Blick auf das Berlin um 1990

  • Ungewisse Zukunft: Szene aus dem Dokumentarfilm „Berlin Bahnhof Friedrichstraße“, gedreht im Frühsommer 1990 Foto: Deutsche Kinemathek/Stadtmuseum Berlin

Berlin. 35 Jahre nach Ende der deutschen Teilung thematisiert eine raumgreifende Ausstellung mit teils noch nie gesehenem und in Teilen persönlichem Filmmaterial im Berliner Museum Nikolaikirche die grundlegenden Umbrüche und den persönlichen Alltag in der deutschen Hauptstadt um 1990. Der Ort ist dabei bewusst gewählt: Am 11. Januar 1991 fand in der Nikolaikirche die konstituierende Sitzung des ersten Gesamtberliner Abgeordnetenhauses nach dem Fall der Berliner Mauer statt.

Die Ausstellung „Heute noch, morgen schon“ versammelt bis 6. April 2026 rund sechs Stunden Filmmaterial, gezeigt auf großformatigen Bildschirmen, die an einer vier Meter hohen Gerüstlandschaft befestigt sind. Zu sehen sind dokumentarische und künstlerische Kurzfilme sowie Film- und Fernsehausschnitte. Sie geben einen Einblick in die tiefgreifenden Veränderungen jener turbulenten Zeit. Vor allem Menschen in Ost-Berlin erlebten den Sturm der Ereignisse als widersprüchlich: einerseits Selbstermächtigung, Freiheitsgewinn und die Versprechen der Marktwirtschaft, andererseits Verunsicherung, Arbeitsplatzverlust und Gewalt gegen Menschen, die als anders wahrgenommen wurden. Was etwa bedeutete der Ausbruch von Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit nach dem Mauerfall für Menschen mit Migrationsgeschichte in West- und Ost-Berlin?

Der Blick auf das Berlin um 1990 bis in die jüngere Vergangenheit offenbart sich dabei aus verschiedenen Perspektiven. Die Praxis der Filmemacher reicht von der teilnehmenden Beobachtung über das offene Gespräch bis hin zur künstlerischen Aneignung.

Infos: www.stadtmuseum.de

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