Ihr großes Thema waren Frauen: Grafikerin Inge Jastram im Alter von 91 Jahren gestorben

  • Stand oft im Schatten ihres Mannes Jo Jastram: Grafikerin Inge Jastram (1934–2025) Foto: Thomas Häntzschel/Nordlicht/dpa

Kneese. Die Grafikerin Inge Jastram ist tot. Sie sei in der Nacht zu Freitag im Alter von 91 Jahren gestorben, teilte ihre Tochter Susanne Rast mit. Inge Jastram war die Frau des 2011 gestorbenen Bildhauers Jo Jastram. Auch ihr Sohn Jan Jastram und ihre Tochter Susanne Rast haben die künstlerische Laufbahn eingeschlagen, beide arbeiten als Bildhauer.

2019 war Inge Jastram mit dem Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern geehrt worden. Zu ihrem 90. Geburtstag im vorigen Jahr hatte die Kunsthalle Rostock eine Retrospektive auf ihr Lebenswerk gezeigt.

Die 1934 in Naumburg (Sachsen-Anhalt) geborene Inge Jastram studierte nach ihrem Gesellen-Abschluss als Schneiderin von 1952 bis 1957 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Arno Mohr und Werner Klemke, machte dort auch ihr Diplom als Buchillustratorin. 1958 heiratete sie Jan Jastram und ging nach Rostock, um dann 1982 nach Kneese bei Marlow zu ziehen.

Künstlerisch beschäftigte sie sich mit grafischen Arbeiten für Zeitungen, Glasfenstern, Wandgestaltungen, Klinkerwandgestaltungen in Rostock und Berlin – um 1979 zur Buchillustration zurückzukehren und 1982 die Auszeichnung „Bestes Buch des Jahres“ zu erhalten. Von 1990 an befasste sie sich mit freien Arbeiten, Radierungen, Menschenbeobachtungen und Landschaften.

„Ich habe mir alles von der Seele gekratzt, was mich bedrückte“, sagte sie einmal über ihre Arbeiten, von denen viele während und nach der Wendezeit entstanden sind. Eines ihrer großen Themen waren Frauen, darunter viele Porträts von Prostituierten. Solche Arbeiten wären in der DDR undenkbar gewesen. Zu ihren künstlerischen Vorbildern zählte sie Henri de Toulouse-Lautrec und George Grosz. Auch waren für sie die Gedichte von Klaus Mann und Wolfgang Borchert eine Inspirationsquelle.

Inge Jastram galt als expressive Grafikerin, die mit kräftiger Nadel ihren Emotionen auf der Metallplatte Ausdruck verlieh. 2013 waren ihre Arbeiten zusammen mit Werken ihres Mannes in der Rostocker Kunsthalle zu sehen. Sie stand immer im Schatten ihres Mannes. Dabei war ihr Œuvre mindestens genauso kraftvoll und filigran. „Nebenbei hat sie die Wege frei geackert, damit ich arbeiten kann“, beschrieb Jastram das Wirken seiner Frau.

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